An einem sonnigen Sonntagmorgen trudeln hungrige Gläubige im EvangelischenGemeindehaus in Giebelstadt ein. Sie sind hungrig nach Gemeinschaft und nach Glaubensimpulsen. Und hungrig im eigentlichen Sinn des Wortes: Denn zum „Highlight Sunday“ versammeln sich Gemeindemitglieder und Menschen aus umliegenden Ortschaften, um zu frühstücken. Das Evangelische Gemeindehaus ist aus Platzgründen zum Veranstaltungsort geworden.
Das Ehrenamt macht es möglich
Während sich die Gäste im Eingangsbereich grüßen, einander in die Arme fallen und sich Getränke einschenken, treffen Ehrenamtliche die letzten Vorbereitungen. Unter anderem tragen sie ein grünes Banner vor die Eingangstür, das darauf aufmerksam macht, dass in den Räumlichkeiten gerade eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft zum Heiligen Jahr stattfindet. Die Ehrenamtlichen tragen einen Sticker mit dem Logo des Heiligen Jahres und dem Motto „Pilger der Hoffnung“ auf der Brust. Pastoral-referent Benedikt Glaser sagt, dass sie damit auf das Engagement hinweisen wollen, das hinter dem Projekt steckt.
Das Programm, bestehend aus Frühstück, Workshops und Gottesdienst, beginnt mit dem niederschwelligsten Angebot – dem gemeinsamen Essen. An diesem Sonntag haben acht Ehrenamtliche mitgewirkt: Sie haben die Lebensmittel besorgt, serviert und sorgen dafür, dass genug Tee und Kaffee kocht. Der Pastorale Raum Ochsenfurt bezuschusst Projekte wie diese im Rahmen des Heiligen Jahres. Eine pinke Spendenbox in Herzform sorgt für weitere Einnahmen.
Langfristig zum Glauben finden
Traditionell sei Sonntagvormittag Kirchenzeit, sagt Benedikt Glaser. Diese Zeit wolle er für die Gemeinde zurückholen: „Es soll den Gemeindeaufbau fördern. Diese Stärkung brauchen wir. Wir sind alle keine fertigen Christen.“ Gedacht war das Angebot auch zur Kommunionkatechese. Beim ersten Highlight Sunday vor Weihnachten kamen rund 120 Menschen zusammen. Doch Glaser beobachtete, dass viele Kommunionfamilien aus einem Pflichtgefühl teilnahmen.
Diesen Eindruck teilt der ehrenamtliche Laie Oliver Pyka. Beim genannten Treffen verabschiedete er eine Familie und fragte, ob sie denn zur Aktion im Advent nächsten Jahres kommen würden. Die Reaktion: „Nein, wieso? Da ist ja keine Kommunion mehr.“ Pyka glaubt, dass sich die meisten Eltern nur in der Vorbereitungszeit zur Kommunion in der Kirchengemeinschaft engagieren. „Ich finde es persönlich sehr schade, dass die katholische Kirche das zulässt“, sagt er. Und macht sich Worte von Monsignore Josef Treutlein zu eigen, der in einem Gespräch gesagt haben soll: „Das macht die Sakramente kaputt.“
Programm für alle Altersgruppen
An diesem Sonntag sind zwei Kommunionfamilien gekommen und das freiwillig. „Wir wollen Leute, die langfristig zum Glauben finden“, sagt Pyka. Und diesen Menschen wird auch etwas geboten: Es stehen Ehrenamtliche bereit, die ein Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenprogramm gestaltet haben. „Alle sind in den Startlöchern.“
An diesem Sonntag schmücken Kinder eigene Kerzen. Die Erwachsenen tauschen sich über Bibelinhalte aus. Zu Beginn des Highlight Sunday habe es auch eine gesonderte Einheit zur Kommunionvorbereitung gegeben, erläutert Pastoralreferent Benedikt Glaser. Allerdings war die Nachfrage so gering, dass sie stattdessen ein Programm für alle Kinder anbieten.
Glaser leitet an diesem Sonntag eine Lectio Divina für die Erwachsenen. „Da ist er voll in seinem Element“, sagt Pyka. Denn dabei verliere er oft die Zeit aus den Augen. Kurz vor Gottesdienstbeginn um11 Uhr klopft Pyka an der Tür, um den Pastoralreferenten und die Workshop-Teilnehmer zum Gottesdienst zu bewegen. Die Kinder stehen zu diesem Zeitpunkt schon an der Garderobe und haben ihre Kerzen in der Hand.
Die Veranstalter haben den Anspruch jeden ersten Sonntag des Monats mit Gläubigen zusammenzukommen, auch wenn zeitgleich andere Ereignisse stattfinden, wie der Karnevalsauftakt. „Wir konkurrieren immer mit anderen Veranstaltungen“, sagt Pyka. Wenn es nicht der Karnevalsbeginn sei, dann eben Geburtstage von Angehörigen. Doch die Leute sollen sich auf den regelmäßigen Termin verlassen können. „Es geht nicht um die Zahl der Teilnehmer“, sagt Glaser. Der Highlight Sunday soll eine feste Routine haben und damit zur Gewohnheit werden. Bis es soweit ist, muss man durchhalten, sagt Pyka: „Es klappt nur über Mundpropaganda.“ Die beste Werbung sei, wenn Menschen kommen, sich daran erfreuen und anderen davon erzählen.
Schon jetzt kommen nicht nur Giebelstädter zum Highlight Sunday. Perspektivisch sei es ein Projekt für den ganzen Pastoralen Raum Ochsenfurt, sagt Glaser. Er wünscht sich, das Projekt auch in anderen Gemeinden zu organisieren. Und sieht den Pastoralen Raum als Chance. Statt viele kleine Projekte auf Gemeindeebene anzubieten, will er seine Energie in Projekte wie diese stecken. Dafür lässt er sich gerne von anderen Gemeinden inspirieren. Die Idee zum Highlight Sunday hat er von einer Pfarrei aus dem Bistum Augsburg.
Angelina Horosun
Der Highlight Sunday findet jeden ersten Sonntag im Monat ab 8.30 Uhr statt. Infos zum Veranstaltungsort finden Sie unter www.kirche-giebelstadt-buetthard.de/