Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Geteiltes Brot

Bäckermeisterin Rosalinde Schraut schwört auf Traditionsgebäck
Der Gedenktag des heiligen Martin hat nicht nur im Kirchenraum eine tiefe christliche Bedeutung. Auch im Bäckerhandwerk hat der Heilige seine Spuren hinterlassen.

„Will man Tradition und Nachhaltigkeit oder will man nur darüber reden?“, fragt Rosalinde Schraut. Die Bäckermeisterin ist verärgert. Denn Nachhaltigkeit und Tradition gelten heute als schick – doch zwischen Anschein und gelebter Wirklichkeit klaffe eine Lücke, meint sie. Rosalinde Schraut ist Bäckermeisterin in sechster Generation. Um 1825 wurde die erste Familienbäckerei gegründet.

Der Gedenktag naht

Aufgewachsen im elterlichen Familienbetrieb im Karlstadter Stadtteil Stetten, führt sie heute selbstbewusst ihren kleinen Bäckerladen in Würzburg. Und nun, da der Gedenktag des heiligen Martin näher rückt, können Menschen bald wieder gebackene Martinsgänse und Martinsfiguren bei Schraut kaufen.

Der Bäckerladen ist bis unter die Decke bestückt mit Regalen. Diese sind nicht nur mit Brotlaiben gefüllt, sondern auch mit Süßigkeiten, Softdrinks und anderem. Über den Stühlen und Bänken an der Wand thront ein großer runder Spiegel, der das Geschehen im Laden zeigt. Von den gebackenen Gänsen und Martinsfiguren gibt es allerdings zur Zeit noch keine Spur. Sie kommen erst in die Auslage, wenn der Martinstag bevorsteht. Aus Schrauts Sicht eignet sich die Martinszeit, darüber nachzudenken: Welche Botschaften stehen hinter biblischen Worten, zum Beispiel hinter dem Begriff Nächstenliebe? Darüber denkt die Geschäftsfrau im Gespräch mit dem Sonntagsblatt laut nach. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, heißt es in der Bibel. Für die Bäckermeisterin bedeutet das Haltung: „Jemandem helfen, die Tür aufhalten, den Nachbarn fragen, ob man ihn irgendwohin fahren soll – die Menschen sollten dafür wieder sensibilisiert werden.“ St. Martin ging besonders weit: Er teilte mithilfe seines Schwerts seinen Mantel in zwei Hälften und gab eine davon einem frierenden Bettler. Das Teilen zeige sich auch in alten Bäckertraditionen, unterstreicht Schraut.

Etikette in früherer Zeit

Sie erzählt vom traditionellen Umgang mit Gebackenem: „Man beißt nicht einfach hinein, man teilt es. Das war früher Etikette: Ein Brötle wird gebrochen, eine Brotscheibe wird gebrochen oder geschnitten, aber nie als ganze Scheibe gegessen. So haben wir das gelernt.“ Von solchen Regeln und vom Sinn des Traditionsgebäcks ist sie überzeugt. Es schaffe Wohlbefinden und Vertrautheit, denn der Mensch brauche Rituale und Feste. „Es ist so ähnlich wie das Gute-Nacht-Sagen oder Vorlesen von Büchern bei Kindern“, erklärt sie.

von Sarah Baus