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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Generalsanierung erfolgreich beendet

    Zeitweise war das Kloster der Franziskaner-Minoriten in der Würzburger Stadtmitte ein wenig kontemplativer Ort: Wände wurden aufgerissen, neue Leitungen und Rohre verlegt, sie wurden durchbrochen, neu verputzt und geschliffen, ein neuer Boden verlegt. Für die Brüder enden nun zwei Jahre Leben auf der Baustelle. „Man hat gespürt, es wird Zeit, dass die Arbeiten nun zu Ende gehen“, schildert Bruder Josef Bodensteiner, der Guardian des Konvents, seinen Eindruck.

    Die auf 7,3 Millionen Euro veranschlagten Kosten für die größten Bauarbeiten nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren nicht nur eine Nervenprobe für die Brüder, sondern bilden auch einen tiefen Einschnitt in die 800-jährige Geschichte des Klosters, das ab 1249 zwischen Franziskanergasse und Neubaustraße von früheren Generationen errichtet worden war.

    Für die derzeit 18 Ordensangehörigen sowie einen Novizen bedeuten die aufwändigen Umbauarbeiten zwar ein klares Bekenntnis zu der Stadt, um deren kranke, aussätzige und arme Menschen sie sich von Beginn an gekümmert haben, aber auch tiefgehende Veränderungen: Sie haben sich aus zwei von drei Flügeln des weitläufigen Gebäudes ganz zurückgezogen. Auch wurde die wertvolle Ordensbibliothek an das Diözesanarchiv abgegeben. Stattdessen ziehen Mieter ein, das Stadtarchiv, das einige seiner Bücher und Dokumente hierher auslagert, und das Berufsbildungswerk Caritas-Don Bosco, das mit zwei Internatsgruppen mit Auszubildenden einzieht. Auf dem bisherigen Parkplatz im Hof entsteht ein Erweiterungsbau des benachbarten Hotels Rebstock.

    Gefragter Mann

    „Die Mieteinnahmen helfen uns, um den Lebensunterhalt der Brüder zu sichern“, erklärt Bruder Steffen Behr, der die Gesamtkoordination der Arbeiten übernommen hat. Zudem bleibe damit mehr Zeit, um sich auf die Seelsorge zu konzentrieren. Auch kurz vor der Weihe des sanierten Klosterkomplexes, ist ein Rundgang mit Pater Steffen nicht ganz einfach: Er ist noch immer allerorten gefragt. Obwohl ein Mitarbeiter der Telekom vor kurzem die Telefonanlage freigeschaltet hat, geht das Internet immer noch nicht. Pater Konrad Schlattmann, der gerade dabei ist, umzuziehen, steht mit einem Stuhl in der Hand etwas verdutzt vor der Tür des neuen Fahrstuhls, die sich ununterbrochen öffnet und schließt, aber kein Anzeichen macht, dass er nach oben in den Wohnbereich abfahren könnte.

    „Bruder Architekt“

    Dass mit Bruder Steffen Behr, dem gelernten Architekten, der sogar noch nach seiner Priesterweihe 2011, einige Zeit in seinem Beruf gearbeitet hat, ein Experte aus den eigenen Reihen zur Verfügung gestanden hat, hat geholfen, die Mitbrüder zu überzeugen, dass die großen Baumaßnahmen unumgänglich sind: „Ein Kloster ist natürlich nicht irgendeine Baustelle“, weiß er. In einem Orden, der seit seiner Gründung auf eine starre Hierarchie verzichtet, seien viele Gespräche nötig gewesen, um sich abzustimmen. In Würzburg sind die Provinzverwaltung, das Juniorat, wo die Novizen ausgebildet werden, und knapp die Hälfte aller Brüder der Provinz untergebracht, darunter auch die älteren, die nicht mehr im aktiven Dienst stehen.

    „Den letzten Ruck, die Herausforderungen anzupacken“, habe schließlich ein Ereignis gebracht, das spontanes Handeln erforderte, berichtet Bruder Josef: Als es im Herbst 2015 urplötzlich Flüchtlinge ohne Wohnung in Würzburg gab, habe es keine Zweifel gegeben, dass die Brüder die freien Räume den Bedürftigen zur Verfügung stellen. Es war das erste Mal, dass die Ordensgemeinschaft für längere Zeit völlig fremde Personen in ihr Kloster aufgenommen hat. „Auch bei den Bauarbeiten trafen sich zwei fremde Welten, die der Handwerker und die der Brüder, deren Wege sich aber regelmäßig kreuzten.“ Auch beim gemeinsamen Grillen im Hof, in der Adventszeit beim Weißwurstfrühstück oder nach der Altarweihe in der Hauskapelle durch Bischof em. Friedhelm Hofmann bei einer kräftigen Brotzeit sei man sich menschlich näher gekommen.

    Um sich auf den Lebensrhythmus eines Klosters einzulassen, haben die Architekten des Würzburger Büros Grellmann Kriebel Teichmann zwei Tage mit den Brüdern gewohnt. „Es ging darum, dass sie den Tagesablauf mitbekommen und besondere Problembereiche kennenlernen“, erzählt Behr. Rasch sei klar gewesen, dass das düstere Refektorium – der Speisesaal – eine helle und freundliche Gestaltung und über Türen einen unmittelbaren Zugang zum Garten erhält, dass etwas gegen das unangenehme Hallen in den Räumen getan werden muss und dass das Kloster einen Raum benötigt, wo sich die Brüder am Abend treffen können: Dafür wurde unter dem Dach ein Rekreationszimmer mit einer kleinen Küche eingerichtet.

    Zeitlos – bescheiden

    Auf Überflüssiges wurde ganz im Sinne Franz von Assisis verzichtet: Die Klosterzellen, ebenso die Zimmer für Gäste, wirken mit den weiß gestrichenen Wänden zeitlos und sind weiterhin bescheiden eingerichtet: Es gibt kaum mehr als einen Stuhl, einen Schreibtisch, ein Bett und ein Regal für Bücher. Toiletten und Bäder sind auch für ältere Menschen geeignet ausgebaut. Neu ist auch der Brandschutz, der zuvor kaum eine Rolle gespielt hat. Für die Böden wurden langlebige Naturmaterialien verwendet, massives Holzparkett und Muschelkalk-Platten. Auch wird es erstmals einen kleinen Klosterladen und ein kleines Café für Gespräche an der ebenfalls neu und ansprechend gestalteten Pforte geben. Öffentlich zugänglich sollen zudem ein neuer Saal mit 65 Plätzen und ein Gesprächsraum für die Beichte sein.

    Zuschüsse – Spenden

    Die Mittel stammen aus den Rücklagen des Konvents und der Ordensprovinz. Die Diözese hat einen Zuschuss gegeben, aber auch Spenden haben mit 1,2 Millionen Euro, die eingeplant sind, einen großen Anteil. Auf die ist Bruder Josef besonders stolz: „Das kommt von Menschen, die im Herzen mit uns sind und mit denen wir eine enge Verbindung geknüpft haben.“ Eine Folge der guten Seelsorge früherer Generationen.

    Die Zerstörungen des Kriegs und der hastige Wiederaufbau einiger Bereiche in den Nachkriegsjahren, die dennoch erst 1971 vollständig beendet war, haben nur wenig historische Bausubstanz wie den Kreuzgang übrig gelassen. Die Auflagen des Denkmalschutzes waren darum weitgehend unproblematisch. Dafür wurden ausführliche archäologische Ausgrabungen nötig, die einen tiefen Einblick in das Leben der Brüder im Mittelalter gegeben haben: Im Hof an der Neubaustraße wurden neben einem noch heidnisch bestatteten Germanen aus dem fünften Jahrhundert auch unzählige Schweineknochen, die zu Perlen und Rosenkränzen verarbeitet wurden, und Weinbergschnecken, vermutlich eine Fastenspeise, gefunden.

    „Unser Orden denkt in langen Zeiträumen“, stellt Bruder Josef fest. Auch wenn sich die Speisegewohnheiten geändert haben, sieht er in den langwierigen Umbauarbeiten nur eine Etappe der Ordensgeschichte, die aber wie eine „Kraftquelle“ wirke und den Franziskaner-Minoriten in Würzburg neuen Schwung verleihe.

    Christian Ammon


    Segnung und Tagder offenen Türe

    Mit einem Pontifikalamt am 23. Juni um 10 Uhr in der Franziskanerkirche, wird der Abschluss der Generalsanierung des Klosters gefeiert. Zelebrant ist Weihbischof Ulrich Boom. In einem anschießenden Festakt mit Vertretern der obersten Ordensleitung aus Rom, wird der generalsanierte Gebäudekomplex gesegnet.
    Ein Tag des offenen Klosters (mit Führungen) findet am 7. Juli in der Zeit zwischen 10 und 16 Uhr statt.