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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gemeinsame Werte teilen

    Zu einem Vortrag mit dem Titel „Globalisierung und europäische Identität: Gehen die christlichen Werte unter?“ hatten die Katholische Akademie Domschule und die Gemeinschaft Sant’Egidio eingeladen. Der Botschafter der italienischen Republik in Deutschland, Antonio Puri Purini sprach als erster Botschafter eines ausländischen Staates überhaupt im Sankt Burkardushaus.
    WÜRZBURG. „Das Wichtigste ist, dass die Menschen in Europa ein europäisches Bewusstsein entwickeln.“ Dies sagte der Botschafter der italienischen Republik in Deutschland, Antonio Puri Purini, am 20. Februar im Sankt Burkardushaus. Zu dem Vortrag mit dem Titel „Globalisierung und europäische Identität: Gehen die christlichen Werte unter?“ hatten die Katholische Akademie Domschule und die Gemeinschaft Sant’Egidio eingeladen.

    Puri Purini sprach als erster Botschafter eines ausländischen Staates überhaupt in der Bildungseinrichtung. „Im Bewusstsein des Einzelnen muss die Erkenntnis reifen, dass wir gemeinsame Werte teilen“, sagte der Diplomat. Europäische und nationale Identität seien dabei keine Widersprüche. Gesamteuropa fuße auf griechischen und römischen Wurzeln. Gemeinsam seien dem Kontinent christlich-jüdische Ursprünge sowie die Werte des Humanismus, der Renaissance und Aufklärung wie auch die Ideen der Menschenrechte und sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit. Entscheidend dabei sei das Christentum. Dessen Wertvorstellungen hätten maßgeblichen Einfluss auf die grundlegende allgemeine Erklärung der Menschenrechte gehabt.

    Stabilisierend gewirkt

    Durch die Präsenz des Kirchenstaates sei in Italien ein besonders starker Einfluss des Katholizismus auf die Geschichte nachzuweisen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe das Christentum in ganz Europa große Bedeutung für die Stabilisierung des Wertekodex bewiesen. Auch bei der Rückkehr Osteuropas in das gemeinsame Haus habe es eine führende Rolle gespielt. „Ohne die Wirkung des polnischen Papstes wäre dieser Prozess nicht derart rasant und gewaltlos abgelaufen.“ So sei es nur folgerichtig, dass die EU-Flagge primär durch den Strahlenkranz der Madonna des Straßburger Münsters inspiriert worden sei. „Unterstützt durch unseren christlichen Hintergrund sollten wir daher mit mehr Hoffnung in die Zukunft blicken“, betonte Puri Purini, „denn er hilft uns bei unserer gemeinsamen Integration in Gesamteuropa.“

    Zunehmende Säkularisation
    Derzeit befinde sich die Europäische Union jedoch in einer schwierigen Phase, warnte der Botschafter. Die Übermacht des Marktes, die zunehmende Säkularisation und ein zu wenig forcierter Geschichtsunterricht führten zu einem Verlust kultureller Identität. Außerdem stehe die Gemeinschaft unter dem Druck ständiger Kritik an ihren Institutionen sowie vor der Herausforderung der multikulturellen und multiethnischen Gesellschaft. Die Globalisierung drohe, Traditionen aus den Angeln zu heben und Erinnertes zum Verschwinden zu bringen. „Wenn dann ein junger Mensch im Museum die Bedeutung der europäischen Kunst nicht mehr erkennt, haben wir unsere Identität verloren.“

    Dem stehe die Perspektive einer großen Vision gegenüber, die die Loyalität der Bürger verdiene. Italien und Deutschland setzten sich wie kaum ein anderer Staat ein, die Substanz dieser Vision zu stärken: „Wir wollen beide immer mehr, und nie weniger Europa.“ Denn Europa sei noch immer nicht stark genug. Die Herausforderungen der Gegenwart müssten die Europäer daher als Chance begreifen, sich selbst Europa zu erklären und sich als Europäer zu erkennen. Das Europa der Regionen dürfe sich nicht gleichmachen lassen und müsse seine Vielfalt in gegenseitigem Respekt erhalten. „Die Bürger müssen ihre Verantwortung für ihr künstlerisches, kulturelles und geistiges Erbe erkennen und wahrnehmen“, forderte der Diplomat. Diese europäische Wertegemeinschaft im Zuge der Globalisierung Muslimen zu verdeutlichen sei schwierig. Sicher müsse die Dialogfähigkeit mit anderen Kulturen gestärkt werden. Integration könne es aber nur im Rahmen der europäischen Werte geben. Intoleranz müsse man entschieden entgegentreten, egal woher sie komme.

    Bildungsoffensive
    Eine europäische Offensive forderte der italienische Botschafter vor allem auf dem Gebiet der Bildung. Das Erasmus-Programm habe bereits rund eine Million europäische Studenten zusammengebracht und so geholfen, Vorurteile abzubauen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die universitäre und kulturelle Zusammenarbeit müsse forciert werden: „Warum können nicht sieben verschiedene Universitäten gemeinsam an einem Projekt arbeiten?“ Die Einigungsprozesse in Europa seien zweifellos kompliziert, aber schließlich kämen wir eben doch zu einem Ergebnis. – „Der Einsatz lohnt sich immer.“