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Mit dem Fortschreiten der Erkrankung wurde eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung notwendig. Die Familie entschied sich gegen eine Unterbringung im Heim und engagierte eine Pflegekraft für zu Hause.
Doch irgendwann ging auch das nicht mehr. Händeringend suchte Heike Orschler-Schmitt nach einer anderen Möglichkeit individueller Betreuung und hörte schließlich von der Wohngemeinschaft für Demenzbetroffene in Kleinostheim.
Familiär
Dort lebt Elisabeth Orschler nun seit fünf Jahren. „Im Rückblick sind wir viel zu spät gekommen“, bedauert Heike Orschler-Schmitt. Für sie ist das Haus Louise von Marillac die perfekte Lösung, weil es den „goldenen Mittelweg zwischen der Pflege zu Hause und der Unterbringung im Heim“ realisiere. „Die alten Menschen leben in einer familiären Atmosphäre, ihre individuellen Bedürfnisse werden berücksichtigt und ich als Angehörige fühle mich entlastet ohne die Verantwortung abgeben zu müssen“, berichtet sie.
Mit dieser Einschätzung steht die Geschäftsfrau aus Aschaffenburg nicht alleine da. Seit der Eröffnung vor zehn Jahren gilt die Demenz-WG als modellhaft und erfreut sich reger Nachfrage. Entstanden ist das Haus Louise von Marillac auf Initiative der „St. Vinzenz von Paul GmbH“ in Kleinostheim. Im Jahr 2001 besuchten der damalige Geschäftsführer Klaus Jakob und Aufsichtsratsvorsitzender Konrad Frieß in Münster eine der ersten Demenz-WGs in Deutschland und waren begeistert. Mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Hubert Kammerlander, des Pfarrers Clemens Bieber und seines evangelischen Kollegen Rudi Rupp ging man einen Neubau auf einem Gemeindegrundstück an. Bereits in der Planungsphase erkannte das Bayerische Sozialministerium das Haus als Modellprojekt an, begleitete und förderte das Projekt. Am 1. Mai 2006 öffnete die erste Demenz-WG in Unterfranken ihre Pforten.
Eingebunden
Modellcharakter hat das Haus an der Bassenser Straße schon in baulicher Hinsicht: Das freundliche Gebäude im Stil eines Mehrfamilienhauses bietet zwölf individuell nutzbare, barrierefreie Zimmer mit Duschbad und WC. Jeder Bewohner gestaltet den Wohnraum nach seinem Geschmack. Bei Franziska Fecher hängt beispielsweise ein wandfüllendes Baumwipfelbild. „Das erinnert mich an zu Hause und die Spaziergänge am Main“, sagt die stille alte Dame, die sich am liebsten in ihrem Zimmer aufhält. Über großzügige, heimelig gestaltete Flure und einen Aufzug gelangen die Bewohner ins Erdgeschoss, wo sich speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Gemeinschaftsräume befinden. Mittelpunkt ist eine Wohnküche mit großen Tischen, gemütlichen Sitzecken, Bildern, Grünpflanzen und einem Wintergarten. Außerdem gibt es zwei liebevoll eingerichtete Erinnerungszimmer aus der „guten alten Zeit“, ein behindertengerechtes Wannenbad sowie einen großen Garten mit blühenden und duftenden Pflanzen.
Als richtungsweisend gilt auch das Konzept der WG. Im Gegensatz zur klassischen Heimunterbringung ordnen sich die Bewohner nicht einer festen Heimstruktur unter, sondern sind aktiv in die täglichen Abläufe eingebunden, schälen je nach Fähigkeiten Kartoffeln, schneiden Gemüse oder helfen beim Tischdecken. Unterstützt werden sie dabei von Pflegekräften, die rund um die Uhr vor Ort sind und für einen geregelten Tagesablauf sorgen. Für individuelle Pflegeleistungen kann zudem der ambulante Dienst einer Sozialstation in Anspruch genommen werden.
Für alle Entscheidungen, die die Bewohner nicht selbst treffen können, gibt es ein Angehörigengremium. Hier beraten die Angehörigen darüber, was im Haus wie laufen soll. Gemeinsam legen sie die Rahmenbedingungen fest, formulieren Anforderungen an die Präsenzpersonen, beauftragen eine Sozialstation und beraten über die Aufnahme neuer Bewohner. Unerlässlich ist auch die tatkräftige Mithilfe jedes einzelnen in den unterschiedlichsten Bereichen: Regelmäßig müssen Lebensmittel und Hygieneartikel eingekauft, die Straße gekehrt, der Garten gegossen und Hausmeisterdienste erledigt werden. Außerdem unterstützt jeden Abend ein Angehöriger die Pflegekräfte beim Abendessen.
Verein alsTräger
Dass das Konzept seit nunmehr zehn Jahren funktioniert, ist vor allem dem Verein „Gemeinsam statt einsam e.V.“ zu verdanken, der eigens für die Wohngemeinschaft gegründet wurde.
13 ehrenamtliche Mitglieder zählt er aktuell, den Vorsitz hat seit fünf Jahren Martina Dillinger. „Wir vermieten die Zimmer, sind Ansprechpartner für Interessenten, kümmern uns um Organisation und Rechtliches“, umreißt Dillinger die Aufgaben der Vereinsmitglieder. Vor allem aber fungiere man als „neutraler Vermittler zwischen Hausbewohnern, Angehörigen und beauftragtem Pflegedienst“ und sorge so für die Unabhängigkeit der einzelnen Bereiche. Unabhängigkeit ist auch oberste Maßgabe bei der Auswahl neuer Bewohner.
„Ausschlaggebend sind allein der Erkrankungsgrad des Patienten und die Situation der Angehörigen, die dem Angehörigengremium anonym und ohne Kenntnis von Namen vorgelegt werden“, so Dillinger.
Eine Luxusunterbringung ist das Wohnen in der Demenz-WG übrigens keineswegs. „Finanziell ist das Angebot absolut vergleichbar mit einem Dauerpflegeplatz in einem Heim“, stellt Martin Wienand, Geschäftsführer des benachbarten Hauses St. Vinzenz von Paul, klar. Nicht unterschätzen sollte man an dieser Stelle aber das Engagement der Angehörigen, denn: „Man bucht hier keine All-inclusive-Lösung, sondern ist weiter gefragt und gefordert“, so Heike Orschler-Schmitt. Für sie ist die Verpflichtung zur Mitwirkung keine Last, sondern war ausschlaggebend dafür, dass sie sich für die Demenz-WG entschieden hat: „Ich kann mitgestalten, mich einbringen, da sein, und das tut mir und meiner Mutter sehr gut.“
Anja LeggeKontakt
Gemeinsam statt einsam e.V. – Martina Dillinger,
Mainblick 20,
63801 Kleinostheim.
Telefon 06027/464074,
E-Mail „haus-louise-von-marillac-kleinostheim@web.de“,
Internet „www.haus-louise-von-marillac-kleinostheim.de“.