Die kleine Kapelle, die aus einem offenen Schutzraum für Wanderer und einem geschlossenen Raum für religiöse Feiern besteht, passt sich in die Rhöner Landschaft ein. Als Baustoffe wählte Architekt Peter Dechant (Bad Neustadt) im Einvernehmen mit dem Initiator Materialien mit Symbolwert für die Region und die umgebende Natur. So besteht die Decke, die noch begrünt wird, aus geschälten Eichenstämmen. Zur räumlichen Abtrennung dienen zum Teil Wände aus Basaltsteinen und eine Wand aus geflochtenen Weidenruten. Verbaut wurden auch Pflastersteine, mit denen vor einigen Jahren noch Straßen in Ostheim vor der Rhön bedeckt waren. Weitere Attribute werden ein Stück Drahtzaun der ehemaligen „Zonengrenze“ als Symbol für die lange willkürlich unterbrochene Verbindung zu Thüringen und ein Rosenstock sein, der an die thüringische Patronin Elisabeth erinnert. Blickfang und Mittelpunkt des Andachtsraums, der etwa 80 Personen Platz bietet, ist eine würfelförmige Holzskulptur „Der Träumer“ des Bad Neustadter Bildhauers Martin Dechant, die als Altartisch genutzt werden kann. In die Rückwand der Kapelle, die an den Sinnesgarten der Thüringer Hütte angrenzt, wird ein Fenster aus Kristallglas eingelassen, das in Regenbogenfarben das Tau als Zeichen des Namensgebers des Besinnungswegs, Franziskus, zeigt. Dafür beauftragte Werner bewusst den Glasdesigner Jürgen Schönberger aus dem thüringischen Arnstadt, um auch hier eine künstlerische Verbindung zwischen den Regionen der Rhön zu schaffen.
Auch die fünf Kilometer lange Route, die sich von der Kapelle in die Ebene hinunter- und wieder zum Ausgangspunkt hinaufschlängelt, hat Werner nach spirituellen wie natürlichen Vorgaben ausgesucht. Der Weg, der häufig bereits vorhandenen Wanderwegen folgt, zeigt die Vielfalt der Rhöner Landschaft, gewährt herrliche Ausblicke, führt durch Waldstücke mit uraltem Baumbestand, kreuzt aber auch Straßen. Als reine Gehzeit sollte man rund eine Stunde veranschlagen. Zusätzlich sollte man sich, ist der Weg endgültig fertig gestellt und eingeweiht, jedoch in jedem Fall noch mehr Zeit gönnen, denn der Franziskusweg ist kein Wander-, sondern ein Besinnungsweg. Einen spirituelle Schwerpunkt bieten die zehn Stationen nach dem Sonnengesang des heiligen Franziskus, die von 14 Skulpturen, geschaffen von Schülern der Bischofsheimer Holzbildhauerschule, markiert werden. Diese Stationen, die das Motto „Dank, Lobpreis und Verantwortung für die Schöpfung“ in sich vereinen, dienen der geistlichen Besinnung und Rast. Werner hat bei der Projektierung des Franziskusweges aber auch an Menschen gedacht, die Kirche und Religion weniger nahestehen. Diese lädt er zur geistigen Besinnung und Rast auf sieben Lesestationen ein. Dort warten auf Tafeln Texte und Bilder, die sich meditativ mit dem Thema „Weg – Lebensweg“ befassen. So kann sich der Wanderer zum Beispiel an der Überquerung einer Verkehrsstraße auf die Reflexion über Wege einlassen, die den eigenen Lebensweg kreuzen. Werner wünscht sich, dass durch die Verknüpfung beider Wegmotive – Sonnengesang und Lebensweg – Menschen wieder zu einer geistig-geistlichen Ausrichtung finden. Deshalb begleitet den Wanderer, ob er jetzt weniger und mehr religiös orientiert ist, das Tau als Wegweiser. Texte und Bilder sollen ihm einen Weg zu Gott und seiner Schöpfung weisen. Die Sockel für die Skulpturen sind bereits präpariert und warten auf die Aufstellung der Skulpturen, deren Entwürfe und Ausarbeitungen von den Lehrkräften der Holzbildhauerschule gerne in das Ausbildungsprogramm aufgenommen wurden. Deshalb beschränkten sich die Kosten für die künstlerische Weggestaltung auch auf den reinen Materialpreis.
Dafür sprach Werner beim Richtfest der Schule auch seinen tief empfundenen Dank aus. Ebenso dankte er den vielen freiwilligen Helfern und Sponsoren, die mit persönlichem Einsatz und Spenden dafür sorgten, dass sich das Projekt Franziskusweg seit Planungsbeginn im Spätherbst 2004 so gut entwickelt habe. Werner, der die Idee eines Franziskuswegs in der Hochrhön aus Südtirol, wo er einen ähnlichen Weg kennen lernte, mitgebracht hatte, gewann auf Anhieb viele Freunde und Förderer für das Vorhaben, dessen Gesamtkosten auf rund 100 000 Euro veranschlagt sind. Hauptsponsoren sind dabei das Leader-Programm, ein von der EG und vom Freistaat gefördertes regionales Entwicklungsmanagement der Landkreise Bad Kissingen und Bad Neustadt, das Seelsorgereferat der Diözese, die Sparkassenstiftung Bad Neustadt, der Bezirk Unterfranken und der Landkreis Rhön-Grabfeld. Bisher stehen etwa 80 000 Euro zur Verfügung.
Neben Lehrern und Schülern der Bischofsheimer Holzbildhauerschule ließen sich für freiwilliges Engagement auch weitere Interessierte in das ungewöhnliche Projekt einspannen. Für den Hausmeister der Thüringer Hütte, Conny Fries, und seinen Sohn Florian war es zum Beispiel eine Selbstverständlichkeit, den Urlaub auf der Baustelle zu verbringen und dabei auch Jugendliche aus der ganzen Welt in unterschiedliche handwerkliche Arbeiten einzuweisen.
Werner sieht es als eine der glücklichen Fügungen, dass man schon bald auch bei der Einrichtung „Internationale Jugendgemeinschaftsdienste“ Bonn (ijgd) auf den Franziskusweg aufmerksam wurde und die Abwicklung eines Workcamps vereinbarte. So wohnten jetzt bis zum Richtfest für zwei Wochen 19 junge Frauen und Männer aus insgesamt zwölf Ländern Europas und aus Übersee im Jugendhaus und übernahmen zahlreiche Handlangerdienste. Sie hatten sich für Schul- oder Semesterferien bei der Einrichtung mit dem Programm „Gemeinsam leben, lernen und arbeiten“ beworben und genossen den Aufenthalt in der Rhön mit der Möglichkeit, neben Ausflügen in die Umgebung und dem Austausch untereinander an einem Projekt mitzuarbeiten, das ihnen, gleich welcher nationaler oder religiöser Herkunft, auch spirituelle Impulse vermittelte. Sie ließen sich, ob aus China, Spanien, Finnland, der Ukraine oder Türkei, gleichermaßen für den Franziskusweg begeistern. Das lässt erwarten, dass der Franziskusweg auch in Zukunft Begeisterung und Interesse – nicht nur als touristisches oder sportliches Angebot – weckt. Pfarrgemeinden, kirchliche Vereine, aber auch Freizeiteinrichtungen lädt Werner ein, den Weg mit der Kapelle zu nutzen. Ein Buch seiner Frau Marion im Echter-Verlag Würzburg liefert dafür viele Impulse.
Tipps für Freunde
Wer sich an der Finanzierung des Franziskuswegs beteiligen will, kann seine Spende mit dem Kennwort „Franziskusweg“ auf das Konto Nummer 9845 des Jugendhauses Thüringer Hütte/Diözese Würzburg bei der Sparkasse Bad Neustadt (Bankleitzahl 793 530 90) einzahlen. Privatpersonen mit einer Spende ab 100 Euro und Firmen/Vereine/(Kirchen-)Gemeinden mit einer Spende ab 200 Euro werden ihren Namen auf einer Stele an der Tragwand der Kapelle wiederfinden. Bis 100 Euro gilt die von der Bank abgestempelte Quittung als Steuerbeleg.
Freunde des Franziskuswegs sind außerdem eingeladen, einem Verein „Freundeskreis Franziskusweg“ beizutreten, der zum Ziel hat, den Weg zu pflegen, zu erhalten und mit eigenen Aktionen (Begehungen, Gottesdienste) zu beleben.