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      50 Jahre Theologie im Fernkurs (Teil 1): Interview mit Fernkurs-Leiter Dr. Thomas Franz

      Gelernt wird auch hinter Gittern

      Sie kommen aus Köln, München, Hamburg oder Leipzig: Menschen aus allen Diözesen nehmen das Angebot „Theologie im Fernkurs“ der Domschule Würzburg wahr. Gegründet wurde der Kurs vor genau 50 Jahren. Seither sind mehr als 35000 Frauen und Männer in den Grundkurs eingestiegen. Im Vorfeld des Jubiläums, das Ende April gefeiert wird, sprach Pat Christ mit dem Theologen und Philosophen Dr. Thomas Franz (57), der den überdiözesanen Arbeitsbereich „Theologie im Fernkurs“ leitet. Seit 1. Januar befindet sich das Institut in der Rechtsträgerschaft der Diözese.

      Was ist denn genau Ihr Job als Leiter von „Theologie im Fernkurs“?

      Ich bin bei der Erstellung des Lehrmaterials beteiligt und fungiere als Kontaktperson für die Menschen, die in den verschiedenen deutschen Diözesen für „Theologie im Fernkurs“ verantwortlich sind. Ich bin weiter Mitglied der Zentralen Prüfungskommission, nehme aber auch selbst Prüfungen ab. Wir haben jedes Jahr rund 400 mündliche Prüfungen. Um sie abzunehmen, tingeln wir zwischen Benediktbeuern und Münster hin und her. In Prüfungszeiträumen kann es sein, dass wir jede Woche unterwegs sind.

      Warum entscheiden sich Laien, an Ihrem Fernkurs teilzunehmen?

      Viele sind seit langem ehrenamtlich in der Gemeinde tätig, zum Beispiel in der Kommunion- oder Firmkatechese. Sie wollen durch den Kurs verstehen, warum sie das, was sie tun, genau so tun, wie sie es tun. Oder auch, warum der Pfarrer dies oder jenes genau so macht. Ich glaube, dieses Verstehenwollen ist eine große Motivation. Die Kursteilnehmer wollen außerdem fundiert Auskunft geben können, wenn sie etwas gefragt werden. Daneben gibt es Menschen, die durch eine Lebenskrise, etwa eine schwere Krankheit, zu uns kommen. Schließlich haben wir auch diejenigen, die der Kirche lange fernstanden, vielleicht sogar ausgetreten sind, und nach zehn, 20 oder 30 Jahren wieder zurückkommen. Aber auch Menschen, die konvertieren wollen, belegen unsere Kurse.

      Wie viel Zeit muss man denn in den Kurs investieren?

      Wenn man den Kurs in 18 bis 24 Monaten durchlaufen möchte, muss man etwa zehn Stunden pro Woche einplanen, um die Lehrbriefe zu lesen. Das heißt, man muss schon ziemlich viel Zeit investieren. Allerdings ist es auch möglich, die einzelnen Kurse innerhalb von fünf Jahren zu absolvieren. Die meisten brauchen zwei bis zweieinhalb Jahre.

      Die momentane Lage der Kirche ist bekanntlich schwierig. Bekommen Sie dies bei „Theologie im Fernkurs“ zu spüren?

      Derzeit, würde ich sagen, gibt es keine Auswirkungen. Aber wir bekommen Krisen durchaus mit. Die Krise in Limburg 2013 hatte zum Beispiel zur Folge, dass die Zahl der Limburger Kursteilnehmer stark zurückging. Es kam sogar vor, dass Leute hier anriefen und sagten, dass sie den Kurs kündigen wollen. Insgesamt aber muss man sagen, dass wir nach wie vor viele wirklich sehr motivierte und auch sehr interessante Leute aus allen Berufsgruppen und Bildungsschichten haben.

      Haben Sie auch Teilnehmer aus einem anderen Herkunftsland als Deutschland?

      Wir haben auch Leute, die aus Ost- oder Südosteuropa nach Deutschland kamen, zum Beispiel im Zuge der Jugoslawienkrise in den 1990er Jahren. Oder Menschen, die ursprünglich aus Polen stam- men. Diese Teilnehmer bringen noch mal eine andere katholische Mentalität mit. Einmal hatten wir eine deutsche Jüdin und einmal eine Muslima, die allerdings in Deutschland aufwuchs. Schließlich landen bei uns Menschen aus Schwarzafrika oder Indien, die in Deutschland eingesetzt werden sollen. Nicht zuletzt hatten wir schon Deutsche, die im Ausland lebten. Ich erinnere mich an Teilnehmer aus Japan, Chile und Venezuela. Einmal meldete sich jemand aus Saudi-Arabien an. Das war etwas kompliziert, denn man durfte keine Briefe christlichen Inhalts dorthin schicken. Das Ganze lief am Ende über die Botschaft. Bei diesem Teilnehmer nahmen wir aus einem Hotel in Abu Dhabi sozusagen die erste Online-Prüfung ab.

      Was sind denn aus Ihrer Erfahrung typische neue Erkenntnisse, die man, selbst wenn man sich schon länger mit der katholischen Religion beschäftigt, durch den Fernkurs gewinnt?

      Unsere Teilnehmer haben oft langjährige kirchliche Praxis und aufgrund dieser Praxis auch ein bestimmtes Wissen. Sie kennen zum Beispiel viele Bibelstellen. Doch theologisches Wissen im eigentlichen Sinn haben viele noch nicht. Etwas schwierig kann für diese Menschen sein, zu erfahren, dass auch die Bibel in einem historischen Kontext entstanden ist. Denn im Gottes- dienst heißt es ja immer: „Wort des lebendigen Gottes.“ In unserem Kurs erfahren die Teilnehmer, dass es verschiedene Evangelien mit jeweils unterschiedlicher Theologie gibt. Und dass man nicht weiß, wer die Evangelien geschrieben hat. Historisch war es vermutlich zum Beispiel nicht Johannes, der das Johannes-Evangelium verfasst hat. Solche Erkenntnisse sind manchmal zunächst ein bisschen problematisch.

      Ist es eigentlich richtig, dass auch schon Menschen, die hinter Gitter kamen, an Ihrem Fernkurs teilgenommen haben?

      Ja, es gibt immer wieder Menschen, die den Kurs im Gefängnis anfangen. Dabei werden sie vom jeweiligen Anstaltsseelsorger begleitet. Haben die Gefangenen keinen Freigang und können sie deshalb nicht an Präsenzveranstaltungen teilnehmen, müssen sie eine zweite Hausarbeit schreiben oder mit dem Anstaltsseelsorger ein Kolloqui- um machen. Wir nehmen auch Prüfungen im Gefängnis ab. Ich hatte schon mal einen Mann geprüft, der eine schwere Körperverletzung begangen hat, ein anderes Mal prüfte ich einen Mörder. Beide hatten bestanden. Übrigens, was „besondere“ Teilnehmer anbelangt: Wir haben auch Blinde. Sie lesen die Lehrbriefe in Blindenschrift oder lassen sie sich über Computerprogramme am PC vorlesen. Auch einen Taubstummen hatten wir schon, da war dann bei der Präsenzwoche ein Gebärdendolmetscher zugegen.

      Seit wann ist Theologie im Fernkurs online?

      2016 sind wir mit dem ersten Angebot online gegangen. Und zwar mit dem Basiskurs, der aus insgesamt neun Lehrbriefen besteht. Die Teilnehmer haben seither die Möglichkeit, die Lehrbriefe auch als pdf zu bekommen. Außerdem läuft eine schriftliche Hausarbeit nur noch über die Lernplattform, es wird in diesem Fall also bei uns kein Papier mehr abgegeben. Ansonsten sind die papiernen Lehrbriefe bis heute die Basis unserer Kurse. Nächstes Jahr werden wir zum ersten Mal einen digitalen Lehrbrief ausprobieren, und zwar für den Pastoraltheologischen Kurs. Er liegt bereits vor und muss von uns noch durchgesehen werden. Dies wird dann der erste Lehrbrief sein, der nicht mehr gedruckt wird. Wir probieren außerdem ein zweites Format aus, und zwar interaktive pdfs. Wir sind gespannt, ob die Teilnehmer und Begleiter in den einzelnen Bistümern damit klarkommen.   

      Was bedeutet denn diese Entwicklung?

      Ganz klar: Die Digitalisierung verändert unsere Arbeit massiv. Mal schauen, wie die Rückmeldungen auf den ersten digitalen Lehrbrief im Pastoraltheologischen Kurs sind. Das ist ja unser kleinster Kurs mit 40 bis 50 Teilnehmern. Langfristig werden wir das gesamte Lehrprogramm auf digitale Lehrbriefe umstellen. Noch gibt es Bedenken, weil dies eine ganz andere Art des Arbeitens sein wird. Wir werden dann auch ganz anders in der Erstellung der Lehrbriefe involviert sein. Bisher bekommen wir Manuskripte von Autoren. Ein digitaler Lehrbrief wird von vornherein anders geschrieben. Da gibt es zum Beispiel Bilder. Oder ganze Videosequenzen.

       Interview: Pat Christ

      Es wird gefeiert

      Vom 24. bis 26. April 2020 feiert „Theologie im Fernkurs“ 50-jähriges Jubiläum mit einer zentralen Veranstaltung in Würzburg. Am 25. April wird ein interner Studientag für Fernstudierende des Grund- und Aufbaukurses sowie für Absolventen organisiert. Danach findet eine Vesper mit Würzburgs Bischof statt. Zum Abschluss zelebriert Reinhard Kardinal Marx am 26. April um 10 Uhr den Festgottesdienst im Dom.

      Weitere Infos: fernkurs-wuerzburg.de