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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Ethikfonds bieten christlich eingestellten Anlegern maßgeschneiderte Produkte

    Geld verdienen mit gutem Gewissen

    Ethikfonds bieten christlich eingestellten Anlegern maßgeschneiderte Produkte
    Die Deutsche Telekom wartet mit den höchsten Verlustabschreibungen auf, die je ein Unternehmen des deutschen Aktienindex DAX aufgehäuft hat. Folge: Der Wert der angeblichen Volksaktie liegt gerade noch bei einem Zehntel ihres Höchstkurses. Ein anderes Vorzeigeunternehmen, der Finanzdienstleister MLP, wird die Vorwürfe – bislang unbewiesener – Bilanzmanipulation nicht los. Folge: Das erfolgsgewohnte Börsenhighlight mit jährlichem Umsatzwachstum von über 30 Prozent stürzt ins fast Bodenlose ab auf ein Bruchteil seines früheren Wertes. Und der Neue Markt, dessen Unternehmen bis zu 95 Prozent des eingesetzten Kapitals vernichtet haben? Er wird nach einer Übergangsphase – nicht vor dem Jahr 2004 – ganz aufgelöst.
     
    Christen und Börse?
    Ist denn die Börse ein unkontrollierbarer Hexenkessel? Weiß hier keiner mehr, was Lüge und Wahrheit ist? Sollten sich christlich eingestellte Anleger von solch einem Sündenpfuhl nicht fernhalten? Keineswegs, meinen die Anbieter so genannter „Ethikfonds“. Sie offerieren den Anteilskäufern einen Korb ökologisch, ethisch und moralisch einwandfreier Unternehmen, die sich an den Anforderungen potenzieller Käufergruppen orientieren.
    Im Zockergewerbe des Tageshandels (Daytrading) sind Ethik orientierte Investoren sicher fehl am Platze. Dennoch können sie an der Börse durch den Kauf von christlich ausgerichteten Ethikfonds Einfluss ausüben. Ethikfonds nämlich werten durch ihre Kaufentscheidungen den moralischen Ruf eines Unternehmens auf oder ab. Mit ihren Stimmrechten können sie zudem die Geschäftspolitik beeinflussen. Wie aber funktioniert solch ein Ethikfonds?
    Wie andere Fonds auch investieren die Fondsmanager das Geld der Privatanleger an der Börse. Die Besonderheit liegt in der Auswahl, dem so genannten Screening. In einem negativen Screening werden alle Aspekte berücksichtigt, die ein Unternehmen vermeiden muss, damit der Fonds seine Aktien oder Rentenpapiere kauft. Das positive Screening ist dann sozusagen die Wunschliste: Welche Aktivitäten unterscheiden eine Gesellschaft positiv von anderen? Die ersten Ethikfonds waren Ökofonds, die auf eine grün-alternative Kundschaft zugeschnitten waren. Gefragt waren Unternehmen, die auf ökologische Produkte und Produktionsprozesse verweisen konnten und eine erkennbare Umweltstrategie besaßen. Chemieunternehmen, Rüstungskonzerne und Ölfirmen hatten hier schlechte Karten.
     
    Verschiedene Wertmaßstäbe
    Mit der zunehmenden Wachsamkeit gesellschaftlicher „pressure groups“ kommen jetzt neue Aspekte hinzu. Jede Gruppe hat dabei ihre eigenen Wertmaßstäbe, die nicht auf andere übertragen werden können. Moslemische Investoren müssen etwa nach den Vorschriften der Scharija Zinszahlungen vermeiden, während dies für christliche oder jüdische Investoren keine Rolle spielt. Wegen der Unterschiedlichkeit der moralischen Kriterien gibt es in Deutschland daher keine offiziell anerkannten Ethikfonds. Wie sieht nun das Screening eines christlich orientierten Fonds aus? Neben den ökologischen Kriterien, die Respekt vor der Schöpfung beweisen, kommen moralische Aspekte hinzu: Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ausbeuten oder Kinderarbeit zulassen, werden ebenso ausgeschlossen wie solche, die Verhütungsmittel herstellen oder ihr Geld mit Erotik verdienen. Verlierer sind hier etwa die Beate Uhse AG oder die Aktie der condomi AG. Auch Gentechnik- und Biotechunternehmen haben keine Chance, der Schutz des ungeborenen Lebens geht vor. Hier fällt etwa die Münchner Morphosys AG heraus, die Gendatenbanken unterhält.
     
    Filter gegen Sündenaktien
    Das positive Screening umfasst Aspekte wie: Beschäftigt das Unternehmen Behinderte? Wie steht es mit der betrieblichen Mitbestimmung? Werden neue Arbeitsplätze geschaffen? Aktuelles Modewort in diesem Zusammenhang ist die „Nachhaltigkeit“ (sustainability). Die Firmenentwicklung und -philosophie soll nicht nur einem vorübergehenden Moralitätstrend nachlaufen, sie soll von Dauer sein. Die Beurteilungen (ratings) der Unternehmen folgen dabei zumeist dem Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden. Dieser wurde Anfang der neunziger Jahre von Bankmanagern und Ökonomen sowie Theologen und Ethikern entwickelt und filtert „sin-stocks“ (Sündenaktien) rigoros heraus. Er ist eine wesentliche Grundlage der für Ethikfonds zuständigen Rating-Agenturen. Sie beurteilen die in Frage kommenden Unternehmen mit Noten, die von der positiven A+ bis zur denkbaren schlechtesten D- reichen.
     
    Beispiele von Ethikfonds
    Wer auf jeden Fall auf Nummer Sicher gehen will, kann gleich den Fonds „Nouvelle Strategie 50“ (französische Wertpapierkennnummer 736972) kaufen. Der nämlich wird vom Pariser Nonnenorden Notre-Dame gemanagt und folgt der 1981 veröffentlichten Sozialenzyklika „Laborem exercens“ von Papst Johannes Paul II. Ein positives Echo findet bei christlichen Anlegern auch der Fonds „Mellon European Ethical Index Tracker“, der vorerst nur an der Londoner Börse zu erwerben ist , aber im Frühjahr auch in Deutschland gehandelt werden soll. Er folgt einem europäischen Ethik-Index aus 150 Aktien, der bereits im Vatikan vorgestellt wurde.
     
    Fünf Prozent Aufschlag
    Das Screening dieses Index entspricht im Großen und Ganzen dem Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden. Wermutstropfen dabei: Die Fondsmanager genehmigen sich satte fünf Prozent Ausgabeaufschlag und ein Prozent jährliche Verwaltungsgebühr. Bei der derzeitigen Baisse dürfte hier kaum noch Gewinn übrig bleiben.
    Wer deshalb aus einem größeren Angebot auswählen möchte, findet bei den Banken zahlreiche Fonds, die nach sozialen und ökologischen Kriterien investieren, ohne sich ausdrücklich als christlich zu verstehen. Die Ausgabeaufschläge und Verwaltungsgebühren variieren dabei deutlich. Wie bei allen Börseninvestitionen gilt auch hier: Der Gewinn liegt im Einkauf. Nach menschlichem Ermessen könnten daher langfristig orientierte Anleger auf dem derzeit niedrigen Kursniveau eine günstige Einstiegsbasis finden.