Geist eines gedeihlichen Zusammenlebens
Das Verhältnis zu den muslimischen Mitbürgern ist in Deutschland häufig von Unsicherheit und Ängsten bestimmt, auch bei manchen Katholiken. Da ist es begrüßenswert, dass die deutschen Bischöfen bei ihrer Konferenz in Fulda differenziert und zugleich deutlich auf zwei Themen eingingen, die den Umgang mit Muslimen betreffen. In ihrer Erklärung zum Moscheebau unterstreichen sie das Recht der Muslime auf den Bau würdiger Moscheen in Deutschland, schließlich gibt es hier Religionsfreiheit, und die Rechte der Muslime dürfen nicht etwa abhängig gemacht werden von den Rechten der Christen in muslimisch geprägten Ländern. Gleichzeitig aber machen die Bischöfe zu Recht aus ihrer Erwartung kein Hehl, dass sich die hier lebenden Muslime ebenso für die Rechte der Christen in ihren Ursprungs- und Heimatländern einsetzen: Das Bekenntnis zur Religionsfreiheit der Anderen ist wichtige Grundlage für freundschaftliche Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. Dass über konkrete Moscheebau-Projekte diskutiert wird, ist für die Bischöfe in einer demokratischen Gesellschaft selbstverständlich, aber immer im „Geist eines gedeihlichen Zusammenlebens“. Unterstützung ja – gemeinsames Gebet nein: Es ist sicher nützlich, dass die Bischöfe überarbeitete Leitlinien für das „Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen“ herausgegeben haben, in denen von multireligiösen Feiern nicht mehr die Rede ist. Gegensätze, etwa beim Gottesbild, dürfen nicht verschleiert werden, kein Partner darf den anderen vereinnahmen. Dieser Text zeigt aber gleichzeitig, dass Begegnungen und Kennenlernen sinnvoll sind: Christen und Muslime können gemeinsam entdecken, dass sie von Gott zu gegenseitiger Achtung und zum Einsatz für Frieden und Menschenrechte berufen sind.Eine Ermutigung zur Begegnung könnten auch den Bischöfen neueste Umfrageergebnisse über das religiöse Verhalten und die Einstellungen der Muslime liefern. Die festgestellte Toleranz gerade bei religiösen Muslimen gegenüber anderen Religionen sollte ein Stück der Ängste abbauen und damit auch das Zusammenleben in unserer Gesellschaft erleichtern.