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      Gegen Werte- und Glaubensverfall

      FUCHSSTADT. Wenn die Sonne untergeht und die Nacht aufzieht geschieht beim Betreten der neu gebauten Dreifaltigkeitskapelle hoch über Fuchsstadt etwas Spektakuläres. Via Bewegungsmelder gehen im Boden versenkte Lichtquellen an und der Schatten einer Monstranz erscheint an der Decke. „Das ist purer Zufall“, sagt Manfred Öftring, Vorsitzender des Fördervereins „Dreifaltigkeitskapelle Am Heinig“.
      Besser hätte es keiner planen können, nicht Ingenieur Mario Hugo, der – wie alle an dem Neubau der Kapelle Beteiligten – sich ehrenamtlich in das Projekt eingebracht hat – noch der Bildhauer Ralph Hartan, der die Weltkugel schuf, die auf einem viersäuligen Stahlgerüst ruht, von unten bestrahlt wird und dadurch den Schatten einer Monstranz erzeugt. Die sechs Zentner schwere Weltkugel aus Jura-Sandstein, in die der Bildhauer als Symbol für die Dreieinigkeit ein Gesicht, eine Hand und eine Taube eingemeißelt hat, ist der Mittelpunkt der im Juni eingeweihten neuen Flurkapelle.  

      Ein luftiges Gotteshaus

      Wie ein Schiffsrumpf ragt sie aus den Felsen heraus. Die Rückwand des gleichschenkligen Dreieckbaus liegt im Berg und ist aus aufgerautem Sichtbeton. Auf dem Gründach erzeugt eine Photovoltaikzelle den Strom für die vier Innenstrahler. Die Außenfassade besteht aus schmalen Eichenholzlatten im Abstand von mehreren  Zentimetern, die viel Licht und Luft in die Kapelle lassen. Die Lattenenden ragen unterschiedlich lang in den Himmel. „Ein Symbol für die Menschheit in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit“, erklärt Öftring, der während der Bauphase einen übereifrigen Helfer gerade noch davon abhalten konnte, die Lattenenden zu nivellieren.   Innen sitzend fühlt man sich beschützt und trotzdem mit der Natur verbunden. Es gibt keine Türe zum Abschließen, der Eingang ist eine rechteckige Aussparung in der Holzlattenfassade. Ein edles, reliefartiges Kreuz aus rötlich schimmerndem Kirschholz gefasst in ein silbern glänzendes Stahlband ziert die Rückwand. Der eine Kreuzquerbalken  ist länger und scheint über die Kapelle hinaus in die Natur zu ragen. Links daneben steht ein Zitat aus der Bergpredigt: „… wer sein Haus auf einen Felsen baute.“   Drei Männer hatten beim Philosophieren über das Leben die Idee eine neue Kapelle in Fuchsstadt zu bauen. Die drei Fuchsstädter wollten ein Zeichen setzen gegen den Werte- und Glaubensverfall in unserer Gesellschaft.   Gegen die „Geiz ist geil“-Mentalität, gegen das Gebrauchen der Kirche nur für Repräsentationszwecke wie Taufe, Hochzeit und Beerdigung, gegen die globalisierte Welt, gegen die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit. „Flurkapellen haben bei uns Tradition“, erklärt Öftring. Neben der neuen Dreifaltigkeitskapelle gibt es rund um das agile 1900 Einwohner zählende Dorf die Franzosenkapelle (erbaut 1797), die Lauertalkapelle (1864) und die Erlöserkapelle (1935).  

      An einem Strang gezogen

      Bemerkenswert ist, dass letztendlich fast alle Fuchsstädter das Projekt mittrugen. Obwohl es anfangs etliche Querelen und Missverständnisse gab. „Manche warfen den Initiatoren vor, sie wollten sich ein Denkmal setzen“, erinnert sich Öftring. Viele Debatten, mehrere Gemeinderatssitzungen und eine Bürgerversammlung später begann der Helfertrupp des neu gegründeten Fördervereins im August 2012 mit dem Erdaushub. „Auf öffentliche Mittel haben wir völlig verzichtet“, erzählt Öftring. Alleine durch Spenden wurde die Kapelle finanziert. „Wir sind unter den geschätzten Kosten von 40000 Euro geblieben“, sagt Schatzmeister Roland Kippes. Es blieb sogar etwas übrig, um den Unterhalt der Kapelle zu sichern.   Manfred Öftring hat den zehnmonatigen Bau der Kapelle fein säuberlich protokolliert, in Wort und Bild. Auch, was die Frauen zu essen kochten. Insgesamt leisteten rund 35 ehrenamtliche Helfer und viele örtliche Firmen 1400 Arbeitsstunden, um das Gotteshäuschen zu vollenden. Außerdem restaurierte der Obst- und Gartenbauverein ein altes Feldkreuz von dem aus nun ein Schotterweg hoch zur Kapelle führt. Vorbei an drei rechteckigen Platten aus Cortenstahl auf denen groß die Worte „ Verantwortung“, „Dank“ und „Glaube“ stehen. Darunter jeweils anregende Zitate von Ambrose Bierce, Francois Bacon und Benedikt XVI. Von ihm ist das Zitat unter dem Wort „Glaube“: „Wer das Haus seines Lebens nur auf sichtbare und materielle Dinge wie Erfolg, Karriere und Geld aufbaut, der baut auf Sand.“   Angelika Silberbach