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      Wort zum Sonntag am 17. November 2019

      Gegen-Bild

      Die Vorstellung vom allmächtigen Weltenherrscher enthält ein theologisches Problem, das vielen Menschen zu schaffen macht: Warum gibt es unter diesem Herrscher so viel Leid und Elend in der Welt?

      Evangelium

      In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.    

      Lukas 23,35–43

      Unter uns gesagt: Ich würde das Christkönigsfest abschaffen, wenn ich in der Kirche zu bestimmen hätte. Zu viele Missverständnisse transportiert es, zu viele falsche Spuren legt es. Gleichzeitig habe ich aber großen Respekt vor dem, was das Christkönigsbild einmal Menschen bedeutet hat oder immer noch bedeutet.

      Das Volk Israel war überzeugt: „Der Herr ist König“ (Ps 93,1). Die Salbung der weltlichen Könige brachte zum Ausdruck, dass sie im Namen Gottes regieren sollten. Doch nach David entsprachen die Könige Israels nicht mehr dem heiligen Ideal. Deshalb richteten sich die Hoffnungen auf den Messiaskönig der Endzeit: „Er schaffe Recht den Elenden des Volks, er rette die Kinder der Armen ...“ (Ps 72,4). In Jesus Christus, dem „Sohn Davids“, sah die junge Christengemeinde diese Hoffnungen erfüllt.

      1925 führte Papst Pius XI. das Christkönigsfest ein. Zu der Zeit mussten überall in Europa die Kaiser und Könige abdanken, weil die Demokratie Einzug hielt. Die Betonung der Königsherrschaft Christi sollte ein Gegensymbol sein gegen die Strömungen einer modernen Zeit, die so vieles hinwegschwemmten, was einmal heilig gewesen war. Sich unter dem Banner Christi zu versammeln, das war ein hehres Motiv. Und in der Nazizeit hatte es Zeugnischarakter, dem „Dritten Reich“ das Reich Christi entgegenzusetzen.

      Ich weiß noch, wie wir Ende der 1960er Jahre am Christ­königsfest den „Jugendbekenntnis­tag“ gefeiert haben. Hunderte von Jugendlichen kamen zusammen mit Fahnen und Wimpeln, um zu zeigen: Wir folgen Christus, dem König. Romantische Bilder von Gefolgschaft und Treue, von Königtum und ritterlichem Kampf gegen das Böse spukten in unseren Köpfen. Das Bild von Christus als dem König enthält eine tiefe Wahrheit. Es drückt unseren Glauben aus, dass er der Herr unseres Lebens, der Herr der ganzen Schöpfung ist.

      Aber die Vorstellung vom allmächtigen Weltenherrscher enthält ein theologisches Problem, das vielen Menschen zu schaffen macht: Warum gibt es unter diesem Herrscher so viel Leid und Elend in der Welt? Die Zwickmühle lautet: Entweder kann Gott uns nicht helfen, dann hat er keine Macht. Oder er will uns nicht helfen, dann liegt ihm nichts an uns. Wie kann man nach Auschwitz noch an die Macht und an die Barmherzigkeit Gottes glauben?

      Wer das Blut und die Tränen der Menschen überall auf der Welt sieht, muss entweder an der Königsmacht oder an der Liebe Gottes verzweifeln. Gott ist machtlos oder herzlos, so scheint es. Ich erinnere mich noch gut an die Tsunami-Katastrophe am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2004. Mehr als 200 000 Menschenleben hatte sie gekostet. Ich musste schlucken, als wir später im Gottesdienst sangen: „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren.“

      Das heutige Evangelium spricht auch vom Königstitel. Er steht auf einem Holzbrett, das an den Balken des Kreuzes genagelt ist. Der dort hängt, gilt den religiösen Führern und den Soldaten als Spottbild eines Königs. Ohnmacht statt Macht. Einer, der nicht kämpfte, sondern der ertrug. Einer, der Hass und Bosheit nicht ausrottete, sondern aushielt. Dem leidenden Gottesknecht sah er ähnlich, nicht dem Messiaskönig. Sein wahres Königtum blitzt auf im Trostwort an den neben ihm hängenden Verbrecher. Nicht der uns regiert, sondern der mit uns stirbt, ist der wahre König. Sein Lied könnte ich singen. Sein Fest könnte ich feiern. Dann müsste ich aber auch bereit sein, Schritt für Schritt die Zacken aus der eigenen Krone zu brechen.

      Dr. Klaus Roos, langjähriger Mitarbeiter in der diözesanen ­Bildungsarbeit, ist seit seinem Ruhestand als Dozent, Supervisor und Autor tätig.

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.