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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Roland Breitenbach, Schweinfurt

    Die Urteile, die über Mitmenschen gefällt werden, weil sie zum Beispiel nicht mit uns Gottesdienst feiern oder nach unseren Regeln leben, erweisen sich als Vorurteile, die keinen Bestand haben. Jede Ausgrenzung, aber auch jede Verurteilung erweist sich im Licht des Reiches Gottes als absurd. Roland Breitenbach erinnert an das Wort des Augustinus: „Viele, die drinnen sind, sind draußen, und viele, die draußen sind, sind drinnen.“

    Evangelium

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

    Matthäus 25,31–46

     

    Zum Christkönigssonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, wird uns das Gleichnis „vom anonymen Christen“ vorgelesen. Der große Theologe und Jesuit Karl Rahner, der mit seinen Gedanken das Zweite Vatikanische Konzil und die weitere Theologie mitprägte, hat diesen Begriff zum ersten Mal verwendet: „Wenn ein Mensch echt ist, von Gott angerufen wird und echt ja sagt, ist er ein anonymer Christ.“
    Das ist der Hintergrund und die feine Ironie des Gleichnisses Jesu: Viele, die Kranken, Schwachen, Alten und Ausgegrenzten selbstlos dienen, wissen oft nicht, wem sie diesen Dienst tun. Sie sind bereits im Reich Gottes, ohne es ausformuliert zu kennen. Sie sind mit Gott eins, handeln wie er, ohne ausdrücklich an ihn zu denken und es so zu benennen.
    Jesus überwindet damit nicht nur Grenzen der damaligen Religion; er sagt in unsere Zeit, dass Christentum, Kirche und Gemeinde nicht exklusive Clubs sein dürfen, in denen Selbstzufriedene um sich kreisen und lediglich darum bemüht sind, ihr Vereinshaus sauber zu halten.
    Wir werden an das Wort des Augustinus erinnert: „Viele, die drinnen sind, sind draußen, und viele, die draußen sind, sind drinnen.“ Spätestens jetzt kommen unsere Festlegungen, wer ein guter Christ sei und wer nicht, ins Wanken. Die Urteile, die über Mitmenschen gefällt werden, weil sie zum Beispiel nicht mit uns Gottesdienst feiern oder nach unseren Regeln leben, erweisen sich als Vorurteile, die keinen Bestand haben.
    Unsere Verzagtheit und der ängstliche Blick auf die kleine Herde erweisen sich als eine Art Unglaube, der nicht zulassen möchte, dass Gottes Wirken und sein Einfluss viel größer ist, als wir es zu denken wagen.
    Jede Ausgrenzung, aber auch jede Verurteilung erweist sich im Licht des Reiches Gottes als absurd. Gottes Absichten laufen oft quer zu den Angeboten, die wir in den christlichen Katalogen machen: Wir setzen Bedingungen; er lädt ein. Wir mauern uns ein; er überspringt unsere Mauern und geht denen nach, die draußen sind. Schon deswegen wird unsere Sicht seines Reiches nie völlig mit den Absichten Gottes übereinstimmen: zu unserem Glück und zum Heil unsagbar vieler anonymer Christen.
    Der Autor ist Pfarrer von St. Michael in Schweinfurt.