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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Pfarrer Gottfried Amendt, Würzburg

    Die Begegnung mit Gott, die auf vielfältige und sehr unterschiedliche Weise geschehen kann. Auf der äußeren und inneren Wallfahrt. „Es geht, wenn man geht“ heißt einer der persönlichen Leitsätze von Pfarrer Gorrfried Amend. Es beginnt mit dem ersten Schritt und ich habe die Zusage eines Gottes, dessen Name Jahwe heißt, der „Ich bin da“.

    Evangelium
    In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.
    Matthäus 5,1–12

     

     

    Wallfahren ist in. Die Zahl der Gottesdienstbesucher geht zurück. Kirchenaustritte nehmen zu. Taufe, kirchliche Trauung und Beerdigung sind nicht mehr selbstverständlich. Wallfahren dagegen ist aktuell und dies zunehmend auch bei jungen Leuten. Sind es auch nicht immer rein religiöse Motive, dass zunehmend mehr Menschen auf den Kreuzberg, nach Vierzehnheiligen, nach Walldürn und nach Santiago des Compostela zu Fuß gehen. Die Tatsache ist erstaunlich. Eine Ursehnsucht des Menschen?
    „Der Weg der großen Sehnsucht“ lautet ein bekannter Bildband über den Camino. Als ich vor 18 Jahren am 8. Juni zusammen mit Manfred aufbreche, um den Jakobusweg zu gehen, war es für mich zunächst auch kein religiöses Motiv. Ich wollte nur gehen, aufbrechen, Zeit haben, mich selbst erfahren: Es wurde eine Urerfahrung. Beten mit den Füßen. Ganzheitlich. Es ist ein Geschenk mit den Füßen gehen zu können. Wichtiger ist die innere Wallfahrt.
    „Geh, zieh in das Land das ich dir zeigen werde“ (Gen 12.1) sagt Jahwe zu Abraham. Könige und Propheten im Alten Testament brechen immer wieder auf. Jesus und die Apostel im Neuen Testament. Die Heiligen aller Jahrhunderte. Vor über 1300 Jahren sind es Kilian, Kolonat und Totnan mit weiteren Frauen und Männern, die in unser Frankenland aufbrechen um den Glauben zu bringen.
    Ein nicht geringer Teil von Menschen wird täglich zu einem ganz anderen Aufbruch und Umbruch gezwungen durch Krankheit, Unfall und Tod eines lieben Angehörigen. Dieses innere Aufbrechen und Gehen ist schwieriger und dauert oft weitaus länger als eine Fußwallfahrt. Die Krankheit und den Verlust eines lieben Menschen annehmen, akzeptieren und etwas Positives daran erkennen: ein weiter Weg.
    So wie die Bergpredigt, die uns heute am Kilianifest vor Augen gestellt wird. „Selig, die arm sind vor Gott.“ – „Ich steh vor dir mit leeren Händen.“ (GL 621). Es ist die Voraussetzung mich beschenken zu lassen, offen zu bleiben, aber auch die Bereitschaft zum Tun. Trauerarbeit; Gewaltlosigkeit; gerecht und barmherzig sein; ein reines Herz haben; Frieden stiften und notfalls Verfolgung erleiden. Das hören wir in den Seligpreisungen – ein hoher Anspruch.
    „Peter legt die Latte höher“ habe ich als Jugendlicher gelesen. Die religiöse Messlatte höher legen. Aber nicht mit Leistungsdruck und hängender Zunge, vielmehr bescheiden und „arm vor Gott“. Nach dem Sinn des Lebens fragen und suchen. In kleinen machbaren Schritten; freiwillig auf äußerer und innerer Wallfahrt. unfreiwillig durch Lebensumstände.
    „Ich bin dankbar über meinen Unfall“, sagt mir ein junger Mann. „Er hat mich wieder auf die Spur des Lebens und des Glaubens geführt“. Solche Worte höre ich selten, aber die Tatsache, dass Menschen auch in der Krankheit und in der Trauer wieder näher zum Glauben finden erfahre ich öfters.
    „Herr bleibe uns“ heißt der Leitspruch der diesjährigen Kilianiwoche, die an diesem Wochenende beginnt. Aus unserer ganzen Diözese wallfahren Menschen zum Grab der Frankenapostel. Manche seit vielen Jahren aus guter Tradition. Andere zum ersten Mal.
    Tausende von Jugendlichen werden im August in unser Bistum kommen, um Mensch- und Christsein zu bringen und zu erfahren. Köln wird Abschluss und Höhepunkt sein. Wallfahren ist jung und lebendig. Es bleibt der Weg der großen Sehnsucht.
    So wie die Bergpredigt. Das Wort Gottes. Die Begegnung mit Gott, die auf vielfältige und sehr unterschiedliche Weise geschehen kann. Auf der äußeren und inneren Wallfahrt. „Es geht, wenn man geht“ heißt einer meiner persönlichen Leitsätze. Es beginnt mit dem ersten Schritt und ich habe die Zusage eines Gottes, dessen Name Jahwe heißt, der „Ich bin da“.

    Der Autor ist Krankenhauspfarrer am Universitätsklinikum Würzburg.