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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Bernhard Hopf, Riedenberg

    Wenn es uns gelingt, immer mehr nach dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe zu handeln und zu leben, dann brauchen wir nicht mehr untereinander zu rivalisieren, sondern können miteinander in der Nachfolge Jesu gut leben und Gottes Reich würde in unseren verschiedenen Bereichen sichtbar: im Kindergarten, unter den Jugendlichen, in der Partnerschaft, in der Arbeitswelt und auch in unserer Kirche.

    Evangelium

    In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten. 

    Matthäus 22,34–40

     

     

    Rivalisierenden Personen oder Gruppen geht es meistens um die Macht über andere Menschen. Das können wir schon im Kindergarten beobachten, wenn ein paar Kinder etwas angestellt haben und dann um die Gunst der Eltern oder der Erzieherin buhlen. Jeder will unbedingt seine Ansicht zur Geltung bringen und es ist schon bei Kindern nur mit viel Kraft möglich, für alle zufriedenstellende Problemlösungen zu finden. Diese menschliche Erfahrung geht weiter in allen anderen Lebensbereichen. In dem Epos „Star Wars“ geht es auch nur darum, welche Gruppe welche Art von Macht besitzt und für ihre Zwecke ausnützen kann. Und da ist deutlich von der guten und von der bösen Seite der Macht die Rede. Manchmal fühle ich mich durch die Leserbriefseiten unserer Zeitungen mitten in so einen Machtkampf hineinversetzt, wo mit mehr oder weniger einsichtigen Argumenten die eine oder andere Gruppe versucht Stimmung zu machen, um ihre Anliegen durchzusetzen.
    Genauso mag es gewesen sein zwischen den Pharisäern und Sadduzäern zur Zeit Jesu. Und ich kann mir gut die Häme der Pharisäer vorstellen, die im ersten Satz des heutigen Evangeliums mitschwingt, weil sie nun Jesus mehr auf ihrer Seite vermuten, weil er „die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte“ (V 34). Und sie wittern ihre Chance, ihn nun ganz für sich vereinnahmen zu können. Und bis heute nennt der Volksmund Menschen, die hintenherum agieren, „Pharisäer“.
    Matthäus berichtet jedenfalls, dass diese Pharisäer Jesus auf die Probe stellen wollten. Genauso wie ich es heute in manchen Arbeitsbereichen auch in der Kirche erfahre. Da versuchen einzelne Personen oder Gruppen Autoritäten auf ihre Seite zu ziehen, um daraus ihren eigenen Profit zu schlagen. Auf der einen Seite sind da die Traditionalisten und auf der anderen die Modernisten und viele Gruppen dazwischen. Jede Gruppe versucht oft mit allen möglichen Mitteln, ihren Einfluss geltend zu machen und ihre Ansichten von Recht und Gesetzlichkeiten, von Gottesbildern und Strukturen der Kirche durchzusetzen. Und so kommt es in der Kirche im Großen und in den Gemeinden im Kleinen zu Streitereien, die die Kirche nicht immer in einem guten Licht erscheinen lassen.
    Jesus – er lässt sich nicht auf die Ebene kleinkarierter Streitereien ziehen, lässt sich nicht vor den Wagen einer Gruppe spannen. Er stellt in seine Botschaft den Menschen und Gott in die Mitte und die Liebe zueinander. Er sagt damit, dass der, der wirklich Gott und den Menschen liebt, sich nicht gefangen nehmen lassen braucht in der kleinlichen Beantwortung vieler Fragen, sondern befreit leben kann und mit seiner Liebe zum Zeugen für die anbrechende Gottesherrschaft in der Gegenwart wird.
    Der Kirchenlehrer Augustinus hat die Handlungsmaxime Jesu von der Gottes- und Nächstenliebe in dem Satz zusammengefasst: „Liebe und tue, was du willst“. Und manche Menschen haben das in unseren Tagen befolgt und sind so zu den großen Verkündern vom Reich Gottes geworden. Ich denke da an Frere Roger Schutz, dem Gründer von Taize, der in Liebe seinen Weg der Ökumene gegangen ist und dessen Lebenswerk der ökumenischen Jugend- und Brüdergemeinde ein Zeichen des anbrechenden Gottesreiches ist.
    Wenn uns das auch in unseren christlichen Gemeinden vor Ort gelingen könnte, dass wir angstfrei auf alle Menschen zugehen könnten und mit allen Gruppen in Ehrfurcht und Achtung voreinander reden, arbeiten, auch einmal streiten könnten, wären wir dem Himmel näher. Denn wer wirklich Gott und den Nächsten liebt, der braucht keine Angst mehr zu haben vor irgendjemand oder irgendetwas und der braucht auch keine Macht mehr über andere ausüben zu wollen. Strukturen und Gesetze werden relativiert, weil Gott und der Nächste im Mittelpunkt stehen. Und Entwicklungen innerhalb der Kirche müssen nicht mehr gemacht werden, sondern können sich im liebevollen Miteinander entwickeln, weil dort, wo Menschen lieben, Gott automatisch dabei ist und uns hilft, unsere Gegenwart zu gestalten und unserer Zukunft entgegenzugehen, die Gott für uns bereithält.
    Wenn es uns gelingt, immer mehr nach dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe zu handeln und zu leben, dann brauchen wir nicht mehr untereinander zu rivalisieren, sondern können miteinander in der Nachfolge Jesu gut leben und Gottes Reich würde in unseren verschiedenen Bereichen sichtbar: im Kindergarten, unter den Jugendlichen, in der Partnerschaft, in der Arbeitswelt und auch in unserer Kirche.

    Der Autor ist Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund und Referent für die Wort-Gottes-Feier.