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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Fürchte Gott – sonst nichts

    Ein Gott, der seine Geschöpfe liebevoll bewahrt, wie das Bild von den gezählten Haupthaaren erinnern will. Ein Gott, der keinen fallen lässt. Ihn zu fürchten, meint doch wohl, zu fürchten, dass Gott seinen Platz, seine erste Stelle in meinem Leben verliert. Ehrfurcht, ein altes, nur noch wenig verwendetes Wort, meint, dass zu fürchten ist, dass einer seine Ehre, seinen berechtigten Platz verliert.

    Evangelium

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

    Matthäus 10,26–33

     

    Als ich neun Jahre alt war, schrieb mein Großvater in mein Poesiealbum den Satz „Fürchte Gott, sonst nichts auf dieser Welt.” Voller Unverständnis schaute ich immer wieder auf diese handgeschriebenen Zeilen. Warum hat er mir etwas so Komisches geschrieben? Die anderen haben poetische Wünsche, liebevolle Worte und Gedanken, großartige Versprechen der ewigen Freundschaft und Ähnliches geschrieben und gestaltet. Warum sind seine Gedanken an mich so kurz und für mich so schwer verständlich ausgefallen?
    Heute, nach vielen Jahren und reichen Erfahrungen, kann ich dieses Wort langsam füllen: „Fürchte Gott, sonst nichts auf dieser Welt!“, das ist ein Grundwort, das durch die Höhen und Tiefen dieses Erdenlebens leiten kann.
    Im Evangelium nimmt Jesus die Furcht seiner Jünger wahr und wiederholt dreimal „Fürchtet euch nicht!“.
    Drei Gedanken greift Jesus auf.
    Als erstes bezieht sich Jesu Zusage „Fürchtet euch nicht!“ auf die unerschrockende Verkündigung. In vier Gegensätzen prägt er den Jüngern ein, dass das Wort Gottes unter die Menschen gebracht werden muss. Diesem Wort muss Raum gegeben werden. Auf den Flachdächern der Häuser stehend, über den Ort blickend, kann das Wort viele, alle, erreichen. Fürchtet euch nicht, für dieses Wort aufzustehen und hörbar zu werden.
    Seine zweite Aufmunterung „Fürchtet euch nicht!“ bezieht sich auf das mögliche anstehende Martyrium. Die Jünger werden durch die ablehnenden Menschen in Bedrängnis geraten, aber dies ist nicht wirklich zu fürchten. Jesus erinnert vielmehr, wer wahrhaft zu fürchten ist: Gott allein.
    „Fürchte Gott, sonst nichts auf dieser Welt!“
    Was ist das für ein Gott?
    Ein Gott, der seine Geschöpfe liebevoll bewahrt, wie das Bild von den gezählten Haupthaaren erinnern will. Ein Gott, der keinen fallen lässt. Ihn zu fürchten, meint doch wohl, zu fürchten, dass Gott seinen Platz, seine erste Stelle in meinem Leben verliert. Ehrfurcht, ein altes, nur noch wenig verwendetes Wort, meint, dass zu fürchten ist, dass einer seine Ehre, seinen berechtigten Platz verliert. Es wäre im wahrsten Sinne des Wortes fürchterlich, wenn der Mensch Gottes Liebe vergessen würde. Dann hätte er allen Grund sich zu fürchten.
    Die dritte Ermutigung „Fürchtet euch nicht!“ fügt Erfahrungen aus dem Bereich der Tiere und des Menschen hinzu. Jesus wird die treuen Menschen nicht fallen lassen, sondern für sie einstehen, für sie sprechen.
    „Fürchte Gott, sonst nichts auf dieser Welt!“ Dieser Satz meines Großvaters begleitet mich. Vor einigen Wochen wurde er in einen neuen Zusammenhang gestellt. Meine Mutter gab mir einen 44 Jahre alten Brief meines Großvaters an mich, seine damals dreijährige Enkelin. Mit wunderschönen Worten beschreibt er darin, wie sehr ich ihm fehle, wie er an mich denkt, was er sich für mich wünscht. Beim Lesen staunte ich, und es durchfuhr mich: Ich wusste gar nicht, dass er mich so sehr geliebt hat.
    Kann es uns mit Gott nicht einmal ganz ähnlich gehen?! Erschrecken und Staunen, dass er mich liebt?!
    Gott wirbt um uns auf unendlich vielfältige Weise und spricht immer wieder: „Fürchtet euch nicht!“ Mögen wir nie vergessen, dass er sich zu uns bekennt, dass er uns liebt. Dann können auch wir furchtlos uns zu ihm bekennen und auf seine Liebe antworten.
    Denn das Wort ist wahr: „Fürchte Gott, sonst nichts auf dieser Welt!“

    Die Autorin ist Pastoralreferentin in Würzburg (Heuchelhof, St. Sebastian, und Rottenbauer, St. Josef) und hat die Hausleitung des Jugendbegegnungshauses Windrad im Gut Heuchelhof.