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      Im Interview: Stellvertretender Dekan Stefan Mai aus Gerolzhofen zum geplanten Pastoralen Raum

      Für einen Prozess von unten nach oben

      Der Leiter der Pfarreiengemeinschaft „St. Franziskus am Steigerwald”, Pfarrer Stefan Mai (Gerolzhofen), macht sich wie alle in der Seelsorge tätigen Menschen schon seit längerem Gedanken über die künftigen Pastoralen Räume. Nach Vorstellungen von Bischof Franz soll das Bistum in Zeiten des Priestermangels in zirka 40 Einheiten untergliedert werden. Die Pfarreiengemeinschaften spielen da künftig lediglich eine untergeordnete Rolle. Das Sonntagsblatt unterhielt sich im Vorfeld des Diözesanforums am 24. Oktober in Würzburg mit Pfarrer Stefan Mai, wie er die Glaubensvermittlung in einem wie auch immer gearteten Pastoralen Raum Gerolzhofen sieht.

      Beim Diözesanforum soll eine Bistumskarte mit den künftigen 40 Groß­pfarreien, den sogenannten Pastoralen Räumen, vor­gestellt werden. Sehen Sie Ihre Pfarreiengemeinschaft „St. Franziskus am Steigerwald” in diesem Modell ­hinreichend gewürdigt?

      Bei dem Wort Großpfarrei oder XXL-Pfarrei oder Pfarrei im neuen Stil werde ich allergisch, weil diese Organisationsform von oben aufzwingt und nicht von unten her wachsen würde. Die Pastoralen Räume, die die Diözese Würzburg anstrebt, sind für mich keine Großpfarreien. Der Pastorale Raum ist für mich in erster Linie ein Organisationsraum, für den die pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verantwortlich sind und in dem sie ihre pastoralen Aktivitäten vernetzen. Sie haben ihr Standbein in den Pfarreiengemeinschaften und ihr Spielbein im Pastoralen Raum. Das heißt, sie sind bereit, in bestimmten gemeinsamen Projekten im Pastoralen Raum, wie zum Beispiel in den Katechesen, überörtlichen Bildungs- und Kulturangeboten, überörtlich neue Gottesdienstformen, Gebetsschule für suchende Menschen, um nur einige Kooperationsprojekte zu nennen, mitzuarbeiten. Hierfür übernehmen sie über die Grenzen der Pfarreiengemeinschaften hinaus Verantwortung für den pastoralen Raum. Wir brauchen Nähe vor Ort, die aber nicht zur Enge werden darf, und wir brauchen Weite, ein weites Seelsorgeangebot im Raum, das oft die kleinen Gemeinden nicht leisten können. Die Weite darf aber nicht zur Ferne von den Menschen werden darf.

      Welche Vorstellungen haben Sie ganz persönlich – Erhalt alter, bewährter Strukturen, oder...?

      Ob die Strukturen alt oder neu sind, ist für mich nicht die Frage. Mein Anliegen ist Seelsorge mit Gesicht. Ich kann mir als Pfarrer keine Seelsorge vorstellen ohne Beziehungsarbeit. Ich möchte nie als Pfarrer Großraum­manager und Einsatzplaner von 15 oder 20 Mitarbeiter in der Seelsorge sein. Ich brauche Begegnung, Nähe, Beziehung. Das hat mein Priesterleben nun schon 38 Jahre bereichert. Und ich erlebe: auch Menschen sehnen sich danach, wahrgenommen, berührt, persönlich angesprochen zu werden. Sie suchen Beheimatung, Verwurzelung, Zugehörigkeit als Gegenpol zur Anonymisierung, Digitalisierung und Entfremdung in der Gesellschaft. Unsere Pastoral lebt von Beziehungsangeboten. Pfarrer und pastorale Mitarbeiter/-innen müssen vor Ort wahrgenommen werden und nicht in Großraumpfarreien  herumschwirren ohne Standbein in einer konkreten Pfarreiengemeinschaft. Deshalb sind für mich Gemeinden und Pfarreiengemeinschaften auch in Zukunft die Basis meiner Arbeit. Auch Seelsorgerinnen und Seelsorgern tut es gut, wenn sie einen Ort haben, an dem sie sich daheim fühlen, an dem sie Zugehörigkeit und Nähe erfahren. Dies finden sie nicht in einem Pastoralen Raum, sondern in einer Gemeinschaft vor Ort, wo sie eingebunden sind in ein Beziehungsnetz und auch emotional ihre Wurzeln haben können.

      Sie haben in der Vergangenheit immer wieder die Communio (Gemeinschaft) als Wesensmerkmal der Kirche bezeichnet. ­Sehen Sie diese durch das angestrebte Modell von Großpfarreien gefährdet?

      Streichen Sie bitte das Wort Großpfarrei! Wir brauchen Communio, Sinn für Gemeinschaft und Zusammenarbeit vor Ort. Wir brauchen Communio in den Pastoralen Räumen, ein gutes Miteinander unter den Hauptamtlichen und ein gutes Miteinander von Hauptamtlichen und den vielen Menschen, die sich ehrenamtlich in unseren Gemeinden engagieren. In den pastoralen Räumen sehe ich die Chance, dass Menschen Kirche in ihrer großen Vielfalt von kirchlichen Akteuren und Angeboten erleben und dies als Bereicherung erfahren.

      Werden Ihrer Meinung nach in diesem neuen Raum die Gläubigen noch hinreichend gewürdigt?

      Ja, wenn es kein Prozess Top-down (von oben nach unten), sondern ein Prozess Bottom-up (von unten nach oben) ist. Wenn die neue Organisationsform ehrlich und transparent zusammen mit den Menschen guten Willens in unseren Pfarreien mit Zu- und Abstimmung entwickelt und nicht aufgezwungen wird. Wenn er von oben durchgeboxt wird, werden wir noch mehr engagierte Menschen verlieren.

      Wie ist da die Meinung Ihres Seelsorgepersonals?

      Im Pastoralen Raum Gerolzhofen sind wir Seelsorger (Seelsorgerin haben wir leider keine) einer Meinung, dass das bisherige Seelsorgepersonal der Pfarreiengemeinschaften weiterhin das Gesicht vor Ort bilden und jeder auch überörtlich Verantwortung zeigen soll. Wir haben da schon einige viel versprechende Projekte im Pastoralen Raum laufen: Gemeinsame 3-stufige Taufkatechese, gemeinsame Firmkatechese 8.Klasse, neue Form der Ehekatechese mit Tag der Ehevorbereitung auf dem Weg vom Steigerwaldzentrum Handthal zum Baumwipfelpfad Ebrach und gezielte Segensfeiern in unseren „Hochzeitskirchen“, für jede Jahrgangsstufe von der 4. bis 10. Klasse jährlich das Angebot eines gemeinsamen Tages, Abend mit Gemeindecaritas, Jugendkirche, KJR, Steigerwaldzentrum, zentrale Kirchenprojekte und Kultur-Fortbildungsangebote in Gerolzhofen.

      Was wollen Ihre Katho­liken vor Ort?

      Vor gut zehn Jahren wurden die Pfarreiengemeinschaften in unserer Diözese verbindlich eingeführt. Es war ein enormer Lernprozess für alle Beteiligten, über die Pfarrgemeinde hinaus zu denken und in größeren Einheiten zusammenzuarbeiten. Ich halte es schlichtweg für eine Überforderung, wenn man jetzt diese Struktur, in die die Menschen mühsam hineingewachsen sind, wieder auflösen würde. Wenn so manches mal argumentiert wird: Die Pfarreiengemeinschaften klappen nicht, frage ich mich: Wie soll dann ein Pastoraler Raum besser funktionieren? Veränderungsprozesse, das wissen wir aus dem Changemanagement (Veränderungsmanagement), brauchen „Sicherheitsinseln“, damit die Menschen nicht völlig den Boden unter den Füßen verlieren. Zurzeit erleben wir im Bistum große Veränderungen: Strukturreform, Ordinariatsreform, Sparprozess, Corona, neues Führungspersonal… Im Fluss dieser Veränderungen sind für mich die Pfarreiengemeinschaften diese „Sicherheitsinseln”, die den Menschen Halt geben.

      Wo sehen Sie ihre­ ­Pfarreiengemeinschaft in zwei Jahren – auf einem guten Weg...?

      Ich sehe sie auf einem guten Weg, wenn sie daheim für ein lebendiges Gemeindeleben um ihren Kirchturm herum Sorge trägt und es als Bereicherung empfindet, wenn es unterstützende Angebote im Raum gibt, die eine Kirche in bunter Vielfalt erfahren lassen.   

       Interview: Matthias Risser

      Diözesanforum und Pastorale Räume

      Am Samstag, 24. Oktober, stellt Bischof Franz beim von langer Hand geplanten Diözesanforum die räumliche Umschreibung der Pastoralen Räume im Bistum Würzburg vor. Außerdem gibt es einen Ausblick auf die zeitgleich beginnende Gestaltungsphase. Im Rahmen der geschlossenen Veranstaltung im Burkardushaus erläutern unter anderem der Bischof, Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf sowie Verantwortliche aus der Hauptabteilung Seelsorge, den rund 50 ausgewählten Delegierten aus der gesamten Diözese die Karte mit den etwa 40 Einheiten, in denen Seelsorge im Bistum Würzburg künftig organisiert wird.