Nur wenig wahrgenommen wurde bislang allerdings der Synodale Weg, den die deutschen Bischöfe initiiert haben, um durch den Missbrauchsskandal zu Tage gekommene Missstände und Fehlentwicklungen und zugleich zum Teil seit Jahrzehnten angemahnte Reformschritte endlich ernsthaft und mit Handlungsperspektiven anzugehen. Mit der zweiten Synodalversammlung (29. September bis 2. Oktober) dürfte die Aufmerksamkeit zunehmen, da erste Textentwürfe vorliegen und sich die in der Bischofskonferenz bestehenden Konfliktlinien bereits im Vorfeld in aller Schärfe gezeigt hatten.
Überhaupt ist der Synodale Weg ein riskantes Unterfangen, da von vornherein umstritten, mit Erwartungen überfrachtet und vom vatikanischen Apparat mit Argusaugen verfolgt – zudem mit ungewissem Ausgang. Auch hat man wohl das Arbeitspensum unterschätzt. Denn Position beziehen oder fordern allein, dazu noch plakativ und zugespitzt, wie heute üblich, genügen hier nicht; ebensowenig der Verweis auf Tradition, Weltkirche oder Zitatfetzen aus der Bibel als Begründung. Gefragt ist qualifizerte – nicht nur theologische – Argumentation. Das kostet Mühe und Zeit und erzeugt mitunter viel Papier, worüber bereits geklagt wird.
Aber wenn beispielsweise kritisiert wird, gewisse Reformschritte würden den Wesenskern der Kirche verändern, muss eben klar herausgearbeitet werden, was zu diesem Wesenskern gehört und was nicht. Es wäre schön, wenn heuer zu Erntedank auch der Dank für die ersten Früchte des Synodalen Wegs anstünde.
Wolfgang Bullin