Kam die Entscheidung für Sie zu diesem Zeitpunkt kurz vor Ostern überraschend?
Seit dem Beschluss zur Sistierung der Bamberger Fakultät im Herbst 2006 war klar, dass einige Bamberger Studenten zum Wintersemester 2007/08 und die anderen in den Folgejahren an einen anderen Studienort werden wechseln müssen. Eine entsprechende Entscheidung des Bamberger Erzbischofs stand seitdem an und war für Februar/März 2007 angekündigt. Insofern also waren wir nicht überrascht.
Seit wann hat man sich auf Bischofsebene mit der Frage beschäftigt, beide Priesterseminare zusammenzulegen?
Erzbischof Dr. Schick hat seine Entscheidung von Anfang an im Gespräch mit den Bischöfen der Bamberger Metropolie vorbereitet. Erste Gespräche fanden unmittelbar nach dem eben schon angesprochenen Beschluss statt. Es ging dabei übrigens nicht um eine „Zusammenlegung“ der Priesterseminare, sondern um Kooperationen, bei denen die einzelnen Diözesen in bestimmten Ausbildungsabschnitten auch die Verantwortung für die Kandidaten der anderen Diözesen übernehmen. In Würzburg wird also nicht ein gemeinsames Priesterseminar der Diözesen Bamberg und Würzburg entstehen, sondern das Würzburger Priesterseminar wird die Bamberger Kandidaten mit ausbilden.
Sie sprechen von verschiedenen Ausbildungsabschnitten und davon, dass mehrere Diözesen sich die Verantwortung teilen? Wie ist das zu verstehen?
Es ist ja nicht nur bekannt gegeben worden, dass das Erzbistum seine Studenten in das Priesterseminar Würzburg schicken wird. Man konnte auch lesen, dass Bamberg als Standort für ein Propädeutikum vorgesehen ist. Damit ist eine dem Studium vorgelagerte Phase von einem oder zwei Semestern gemeint, in denen die Kandidaten in das geistliche Leben eingeführt, auf das Studium vorbereitet, mit der pastoralen Wirklichkeit in Kontakt gebracht und auf ihre Eignung geprüft werden sollen. Unsere Kandidaten werden dieses Propädeutikum, das übrigens in Deutschland schon in über der Hälfte aller Diözesen die Regel ist und das der Papst von den deutschen Bischöfen kürzlich erst wieder nachdrücklich eingefordert hat, ab 2008 in Bamberg unter der Leitung des dortigen Regens absolvieren. Es gibt übrigens auch Gespräche über eine Kooperation in der Ausbildungsphase, die auf das Studium folgt, also im Pastoralkurs und im Diakonat.
Waren Sie als Regens in den Entscheidungsprozess mit eingebunden?
Nach ihrer grundsätzlichen Entscheidung zur Kooperation in der Priesterausbildung haben die Bischöfe von Bamberg, Würzburg, Eichstätt und Speyer ihre Regenten und Subregenten beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Das haben wir auch getan. Dieses Konzept lag den Bischöfen bei ihrem letzten Gespräch vor, und es wurde auch übernommen.
Was sind die Vorteile einer Zusammenlegung am Standort in Würzburg? Gibt es auch Nachteile?
Ich kann mir vorstellen, dass es in Bamberg als Nachteil empfunden wird, wenn die eigenen Kandidaten nicht mehr in der eigenen Bischofsstadt studieren. Für uns hier in Würzburg sehe ich eigentlich nur Vorteile: Unser Seminar wird „voller“; eine größere Hausgemeinschaft kann besser zusammen leben und arbeiten; wir gewinnen sicher auch einen breiteren Erfahrungsschatz, beispielsweise durch Kandidaten aus der so genannten „Diaspora“ der Bamberger Diözese; und an der Würzburger Universität gehen die Priesterkandidaten nicht mehr so unter wie bisher. Und natürlich erhoffen wir – Bamberger und Würzburger – uns einen gemeinsamen Gewinn durch die Kooperation.
Was gibt es womöglich aus Ihrer Sicht noch zu klären, bevor die Bamberger Studenten kommen?
Sehr viel. Wir werden uns jetzt daran machen müssen, unsere Ausbildung in Würzburg so zu überarbeiten, dass sie auch für Bamberg passt. Das im Einzelnen aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Vielleicht zwei Beispiele: Die Praktika unserer Studenten müssen so organisiert werden, dass die Bamberger ihre Praktika in Bamberg machen können. Und die Zeitpläne unseres Hauses werden Bamberger Termine berücksichtigen wie beispielsweise die dortigen hohen Feste und die Priesterweihen. Bei diesen Planungen werden wir, die Regenten von Bamberg und Würzburg, sehr eng zusammenarbeiten.
Stehen durch die Zusammenlegung auch personelle Veränderungen an? Man hört, dass der Subregens künftig aus dem Erzbistum Bamberg kommen soll?
In Zukunft wird ein Bamberger Priester in der Leitung des Würzburger Priesterseminars mitarbeiten. Das ist sehr sinnvoll, beispielsweise für die Betreuung der Praktika im Erzbistum Bamberg. Erzbischof Schick hat schon mitgeteilt, dass er Pfarrer Herwig Gössl für die Aufgabe des Subregens im Würzburger Priesterseminar zur Verfügung stellt, und Bischof Friedhelm wird ihn auch dazu ernennen. Natürlich werden Regens und Subregens ihre jeweilige Aufgabe für alle Kandidaten wahrnehmen, egal aus welcher Diözese sie kommen. Alles Weitere wird auch hier noch besprochen werden müssen.
Wie viele Priesteramtskandidaten studieren momentan in Würzburg, wie viele werden es ab dem Wintersemester 2007/2008 sein?
Im Würzburger Priesterseminar studieren augenblicklich 18 Kandidaten; wir haben insgesamt 40, von denen jedoch manche an anderen Studienorten studieren und acht in der pastoralen Ausbildung stehen. Wie viele im kommenden Wintersemester dazu kommen, hängt hauptsächlich davon ab, wie hoch die Zahl der neu Eintretenden in beiden fränkischen Bistümern sein wird. Das kann man jetzt noch nicht voraussagen. Viele der zur Zeit in Bamberg studierenden Priesterkandidaten werden ja ihr Studium auch dort noch abschließen. Dort leben zur Zeit elf der 21 Bamberger Kandidaten im Haus. Insgesamt haben also beide Diözesen 61 Kandidaten, von denen 29 in den Seminarien leben.
Wie haben die Studenten im Würzburger Priesterseminar auf die Nachricht reagiert?
Das konnten sie noch gar nicht, wenigstens nicht im Priesterseminar. Zur Zeit ist vorlesungsfreie Zeit; die Studenten sind in den Praktika oder daheim. Aber in den vergangenen Monaten wurde immer wieder die Frage gestellt: Kommen die Bamberger denn jetzt? Das war hoffnungsvoll gemeint. Ich denke also, dass die Studenten sich über unsere größere und buntere Gemeinschaft freuen werden. Und ich hoffe, dass die Bamberger auch mit dem Optimismus zu uns kommen, der aus der E-Mail meines Bamberger Kollegen Hans Schieber spricht; er hat mir geschrieben: Glückwunsch zu uns!