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    Freude über baldige Freilassung

    Das Verfahren gegen den Irak-Kriegsdienstverweigerer Agustin Aguayo vor dem Militärgericht hat laut Pax Christi deutlich gemacht, wie schwierig es auch in einem demokratischen Staat sein könne, die Gewissensentscheidung eines Einzelnen gegen die militärischen Interessen einer Regierung durchzusetzen. Trotz dieser ungerechten strukturellen Vorgaben sei es erfreulich, dass David Court, der zivile Verteidiger Aguayos, die Bedeutung der Gewissensfreiheit auch eines Soldaten in den Mittelpunkt stellen konnte, und dass der Richter dies auch mit seinem Strafmaß gewürdigt habe, so Sprecher Dr. Stefan Silber.
    WÜRZBURG. Mit gemischten Gefühlen haben mehrere Friedensinitiativen, darunter die katholische Friedensbewegung Pax Christi in der Diözese Würzburg, auf das Urteil gegen den amerikanischen Soldaten Agustin Aguayo reagiert. „Wir sind natürlich froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist“, sagt Rudi Friedrich von Connection gegenüber dem Sonntagsblatt. Trotzdem sei es ein ungerechtes Urteil, weil Aguayo als Kriegsdienstverweigerer gar nicht in den Irakkrieg hätte geschickt werden dürfen.

    Aguayo war am 6. März von einem US-Militärgericht in Würzburg wegen Fahnenflucht zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt worden; die bisherige Haftzeit von 161 Tagen wurde angerechnet. Da Aguayo bereits seit dem 26. September 2006 inhaftiert ist, wird er bei guter Führung voraussichtlich in weniger als 40 Tagen aus der Haft entlassen werden. „Wir freuen uns auf seine baldige Freilassung, auch wenn ein Freispruch besser gewesen wäre“, sagte Pax-Christi-Sprecherin Barbara Häußler.

    Zahlreiche Prozessbeobachter
    So ähnlich äußerte sich auch Michael Sharp vom Military Counseling Network, das Agustin Aguayo seit drei Jahren begleitet, im Anschluss an das Urteil: „Agustin Aguayo hat nichts im Gefängnis zu suchen. Aber angesichts der drohenden Haftstrafe von bis zu sieben Jahren wegen Desertion und Verpassen der Verlegung der Einheit bin ich doch froh, dass er zu acht Monaten verurteilt wurde. So kann er seine Familie bald wiedersehen.“ Der Prozess in den Würzburger Leighton Barracks war der erste seiner Art auf deutschem Boden, seit der amerikanische Präsident George W. Bush seinen „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen hatte. Nicht nur deswegen hatten Aguayos Unterstützer eine fast generalstabsmäßige Kampagne organisiert. Von überall entsandten Friedensgruppen ihre Vertreter als Prozessbeobachter nach Würzburg.

    Der 35-jährige Aguayo war als Sanitäter in der 1. Infanteriedivision in Schweinfurt stationiert und bereits ein Mal mit seiner Einheit in den Irak geschickt worden. In den letzten drei Jahren hatte er vergeblich darum gekämpft, als Kriegsdienstverweigerer anerkannt und aus der Armee entlassen zu werden. Mit einem Sprung aus dem Schlafzimmer seiner Schweinfurter Wohnung entzog er sich dem erneuten Einsatz im Irak.

    Ungeheure Radikalisierung
    Das Verfahren vor Militärgericht hat laut Pax Christi deutlich gemacht, wie schwierig es auch in einem demokratischen Staat sein könne, die Gewissensentscheidung eines Einzelnen gegen die militärischen Interessen einer Regierung durchzusetzen. Trotz dieser ungerechten strukturellen Vorgaben sei es erfreulich, dass David Court, der zivile Verteidiger Aguayos, die Bedeutung der Gewissensfreiheit auch eines Soldaten in den Mittelpunkt stellen konnte, und dass der Richter dies auch mit seinem Strafmaß gewürdigt habe, so Sprecher Dr. Stefan Silber. Pax Christi kritisierte, dass es Aguayo im Vorfeld des Verfahrens nicht möglich geswesen wäre, sein Recht auf Kriegsdienstverweigerung geltend zu machen. Nun müsse er mit den Konsequenzen des Urteils leben. Pax Christi verweist darauf, dass die Präsenz amerikanischer Truppen im Irak „eine ungeheure Radikalisierung“ muslimischer Bevölkerungsgruppen zur Folge habe. „Inzwischen kommt es zu einer regelrechten Christenverfolgung.“ So könnten christliche Frauen nicht mehr unverschleiert das Haus verlassen. Priester würden immer wieder entführt, gefoltert und getötet. Pax Christi verurteilt deshalb die Erhöhung des US-Truppenkontingents im Irak.