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    Judith Brand aus dem Bistum Würzburg war sechs Jahre im Kosovo

    Frauen sind offener für Versöhnung

    Judith Brand aus dem Bistum Würzburg war sechs Jahre im Kosovo
    Mitrovica. Bis zu dem Unglückstag im März lief es gut. Die Arbeit mit den Frauen im Kosovo machte Spaß, die multi-ethnischen Gruppen wurden immer größer. Sechs Jahre lang arbeitete Judith Brand dafür, dass sich ehemalige Feindinnen gemeinsam an einen Tisch setzen. Dann passierte das schreckliche Drama: Zwei Kinder ertranken im Fluss Ibar in Mitrovica. Die Kosovo-Albaner machten die serbische Seite dafür verantwortlich. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen. „Wir wussten überhaupt nicht mehr, wie es weiter gehen sollte“, erinnert Brand.
     
    Seit 1998 hat die Sozialarbeiterin auf dem Balkan traumatisierten Frauen und Kindern geholfen. Dort baute sie im Auftrag des Freiburger Vereins Amica mehrere Frauen- und Kinderprojekte in Bosnien und im Kosovo auf. Jetzt kehrte die 34-Jährige nach Freiburg zurück. „Die multi-ethnischen Begegnungen im Kosovo werden trotzdem weitergehen – auch wenn ich nicht mehr dort bin“, versichert Brand. „Frauen sind erfahrungsgemäß offener für Versöhnung als Männer“.
    Judith Brand stammt aus Hambach im Bistum Würzburg. Als Diözesanleiterin der KJG hatte sie sich schon in den 90er Jahren in der Mädchen- und Frauenarbeit engagiert. Neben ihrem sozialpädagogischen Studium absolvierte sie auch ein Volontariat in der diözesanen Medienarbeit, unter anderem einige Zeit beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt.
     
    Frauen und Kindern feste Regeln zu geben
    Gleich nach dem Krieg begann Brand in Orahovac/Kosovo die Partnerorganisation Hareja aufzubauen. „Erstes Ziel war, den Frauen und Kindern Sicherheit und feste Regeln wiederzugeben.“ Gruppenstunden und Computerkurse für Frauen wurden ins Leben gerufen, Kindergärten eingerichtet. Amica und Hareja stellten Lehrerinnen ein, damit Mädchen und Frauen ihre Schulabschlüsse nachholen konnten. „Frauen stark machen“ stand im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Denn von einer gelebten Gleichberechtigung sind die Frauen und Mädchen im Kosovo weit entfernt. „Viele verbrachten ihr Leben bis zum Krieg in Abhängigkeit, zuerst in der Familie und später in der Ehe“, erklärt Brand.
     
    Behinderte lässt man im Kosovo zu Hause
    Englisch- und Friseurkurse werden von Amica und Hareja angeboten, aber auch Seminare zur Familienplanung. In den Nähkursen wird den Frauen praktisches Wissen vermittelt. Und wenn sie Probleme haben mit der Erziehung ihrer Kinder, stehen nun die zurückgebliebenen Mitarbeiterinnen von Brand beratend zur Seite. Ein landwirtschaftliches Projekt, das von der Caritas Schweiz mitfinanziert wird, bezieht auch Frauen in den Dörfern in die Amica-Arbeit ein. Für einen Großteil konnte die Organisation mittlerweile auch „Einkommen schaffende Maßnahmen“ einrichten: Teppiche, gestrickte Socken oder gehäkelte Taschen werden hergestellt und internationalen Händlern angeboten. Brand baute auch als eine der ersten Gruppen für behinderte Kinder in Orahovac auf. „Von staatlicher Seite gibt es keine Angebote für behinderte Kinder – Behinderte lässt man im Kosovo zu Hause“, hat Brand erfahren.
     
    Es trafen sich die Feindinnen von einst
    Im ersten Jahr der Versöhnungsarbeit trafen sich die Frauen nur innerhalb ihrer Volksgruppe – also die Kosovo-Albanerinnen an einem Tag, die Kosovo-Serbinnen an einem anderen Tag, resümiert Brand. Doch dann planten sie und ihre Mitarbeiterinnen für alle eine mehrtägige Ausflugsfahrt nach Montenegro. „Im Bus spürte man die Anspannung. Es war das erste Mal, dass die Frauen, die sich bis dahin als Feindinnen empfunden hatten, zusammen waren.“ Doch schon einen Tag später saßen die Frauen gemeinsam auf den Zimmern und sagten sich gegenseitig ihre Zukunft aus dem Kaffeesatz voraus, erzählt die Sozialarbeiterin. Jetzt werden multi-ethnische Kinderfreizeiten und wöchentliche Begegnungen zwischen albanischen und serbischen Frauen im Projektzentrum angeboten.