Würzburg. Manchmal öffnet Nächstenliebe die Tür in ein neues Leben. Ein selbstbestimmtes Leben. Darauf hatte Silke (Name von der Redaktion geändert) mit ihrem heranwachsenden Sohn lange genug gewartet. Sie suchte eine Wohnung. Aber wer vermietet schon an eine, die aus dem Knast kommt? Die von Hartz IV leben muss? Eine Würzburgerin hat das getan. Sie stellt ihre Eigentumswohnung den Oberzeller Franziskanerinnen, ihrer Einrichtung für Frauen in Krisen, zur Verfügung – damit Frauen wie Silke eine Chance haben, ins normale Leben zurückzukehren. Und solange ist das Haus Antonie Werr für Frauen da – inzwischen seit 20 Jahren.
Gewalt und Unterdrückung, Hilflosigkeit, Wut und Missbrauch – die Bandbreite an Verletzungen ist groß, die den hier untergekommenen jungen und älteren Frauen widerfahren ist. „Hilfen für Frauen in Krisen“ heißt die Abteilung des Fachbereichs Frauen der Oberzeller Franziskanerinnen, der 1989 gegründet wurde und nun seit 20 Jahren unbürokratisch und schnell hilft. Frauen ab 21 Jahren können im Haus Antonie Werr vorübergehend wohnen. Für sie gibt es in der Einrichtung 12 Einzelzimmer, davon acht auf einer Etage, eine Art Wohngemeinschaft. In dieser WG leben die Frauen weitestgehend eigenständig zusammen, sie haben keine feste Essens- oder Anwesenheitszeiten. An einige Spielregeln müssen sie sich dennoch halten, zum Beispiel ist es ihnen untersagt, Besuch mit ins Haus zu bringen. Zu groß ist die Gefahr, den Schutzraum für sich und die anderen zu verletzen. „Viele wollen das aber auch gar nicht“, erläutert Karola Herbert, Leiterin des Fachbereichs Frauen. „Sie sind hergekommen zu uns, weil sie sich alleine in ihrer Notlage nicht zu helfen wussten und eine sozialpädagogische Begleitung wünschen. Sie müssen aber bereit sein, mit anderen Frauen zusammenzuleben und sollten ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und lebenspraktischen Fähigkeiten mitbringen“. Das Haus Antonie Werr bietet einen Schutz- und einen Entwicklungsraum für den Neuanfang, es finden Einzelgespräche zur Klärung der persönlichen Situation statt und es werden Perspektiven entwickelt, wie es weitergehen kann. Darüber hinaus bietet die „Hilfe für Frauen in Krisen“ eine ambulante Begleitung für Frauen ab 21 Jahren, eine Notschlafstätte mit vier Betten für über 21-Jährige ohne festen Wohnsitz und ein „Sleep-in“ mit ebenfalls vier Schlafplätzen für Mädchen und junge Frauen zwischen 17 und 21 Jahren, die keine Bleibe haben.
Hinter Zahlen stecken Gesichter
2008 haben 33 Frauen und zwei Kinder das Hilfsangebot der Oberzeller Franziskanerinnen angenommen, die älteste Bewohnerin war in diesem Jahr 75 Jahre alt. Neun Frauen sind wohnungslos hergekommen und wurden anschließend in das vorübergehende Wohnen aufgenommen. Von den 33 Frauen haben 28 die deutsche, eine die kamerunische, eine die serbische und eine die russische Staatsangehörigkeit. „Die häufigsten Gründe, warum die Frauen zu uns kommen, ist der Verlust ihrer Wohnung, die Trennung vom Partner, ein Aufenthalt in einer psychosomatischen oder psychiatrischen Klinik oder die Wohnungslosigkeit nach einem Aufenthalt in der JVA“, schildert Karola Herbert die vielfältigen Gründe, das Haus Antonie Werr aufzusuchen.
Kontakt: Fachbereich Frauen,Huttenstr. 11, 97072 Würzburg,Telefon: 0931/79723-0,Fax: 0931/79723-23,E-Mail: „haw@oberzell.de“,Internet: „www.haw.oberzell.de“.
Den vollständigen Artikel finden Sie in unseren Printmedien,
in der Ausgabe Nr. 42 vom 18. Oktober 2009.