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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Vor 100 Jahren wurde das coburgische Königsberg bayerisch – Heute verbindet die Städte der 50 Kilometer lange Amtsbotenweg

    Fix wie der Amtsbote

    Einmal im Monat stellen wir ein lohnendes Ausflugsziel vor. Diesmal geht es nach Königsberg und Umgebung. Die Heimatstadt des Mathematikers und Astrologen Regiomontanus ging vor 100 Jahren vom Herzogtum Coburg an Bayern. Die ganze Region entpuppt sich als Schmuckkästchen.

    Dass ein Teil Unterfrankens bis vor 100 Jahren zu den sächsischen Herzogtümern gehörte, wird denjenigen bewusst, die sich auf den Amtsbotenweg von Königsberg nach Coburg begeben. Stramme Wanderer schaffen die 50 Kilometer an einem Tag. Sich an der frischen Luft zu bewegen, wird seit Ausbruch der Corona-Pandemie verstärkt wieder empfohlen.

    Wie heißt es in einem Lied: „Die Wanderszeit, die gibt uns Freud.” Das Königsberger Pfingstfest mit der traditionellen Parade der Bürgerwehr von 1848 – abgesagt, ebenso die nicht nur bei Menschen mit dem grünen Daumen beliebte Rosen-/Gartenmesse im Juni auf dem Schlossberg. Auch die Dauerausstellung im Erdgeschoss des Rathauses, wo die Gäste kostenlos einen Einblick in Geologie, Historie, Wirtschaft, Brauchtum und Gesellschaft erhalten, ist geschlossen. Unter anderem wäre hier zu erfahren, dass der Mann, dessen Statue sich im zentralen Brunnen erhebt, wesentliche wissenschaftliche Grundlagenarbeit leistete für unser heliozentrisches Weltbild.

    Regiomontanus

    Der Name des am Salzmarkt geborenen Mathematikers und Astronomen: Johannes Müller (1436–1476). In Rom, wo er wirkte, nannte man ihn Regiomontanus – der Königsberger. Die Geschichte seiner Heimatstadt ist im Sommerhalbjahr vom Brunnen aus zweimal am Tag episodenhaft zu verfolgen, und zwar beim Glockenspiel am Rathaus – jeweils um 11.30/15.30 Uhr.

    1234 erstmals als Königsberg erwähnt, erhielt die Siedlung unterhalb der angeblich von Kaiser Barbarossa 1168 erbauten Stauferburg 1333 Markt- und 1358 Stadtrechte. Der Handel blühte. In Königsberg soll die südlichste Rolandfigur Deutschlands stehen. Vor allem in den Hansestädten im Norden errichteten die Kaufleute ihrem Schutzheiligen entsprechende Standbilder. Beinahe 60 Mal wurde Königsberg als wertvolles Pfand oder Erbe in andere Hände gegeben, schließlich auch in die des Bischofs von Würzburg. 1569 gelang es Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar, Königsberg als Enklave in fränkischen Landen zurückzukaufen. Die Herrschaft wechselte: Sachsen-Gotha, Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen und – 1826 im Zuge der Neuordnung der Ernestinischen Herzogtümer – Sachsen-Coburg und Gotha.

    Amtsbotenweg

    Ein Amtsbote stellte zweimal wöchentlich die Verbindung in die Residenzstadt Coburg her. Ein zweiter Kurier, der sogenannte Intelligenzbote hatte Geldbeträge zu befördern, musste sich in der Canzley einfinden, um Beiträge für das „Intelligenzblatt“ abzugeben. Für weiteren Verkehr sorgten Bauern und Handwerker, die den Wochenmarkt beschickten, und Lateinschüler.

    „Raus in die Natur!“, kann Touristikerin Lutsch nur raten. „Vorerst zu zweit oder mit der Familie.“ Ob die für 26. September geplante 54. Coburg-Wanderung mit den üblicherweise gut 50 Teilnehmern stattfinden wird? Organisiert wird sie von der Königsberger Schlossberggemeinde. Deren Vorsitzender – seine Bezeichnung ist Erster Burgvogt  – Eddi Klug glaubt fest daran. Zwei erfahrene Wanderführer wüssten Schleichpfade, auf denen sich die Strecke um fünf Kilometer abkürzen lasse. Von morgens um sechs bis abends dauere die Tour. Weil er dies nicht für möglich hielt, zahlte ein Coburger Arzt, der immer zwei Tage unterwegs war, den Königsbergern nach verlorener Wette in den 1960er-Jahren ein Fass Bier. Seither ist der Marsch jährliche Übung. Eddi Klug selbst begleitet die „Prozession“ mit einem Versorgungsfahrzeug.

    Wunderbare Stationen sind Leuzendorf, Altenstein und Seßlach, wo ein bayerischer Löwe auf dem Treppenabsatz des Rathauses wacht.

    1. Juli 1920

    Nicht auszudenken wäre für den Burgvogt Klug, wenn seine Kommune vor 100 Jahren an Thüringen angegliedert und dann nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der „Ostzone“ geworden wäre. So heißt es in den Annalen: „Nach einer Volksabstimmung 1919 wurde der Freistaat Coburg zum 1. Juli 1920 mit dem Freistaat Bayern vereinigt. Damit kamen auch Königsberg in Franken und das Amt Königsberg zu Bayern. Die Stadt wurde dem Bezirk Hofheim im Kreis Unterfranken und Aschaffenburg zugeteilt. Im Zuge dessen wurde der bis dahin geltende Namenszusatz ‚in Franken‘ zu ‚in Bayern‘ abgeändert.“         

    Lohnende Ziele zwischen Coburg und Königsberg

    Leuzendorf: Das Dorf war mehrfach vom Hochstift Würzburg an Mitglieder der Familie Fuchs zu Burgpreppach belehnt. 1592 ging es an die Herren von Erthal. Diese waren evangelisch, bis unter Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg die Kinder des 1688 im großen Türkenkrieg gefallenen Daniel Christian von Erthal zum katholischen Glauben erzogen wurden. Dietrich Carl von Erthal verhalf dem heute 150 Einwohner zählenden Ort zu einer reich ausgestatteten Rokokokirche. Allein 125 Putten umschweben die Bilder und Skulpturen aus der Heilsgeschichte. Hinter dem durchbrochenen Hochaltar hängt ein Gekreuzigter, dessen Antlitz ans Turiner Grabtuch erinnert.

    Altenstein: Hier befand sich der Stammsitz der Stein vom Altenstein. Diese haben ihre Burg mit weiter Sicht über das Weisach- und Baunachtal 1703 verlassen und sind in ihr neues Schloss in Pfaffendorf gezogen. Die Teile der heutigen Ruine Altenstein gehen zurück auf die Zeit des 13. bis 16. Jahrhunderts. 1972 übernahm der Landkreis Haßberge die Anlage; viel Wissenswertes ist hier im Deutschen Burgeninformationszentrum zu erfahren.

    Seßlach: Als „oberfränkisches Rothenburg“ oder „Perle im Coburger Land“ wird das noch mit einem kompletten mittelalterlichen Mauerring umgebene Seßlach beschrieben. Die erste schriftliche Erwähnung fand es im Jahr 800. Ab 1120 war Seßlach Amtssitz und Zentgericht des Herzogtums Franken.1881 wurde hier Joseph Otto Kolb geboren, der den Gläubigen als Erzbischof von Bamberg von 1943 bis 1955 in schwerer Zeit Halt gab. 1972 wurde Seßlach dem Landkreis Coburg zugeschlagen.    

    Bernhard Schneider