Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr
    Hilferuf der lettischen Diaspora-Christen: Vainode bangt um seine Kirche

    Feuchte Wände, marodes Mauerwerk, zerstörtes Dach

    Hilferuf der lettischen Diaspora-Christen: Vainode bangt um seine Kirche
    In Ludmila Sadovskas Gesicht spiegelt sich der Lauf der Zeit. Mit ihren 80 Jahren hat die engagierte Katholikin die schmerzhaften Umwälzungen in der jüngeren lettischen Geschichte miterlebt. Die Jahrzehnte lange russische Besatzung hat bis heute deutliche Spuren bei den Menschen hinterlassen. Doch Ludmila Sadovskas Blick richtet sich nach vorn auf die Chancen, die sich den Christen nach Jahren der Angst, Einschüchterung und auch Verfolgung heute bieten. Es geht um den Erhalt der kleinen Ortskirche in Vainode, den Mittelpunkt der katholischen Gemeinschaft. Es geht um „alles oder nichts“ für die 200 Diaspora-Christen. Und Ludmila Sadovskas hofft auf Hilfe aus Deutschland.
     
    Vainode liegt im westlichen Teil Lettlands und gehört zur Diözese Liepaja. Der 3000 Einwohner zählende Ort hat kein Zentrum, das zum Anhalten verleitet. Fast könnte man durchfahren ohne die Ortschaft zu bemerken. Kein Rathaus, kein Einkaufszentrum, kein Restaurant und auch kein Kirchturm, der die vereinzelten flachen Häuser überragt. Nur einige Bäuerinnen, die am Straßenrand Obst und Gemüse verkaufen, verdeutlichen die Ortsmitte. In Körben bieten sie das wenige an, was die Jahreszeit bereit hält: Äpfel, Karotten, Kartoffeln und Krautköpfe. Einige versuchen für ihre handgestrickten dicken Wollstrümpfe und Mützen einen Abnehmer zu finden. Doch nur wenige Käufer besuchen diesen Markt. Das karge Angebot sagt viel über die Verhältnisse der hier lebenden Menschen aus. Etwa zweihundert Meter abseits von der Straße steht ein auffallendes, zwei Stockwerke hohes Gebäude. Das äußere Erscheinungsbild gleicht dem der umliegenden Häuser: farblose, feuchte Wände und maroder Putz. Nichts überdeckt die Trostlosigkeit. Ein kleines Kreuz im Giebel weist auf eine Kirche hin.
     
    Raureif legt sich auf die Dächer, als Pater Oskar Jablonski nach einer Stunde Fahrzeit von seinem Kloster mit dem Auto vor der Kirche eintrifft. Der junge Dominikaner betreut als Seelsorger die Gemeinde in Vainode. Etwa dreißig Erwachsene sowie zehn Jugendliche und Kinder erwarten den Pfarrer bereits vor der Kirche. Alle sind winterlich gekleidet. Es ist kalt, nicht nur hier draußen, sondern auch in der Kirche. Der sonnenblumengelbe Farbanstrich der Wände, die bunten Glasfenster und einige vielfarbige Fahnen verleihen dem Raum eine Wärme, die im Gegensatz zur Temperatur im Inneren steht. Nur in der Sakristei gibt es eine kleine Elektroheizung, die einen Kamin imitiert. Sie gibt etwas Strahlungswärme ab, während sich der Pfarrer und die Ministranten für die Messfeier umkleiden. Doch sie kann die Temperatur im Kirchenraum nicht wirklich ansteigen lassen. Feuchtigkeit und Kälte dringen durch Risse in den Wänden und durch das marode Dach. Die Heizung ist schon seit Jahren defekt und müsste längst erneuert werden. An vielen Stellen bildet sich Schimmel und an der Außenwand bröckelt der Putz. Eine Renovierung und Beseitigung der Schäden am Dach, an den Fenstern und am Gemäuer ist dringend notwendig, um den weiteren Zerfall zu stoppen. Doch der Gemeinde fehlt dafür das Geld. Viele der 200 Katholiken von Vainode sind arbeitslos. Und selbst wenn sie etwas verdienen, reicht es kaum zum Unterhalt der Familie. Die lange Zeit der Bedrängnis der Kirche in Lettland durch die kommunistische Herrschaft ist zwar seit August 1991 beendet, doch die Aufbauarbeit gestaltet sich weiterhin schwierig. Die Gemeinden wachsen, aber es fehlen Kirchen und Gemeinderäume.
     
    Die alten, noch erhaltenen Gebäude sind meistens zu klein oder in einem desolaten Zustand. In Vainode hat der Vorsitzende des Gemeinderates, der 60jährige Stanislav Rastikis, schon seit einiger Zeit aus eigener Tasche Materialien gekauft, damit die engagierten Gemeindemitglieder kleinere Reparaturen an der Kirche selbst ausführen konnten. Doch jetzt sind sie mit den Eigenleistungen überfordert, zu umfangreich und teuer sind die notwendigen Maßnahmen wie die Neudeckung des Daches, die Erneuerung der Fassade und der Einbau neuer Fenster und Türen.
     
    Die gemeinsamen Arbeiten, bei denen auch die Jugendlichen einbezogen waren, haben unter den Gemeindemitgliedern das Erlebnis von Gemeinschaft verstärkt. Manche müssen an den Sonntagen weite Wege zur Kirche zurücklegen. Nach dem Gottesdienst setzen sich die katholischen Christen im Keller der Kirche bei Kaffee, Tee und mitgebrachtem Essen zusammen – eine gute Gelegenheit, um miteinander zu sprechen, Anteil zu nehmen, füreinander da zu sein in schwierigen Zeiten. Ludmila Sadovska und die katholische Gemeinde von Vainode hoffen auf Solidarität katholischer Christen in Deutschland. Helfen wir ihnen, dass sie den Mittelpunkt ihrer kleinen Gemeinschaft nicht verlieren: ihre Kirche.