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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Farbenpracht und Kleine-Leute-Milieu

    Titicachi – dieser kleine Ort im Hochland Boliviens liegt malerisch auf einer Höhe von 3300 Metern. Die Anfahrt von La Paz nach Nordwesten in Richtung der peruanischen Grenze dauert sechs bis sieben Stunden. Doch nur unter der Voraussetzung, dass es nicht geregnet hat und der Jeep mit Allradantrieb die steinigen, staubigen Straßen mit den engen, oft halsbrecherisch wirkenden Serpentinen ohne Probleme bewältigt. Sind die Straßen jedoch nass und der Jeep bleibt irgendwo auf der Strecke im Schlamm stecken, dann wird die Fahrt nach Titicachi zu einem unvergesslichen Abenteuer.
    In Titicachi arbeitet seit 1974 der aus Eibelstadt stammende Missionar Pater Max Wolfgang Schiller. Er gehört zur Gemeinschaft der Kleinen Brüder vom Evangelium. Treu dem Gründungscharisma von Charles de Foucauld wollte Max W. Schiller gerade mit den Menschen leben und arbeiten, die den letzten Platz in der Gesellschaft einnehmen. In Titicachi sind das die Quechua Indianer, die – bis zur Machtübernahme des aktuellen Präsidenten Evo Morales – vergessen und an den Rand gedrängt wurden. Mit dieser bäuerlichen, auf Selbstversorgung ausgerichteten Gesellschaft, arbeitet Pater Schiller seit über 30 Jahren. 
    In ganz unterschiedlichen Bereichen gaben er, seine Mitbrüder und drei Ordensschwestern aus der Schweiz die Anstöße für eine ganzheitliche menschliche Entwicklung. Ein funktionierendes Schulsystem bis zum Abitur, Kindergärten, auch in den kleinen Dörfern, eine Gesundheitsstation, Handarbeitszentren für die Frauen, landwirtschaftliche Ausbildung für die Kleinbauern – dies sind einige Projekte, die Pater Schiller und sein Team anstoßen konnten. Mit viel Fleiß und Akribie wurden anhand des Taufregisters für die Menschen aus der Region Titicachi Geburtsurkunden erstellt, die ihnen eine offizielle Registrierung als Bürgerinnen und Bürger der bolivianischen Gesellschaft ermöglichten. Mit seinem langjährigen belgischen Mitbruder Francisco leitete Schiller mehrere Gemeinden in der berauschend schönen Landschaft des Anden-Hochlandes. Heute wird er in seinen seelsorgerlichen Aufgaben bereits von einheimischem Klerus unterstützt. Auch Domkapitular Hans Herderich besuchte auf seiner Lateinamerikareise Pater Schiller und die Pfarrei Titicachi. Von der Bevölkerung wurde er mit großer Freude, vielen Willkommensreden und einem Blumenkranz empfangen. Die Diözese Würzburg hatte Pater Schiller bei der Renovierung einer kleinen Kapelle unterstützt. Dieses halb verfallene Kirchlein und die dazugehörenden Gebäude konnten zu einem geistlichen Zentrum umgebaut werden – ein wahres Schmuckstück in der grandiosen Berglandschaft. Pater Max Schiller, der schon seit Jahren in geistlicher Begleitung und Exerzitienarbeit tätig ist, wird nun mit den Möglichkeiten des Zentrums von Bisnoco diesen Schwerpunkt weiter ausbauen. Bei der Feier einer Erstkommunion von zwei Quechua-Mädchen aus Titicachi hat Domkapitular Hans Herderich die Religiosität der Menschen erlebt, die immer wieder nach sinnlich erfahrbaren Zeichen suchen. Nach dem Gottesdienst will jeder noch einmal ganz persönlich den Segen mit Weihwasser erhalten.Die Besuchstage von Hans Herderich in Titicachi fielen mit dem Nationalfeiertag Boliviens zusammen. Hunderte von Menschen waren nach Titicachi gekommen, um an dem kleinen, vollkommen überfüllten Marktplatz am traditionellen Umzug der Schulen, Gruppen und Institutionen teilzunehmen. Die bestechende Vielfalt und Farbenpracht der lokalen Trachten ließ die wenigen Europäer, die zum Fest nach Titicachi angereist waren, blass und farblos erscheinen. Eine komplett andere Realität erwartete den Besucher aus Würzburg auf der letzten Station seiner Reise, in Santiago, der Hauptstadt Chiles. Wie schon in São Paulo, so gab es auch in der Fünf-Millionen-Stadt Santiago ein Treffen mit den Missionaren, die aus dem Bistum Würzburg stammen. Dieses Treffen fand in der Pfarrei „Sagrada Familia“ im Stadtteil Quilicura, einem Vorstadtviertel von Santiago, statt. Dort arbeitet seit 1995 Pfarrer Erich Hauck. Der aus Brünnstadt stammende Hauck lebt seit 1970 in Lateinamerika und kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken. Er war in drei Ländern – Ecuador, Puerto Rico und Chile – als Pfarrer tätig. Mit Quilicura hat er sich bewusst für eine so genannte población entschieden, ein Arbeiterviertel. Denn dort trifft man auf die kleinen Leute Santiagos, mit ihnen will Pfarrer Hauck leben und arbeiten. Viele Menschen haben keine Arbeit oder schlagen sich irgendwie mit Gelegenheitsjobs durch. Alkohol, Drogen, Gewalt bis hin zur organisierten Kriminalität sind die unausweichlichen Folgen dieser Entwicklung. Was sagt Pfarrer Hauck den etwa 1000 Gottesdienstbesuchern, die Sonntag für Sonntag seine große Kirche füllen? Ganz bewusst ließ er beim Bau der neuen Kirche eine Figur des auferstandenen Christus im Altarraum anbringen. Nicht die Realität des Kreuzes, die die Menschen tagtäglich oft allzu hart in ihrem Leben erfahren, sondern die Verheißung, die über das Kreuz hinausgeht stellt er in die Mitte seiner pastoralen Verkündigung. Ganz konkret setzt er dabei auf die in Lateinamerika weit verbreitete Familienkatechese. Kinder, Jugendliche und Eltern werden gemeinsam in Gruppen in den Glauben eingeführt und können in der Gemeinde Räume erfahren, die ihre häufig triste Alltagsrealität sprengen. Hier steht dann auch Schwester Elsa, die Leiterin der Katechesen in der Pfarrei Quilicura, immer mit Rat und Tat zur Verfügung.Nach seiner Lateinamerikareise, die ihn nach Brasilien, Bolivien und Chile geführt hat, kehrte Domkapitular Herderich mit vielen prägenden Eindrücken und Erfahrungen nach Würzburg zurück. Fazit seiner Reise: Die Würzburger Missionarinnen und Missionare arbeiten mit großem Engagement an der Seite der Armen und Entrechteten, sie bilden eine wichtige Brücke für das missionarische und weltkirchliche Engagement im Heimatbistum Würzburg.