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Falsche Bilder voneinander überwinden
In einer Zeit, die mit Superlativen nicht gerade sparsam umgeht, ist man auch schnell bei der Hand, ein Ereignis als historisch zu bezeichnen. Und weil unsere Zeit auch noch sehr schnelllebig ist, geschieht das nicht erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand zum Ereignis, sondern vielfach schon unmittelbar danach oder gar schon, während das Geschehen noch im Gange ist. Ob auch das katholisch-islamische Forum, das am 6. November nach dreitägigen Beratungen in Rom zu Ende gegangen ist, diese Bezeichnung verdient, werden dessen Auswirkungen erweisen. Eine bemerkens- und beachtenswerte Veranstaltung war es auf jeden Fall. Bemerkenswert war schon, dass und wie sie zustandegekommen ist, denn letztlich war die viel kritisierte „Regensburger Rede“ von Benedikt XVI. während seines Deutschland-Besuchs vor zwei Jahren, der Auslöser gewesen; bemerkenswert auch die unaufgeregte Atmosphäre, in der die je 29 muslimischen und katholischen Vertreter miteinander diskutiert haben; bemerkenswert natürlich auch die 15 Punkte umfassende Schlusserklärung, die sich ebenso deutlich zu Religionsfreiheit und Minderheitenschutz bekennt, wie sie Muslime und Katholiken auffordert, sie sollen „jede Form von Unterdrückung, aggressiver Gewalt und Terrorismus zurückweisen, insbesondere wenn sie im Namen der Religion begangen werden“. Nun kann man gegen eine solch positive Einschätzung des Treffens manches einwenden: dass viel von dem, was zwischen Katholiken und Muslimen steht, nicht angesprochen wurde; dass die 29 anwesenden Muslime nicht den gesamten Islam, schon gar nicht dessen radikale Ausprägung repräsentiert haben; dass also die Schlusserklärung wenig Verbindlichkeit hat ... Das mag alles zutreffen, aber gerade deswegen war es wichtig, dass diese Begegnung stattgefunden hat, dass man erste Schritte auf einem sicher noch langen Weg gewagt hat. Bei der Audienz für die Teilnehmer hat Benedikt XVI. aufgefordert, Missverständnisse und Vorurteile zu überwinden und falsche Bilder voneinander abzulegen. Dazu braucht es Mut und vermutlich auch Hilfen, etwa solche wie den „Interreligiösen Kalender“, den wir in unserer Printausgabe auf Seite 3 vorstellen.