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„Fair Play“ mit weißen Bohnen
. Auch die roten Kaffeekirschen, die nun gepflückt werden, kommen – als Rohkaffee verarbeitet – nach Deutschland. Flink werfen die Männer und Frauen die roten Kaffeekirschen in Eimer und Körbe. Dicht gedrängt stehen die Pflücker nebeneinander zwischen den Sträuchern. Es sind die Besitzer dieser kräftiggrünen Kaffeebäume, die hier arbeiten, nicht irgendwelche Erntehelfer. Rund 50 Familien gehören im entlegenen Mahenge der Kaffee-Kooperative an. Von dieser und elf weiteren Kooperativen bezieht der Würzburger Partnerkaffee seine Bohnen. Zu Beginn der Arbeit vor zehn Jahren ließ der „Würzburger Partnerkaffee e.V.“ den Kaffee noch in Tansania rösten, mahlen und verpackt nach Deutschland importieren. Die Qualität aber war nicht zuletzt durch den langen Transportweg in nicht immer luftdichten Verpackungen für den deutschen Markt zu schlecht. Daher entschloss sich der Verein, Rohkaffee zu importieren und in Deutschland verarbeiten zu lassen. Seither wird der Rohkaffee in Mainaschaff bei der Firma Braun geröstet und verpackt. Im Jahr 2007 wurden über Eine-Welt-Läden im Einzelhandel, vor allem bei Edeka rund 32 Tonnen Kaffee in der Region Mainfranken verkauft, allein der Eine-Welt-Laden Würzburg hat 2,5 Tonnen abgesetzt. Zudem hat der Partnerkaffee e. V. im Laufe seiner Arbeit erreicht, dass mehrere hundert Familien aus der Region Mbinga Genossenschaften gründeten und nun die Lizenz haben, fair gehandelten Kaffee zu exportieren. Zuvor war nur eine geringe Menge des Kaffees, den die Kleinbauern selbst anbauen, in den Fairen Handel gelangt. Wenige schafften es, die bürokratischen Hürden zu überwinden. Denn um an den Fairen Handel liefern zu können, brauchen sie eine Lizenz von der europäischen Zertifizierungsbehörde FLO (Fair Labelling Organization). Tansania ist abhängig vom Kaffee-Export und den üblichen Schwankungen des Weltmarktpreises ausgeliefert. Im Fairen Handel wird der Kaffeepreis über dem Weltmarktpreis angesiedelt, um den Kleinbauern ein sichereres Einkommen zu ermöglichen, als es im üblichen Handel der Fall wäre. Zum ersten Mal haben sie darüber hinaus die Chance, Geld zu investieren und fühlen sich ermutigt, Kredite aufzunehmen. Klaus Veeh, Geschäftsführer des Würzburger Partnerkaffee e.V. erläutert die Prinzipien des Fairen Handels: „Erstens haben wir langfristige Lieferverträge. Zweitens geben wir Abnahmegarantien für feste Mindestmengen. Drittens bekommen die Kleinbauern den Fairtrade-Preis, der mindestens fünf Cent höher liegt als der Weltmarktpreis.“ Dieses Geld kann von den Kleinbauern wieder für den Kaffeeanbau verwendet werden, wie zum Beispiel in Kindimba. Dort wird in eine umweltschonende Anbauform investiert: Die Kaffeepflanzen werden nicht mehr aus der Bohne gezogen, sondern aus dem Steckling einer Mutterpflanze. So sind sie resistenter gegen Schädlingsbefall und es kommen weniger Pestizide zum Einsatz. Möglich ist diese Entwicklung nur, weil ein Teil der Kosten hierfür durch den Fairtrade-Handel abgedeckt wird. Die Kleinbauern in Mahenge haben ihr Geld zusammen gelegt und zusätzlich einen Kredit aufgenommen. 30000 Euro hat die Maschine gekostet. Die Anschubfinanzierung zahlen die Kleinbauern innerhalb von zehn Jahren zurück. Nun steht ihr ganzer Stolz blank poliert vor ihnen: Die neue „Kaffeequetsche“. Die Maschine rattert surrend vor sich hin, während die Helfer ihre roten Kirschen nach und nach in den Trichter schütten. Im Inneren wird die weiße Bohne aus der Kaffeekirsche gezogen, um im Wasserbecken mehrere Stunden fermentiert und nach zwölf Stunden abgeschöpft zu werden. Zum Trocknen werden die Bohnen auf lange Bahnen ausgelegt. Bereits in diesem Arbeitsvorgang sortieren die Kaffeebauern sie nach Qualität. Ein bis zwei Tage brauchen die Kaffeebohnen, um zu trocknen. Dabei werden sie alle zwanzig Minuten per Hand gewendet. Die Kaffeebohne als solche ist in diesem Stadium noch immer nicht erkennbar – ummantelt von einer weiteren Hülle ist sie gut geschützt. Aus fünf Kilogramm Rohbohnen werden so eineinhalb Kilo getrocknete, weiße Arabica-Bohnen. Ihr Anteil an den nach Deutschland exportierten Bohnen ist recht hoch: Rund fünf bis sechs Tonnen Rohkaffee haben die Kleinbauern in Mahenge in diesem Jahr verkauft, pro Sack bekommen sie rund 50 Cent. Die Bauern verwenden ihr Geld aber nicht nur für den ökonomischen und ökologischen Fortschritt des Kaffeeanbaus; in den Kooperativen behält man auch Geld zurück, um den Kindern der Familien später eine Ausbildung finanzieren zu können. Immerhin hat jede Familie rund sechs bis acht Kinder, die es zu versorgen gilt.Sichtbar seien die Veränderungen auch im Kleinen, erklärt Father Raphael Ndunguru, Priester der Diözese Mbinga und Koordinator der Kaffee-Kooperativen in der Region: „Man sieht, dass es den Menschen besser geht. Die Häuser sind stabiler gebaut, die Kinder können häufiger zur Schule und in den Kindergarten gehen, weil das Geld dafür gezahlt werden kann.“ Im südwestlichen Hochland Tansanias nahe Mahenge macht sich derweil die Firma Technosurf daran, die Säcke zur Kaffeefabrik zu bringen. Dort werden die Bohnen gereinigt und für den Versand nach Deutschland aufbereitet. Die weiße Hülle, die noch die grünen Bohnen umschließt, wird entfernt und maschinell werden sie in fünf verschiedene Qualitätsstufen nach Größe und Gewicht sortiert. Als grüner Arabica wird der Rohkaffee schließlich den Hafen von Daressalaam in Richtung Deutschland verlassen. Francis Kombe, Manager der Kaffeefabrik in Mbinga, weiß die Bohnen aus den Kooperativen des Partnerkaffees zu schätzen: „Dieser Kaffee hat eine viel bessere Qualität, als der von einzelnen Bauern. Mehr Kooperativen brächten höhere Qualität, die wiederum hätten höhere Verdienste für die Kleinbauern zufolge.“ Diesen persönlichen Kontakt weiter zu pflegen und auszubauen, um die Qualität des Kaffees noch zu steigern, ist auch das Anliegen von Father Raphael. Er gibt die Ideen und Anregungen der Kleinbauern an den Würzburger Partnerkaffee weiter. „Die Leute verstehen, dass der Kaffeepreis gesunken ist und sie durch die Unterstützung des Partnerkaffees mehr verdienen und ihre Existenz dadurch sicherer ist.“ Durch die Zusammenarbeit mit dem Partnerkaffee in Würzburg kann Gesundheit und Bildung in der entlegenen Region möglicherweise nachhaltig verbessert werden. Dann hätten auch die Lehmhäuser an den entlegensten Hängen vielleicht bald eine eigene Wasserleitung. Würzburger Partnerkaffee e.V.
Der 1998 gegründete Verein Würzburger Partnerkaffee e.V. hat insgesamt elf Mitglieder. Unter anderem die Diözese Würzburg, die Missionsbenediktiner aus Münsterschwarzach sowie die Stadt Würzburg und das Missionsärztliche Institut. Alle elf Mitglieder pflegen Kontakte nach Tansania. In den vergangenen zehn Jahren wurden über den Verein rund 270 Tonnen Röstkaffee verkauft. Pro Pfund Röstkaffee wird ein Solidaritätsbeitrag von 0,38 Cent erhoben. So kamen in zehn Jahren 193700 Euro zusammen, mit denen soziale Projekte gefördert werden konnten. Die Zusatzleistungen ermöglichen den Produzenten in Tansania die Verwirklichung gemeinsamer Projekte und schaffen Zukunftsperspektiven für die Menschen vor Ort. Der Kaffee ist erhältlich in vielen Weltläden der Region und in den Kupsch- und Edekafilialen. Weitere Informationen: Würzburger Partnerkaffee e.V., Kürschnerhof 2, 97070 Würzburg, Telefon: 09 31/3 86-65 121, E-Mail: „mef@bistum-wuerzburg.de“.