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    Sonntagsblatt-Leser unterwegs in der Schweiz unter dem Motto „Von den Gletschern zu den Palmen“

    Exotisches Ländchen im Herzen Europas

    Sonntagsblatt-Leser unterwegs in der Schweiz unter dem Motto „Von den Gletschern zu den Palmen“
    Von den Gletschern zu den Palmen war eine Sonntagsblatt-Leserreise überschrieben, zu der wir vom 3. bis 9. September 2004 eingeladen hatten. Die Nachfrage war so groß, dass wir kurzfristig noch eine zweite Reise vom 10. bis 15. September mit identischem Programm – mit dem identischen Wetter hat es leider nicht ganz geklappt – organisiert haben. Insgesamt 75 Leserinnen und Leser haben somit an dieser erlebnisreichen Tour teilgenommen, die wir im folgenden Beitrag noch einmal Revue passieren lassen. Es handelt sich um einen leicht gekürzten und überarbeiteten Reisebeicht, den uns Franz Schmitt aus Aschaffenburg, Teilnehmer der ersten Reise, zugesandt hat:
     
    Als das „Würzburger katholische Sonntagsblatt“ eine Leserreise in die Schweiz anbot, da hat es sofort geklingelt. Mit denen haben wir schon etliche Reisen gemacht. Die waren immer gut geplant und organisiert, da hatten wir immer viel Freude und brachten eine Menge Erinnerungen an gute Erlebnisse mit nach Hause. Also, nix wie hin und anmelden! Im September war es dann so weit: Von Würzburg und Aschaffenburg ging die Fahrt über Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe und Freiburg nach Basel. Dort stieg der schweizerische Reisebegleiter Hans-Ulrich Sommerhalder zu – wie sich herausstellen sollte – ein Juwel: Organisationstalent von Schweizer Präzision, beschlagen auf allen Wissensgebieten, die sein Land betreffen, auf jede Frage, egal aus welcher Richtung, wusste er die richtige Antwort. Allein schon wegen seiner Körpergröße verlor er nie die Übersicht.
    Über Zürich, vorbei am langgestreckten Zürichsee und am Walensee, ging die Fahrt nach Chur, der wohl ältesten Stadt in der Schweiz. Steinzeitliche Funde belegen eine Besiedlung bereits vor rund 5000 Jahren. Zur Römerzeit entstand hier eine Garnison. Das erste Bistum nördlich der Alpen wurde 451 in Chur gegründet; die Stadt ist seitdem ohne Unterbrechung Bischofssitz.
    Wir waren erstaunt über das quirlige Leben in den engen Gassen und Plätzen der historischen Altstadt, das sich dort auch zu vorgerückter Stunde noch abspielte. Am nächsten Tag ein erster Höhepunkt der Reise: Fahrt im Erster-Klasse-Panoramawagen des Glacier-Express. Man nennt diesen Zug den „langsamsten Schnellzug der Welt“, und es war gut, dass er langsam fuhr. Eine grandiose Bergwelt tat sich uns auf. Vorbei am Zusammenfluss der beiden Quellarme des Rheins, die Schlucht des Vorderrheins hinauf, ein Canyon, 15 Kilometer lang, bis zu 300 Meter tief eingeschnitten in das Geröll eines urzeitlichen Bergsturzes. Und sangesfreudig, wie die Franken nun einmal sind, stimmte die zweite Reisegruppe hier spontan das Lied an „Wenn das Wasser im Rhein, gold’ner Wein wär ...“. Vorbei an der ehemaligen Benediktinerabtei Disentis und an dem kleinen See, dessen Abfluss der junge Rhein ist, ging es über den Oberalppass und danach in lang gezogenen Serpentinen hinunter nach Andermatt. Durch den langen Furkatunnel fuhr unser Zug in das Tal der oberen Rhone, die hier oben noch Rotten genannt wird, nach Brig.
    Eigentlich hätte man in Brig ein paar Tage länger verweilen können: eine nette, kleine Stadt, autofreies Zentrum, beschauliche Altstadt, beherrscht durch das repräsentative Stockalperschloss. Erbaut von und benannt nach Kaspar Jodok von Stockalper, der hier im 17. Jahrhundert mit Handel über den Simplonpass zu Reichtum gekommen war. Ein anderer Sohn Brigs war Oscar Ritz, der Gründer der nach ihm benannten Hotelkette. Jede der beiden Gruppen hatte hier in Brig ein besonderes Erlebnis. Bei der zweiten Gruppe war es eine Hochzeitsgesellschaft, die zwar einerseits viel fürs Auge und einige Fotomotive bot, aber andererseits den Speisesaal des Hotels belegte und durch Musik und Tanz bis weit nach Mitternacht doch manchem in der Nacht auf Sonntag den Schlaf raubte. Bei der ersten Gruppe war es ein unerwartetes Kompliment im Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche von Brig. Am Schluss dankte der Pfarrer ausdrücklich für den Gemeindegesang, der kräftiger ausgefallen sei als üblich. „Vermutlich haben wir eine fremde Gruppe auf der Durchreise unter uns, wohl ein Kirchenchor“, meinte er.
    Um die Mittagszeit startete dann der Ausflug hinauf nach Zermatt, vorbei an den höchst gelegenen Weinbergen Europas in 1300 Metern Höhe. Ein Ausflug auch, bei dem man die Qualität der schweizerischen Bergbahnen erleben konnte. Mit Hilfe des Zahnradantriebs überwinden sie Steigungen bis 20 Prozent. Teilweise ging es nach oben wie im Flugzeug – und das alles wiederum durch eine gewaltige Naturkulisse. Kurz vor Zermatt tat sich erstmals der Blick auf das Matterhorn auf, den majestätischen Symbolberg der Schweizer Bergwelt, wenn nicht der Alpen überhaupt.
    Von Zermatt ging es mit der Gornergrat-Bahn – unterwegs von einigen Murmeltieren neugierig beäugt – noch weiter hinauf auf 3100 Meter. Bahnhof, Hotel und Aussichtsplattform, 100 Meter höher als die Zugspitze, der höchste Punkt unserer Reise. Für ihn sei der Gornergrat der schönste Platz der Erde, hatte Hans-Ulrich Sommerhalder uns schon mehrmals bekannt. Er hat wohl nicht übertrieben. Von den 52 Viertausendern, welche die Schweiz zu bieten hat, kann man 29 von hier oben sehen, wenn sie sich nicht, wie bei der zweiten Reisgegruppe leider bei einigen der Fall, hinter Wolken verstecken. Und Reiseleiter Sommerhalder kannte sie natürlich alle, sogar mit genauen Höhenangaben.
    Wieder unten in Zermatt, ließen wir uns mit dem Touristenstrom durch die Hauptstraße schieben – autofrei, bis auf ein paar Elektroautos für Zubringerdienste und ein paar Pferdedroschken. Ein Abstecher galt auch dem Friedhof mit den Gräbern verunglückter Bergführer oder Bergsteiger. Ob sie damals wohl eine Vision vom heutigen Fremdenverkehrsrummel hatten? Wunderschön war auch wieder die Rückfahrt nach Brig, bei der blauer Himmel sowie sonnenbeschienene Hänge und Täler auch die zweite Reisegruppe ein wenig für die teilweise wolkenverhangegen Viertausender entschädigte.
    Tags darauf ging es dann zur Südseite der Alpen. Durch den Simplontunnel zunächst nach Domodossola, einer italienischen Kleinstadt mit mediterranem Flair. Hier beginnt die Centovallibahn hinüber zum Lago Maggiore. In unzähligen Windungen und engen Kurven, Radius manchmal nur 60 Meter, erklimmt sie die Hochebene. Hundert Seitentäler passiert die Strecke, gewagte Brückenkonstruktionen, tief eingeschnittene Schluchten wechseln mit weiten Ausblicken. Immer wieder sehen wir Maronenwälder. Diese essbaren Edelkastanien waren in frühen Zeiten oft die einzige Nahrung der Bergbewohner.
    Schließlich war das Tagesziel erreicht: Locarno im Tessin, am Lago Maggiore gelegen. Der See liegt bei 200 Meter über dem Meeresspiegel und ist der tiefste Punkt in der Schweiz. Diese wirkt hier ganz italienisch, in der Lebensform, im Stadtbild, auch in der Sprache. Locarno ist eine quirlige und pulsierende Stadt. Bei der Stadtführung lernten wir aber auch die Altstadt mit ihren engen Gässchen, den ruhigen Innenhöfen und den alten Kirchen kennen. Bei zwar bedecktem, aber noch trockenem Wetter geschah das bei der ersten Reisegruppe, eine Woche später mussten allerdings die Regenschirme ran. So war auch der Blick von der oberhalb Locarno gelegenen Wallfahrstkirche Madonna del Sasso, deren Besuch ebenfalls zum Stadtrundgang gehörte, durch Dunst und Nebel getrübt.
    Der Nachmittag war frei verfügbar, zum Beispiel für einen Ausflug mit dem Schiff hinüber zur Insel Brissago und/oder nach Ascona. Zwei reizvolle Ziele, besonders dann, wenn es nicht regnet. Das aber tat es bei der zweiten Reisgegruppe nach der schon etwas feuchten Stadtführung am Nachmittag sehr heftig. Da war es wenig trostreich, wenn man von Hans-Ulrich Sommerhalder aufgeklärt wurde, dass es, wenn es in Locarno regne, keine Bindfänden, sondern gleich Stahlseile regne. Darauf, das am eigenen Leib zu erfahren, hätte man gerne verzichtet.
    Zum letzten Mal Koffer packen und am Bahnhof abzählen hieß es dann am nächsten Reisetag – und, wie immer, waren alle da. Dann ging es über Bellinzona die Gotthardstrecke wieder hinauf ins Hochgebirge. Die Trasse ist zwar nicht so steil wie bei den Bergbahnen, aber auch hier muss die Höhe in ungezählten Windungen, über Brücken und durch Tunnels, oft mit Kehrtwendungen im Berg, erklommen werden. Und wieder zog vor den Augen eine faszinierende Bergwelt vorüber. Kurz vor dem Eintauchen in den Gotthardtunnel bei Airola konnten wir die alte Passstraße erkennen, die sich in schier unendliche Höhe weiterwindet. (Man ist dabei, den Gotthard-Basistunnel zu bauen, weit unten im Berg. Mit 58 Kilometern Länge wird er das Massiv durchqueren.) Auf der Nordseite des Gotthard, beim allmählichen Hinabsteigen in flacheres Gebiet, eine interessante Beobachtung: Bedingt durch mehrere Kehrtwendungen der Strecke sind wir an der Kirche von Wassen gleich viermal vorübergefahren.
    Und da lag auch schon der Vierwaldstätter See vor uns. Hier verbündeten sich die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden; drüben auf der Rütliwiese schworen sie den Eid: „Wir wollen sein ein einig’ Volk von Brüdern“, so hat es Schiller beschrieben. Dann Altdorf, hier hat der Sage nach Wilhelm Tell seinem Buben den Apfel vom Kopf geschossen, um später, weiter unten auf Küssnacht zu, den habsburgischen Landvogt vom Pferd zu schießen. Hier stand die Wiege der Eidgenossenschaft. In Basel schließlich hieß es Abschied nehmen von Hans-Ulrich Sommerhalder, bevor es es den Rheingraben entlang über Frankfurt wieder nach Aschaffenburg und Würzburg ging.