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    Diözesan-Caritasverband: Geplante Kürzungen treffen die Ärmsten

    Es geht um den sozialen Frieden

    Diözesan-Caritasverband: Geplante Kürzungen treffen die Ärmsten
    WÜRZBURG. Das hat es so noch nicht gegeben: Caritas-Mitarbeiter protestieren gegen den Gesetzgeber. Sie haben allen Grund, denn im laufenden Haushaltsjahr sind im Bereich des Bayerischen Sozialministeriums 161,1, Millionen Euro gestrichen worden. Für den diözesanen Caritas-Verband bedeutet das die drohende Kürzung von Zuschüssen von bis zu 400000 Euro. „Damit kommen wir an den Punkt, wo’s eng wird”, sagt Diözesan-Caritasdirektor Martin Pfriem bei einer Pressekonferenz. Die Forderung der Caritas lautet: „Stoppt den sozialen Kahlschlag.“ Mit einer Unterschriftensammlung am Samstag, 6. März, machten Mitarbeiter in der Fussgängerzone auf die Brisanz der Lage aufmerksam.
     
    Es steht mehr auf dem Spiel als das Zurückschrauben sozialer Ansprüche, das machten die Caritas-Experten in Würzburg deutlich. Es geht um den sozialen Frieden. Günther Purlein, Geschäftsführer der Christopherus-Gesellschaft, einem Bündnis von Caritas und Diakonie für wohnungslose Menschen: „Ich prognostiziere mehr Glasbruch in der Kaiserstraße, wenn wir die Obdachlosen sich selbst überlassen müssen, weil uns durch staatliche Kürzungen die Gelder für die Wärmestube und andere Betreuungsmaßnahmen fehlen.“
     
    Schuldnerberatung hofft noch
    Hoffnung hingegen sieht Purlein für die Schuldner- und Insolvenzberatung ein. Die Streichung von 70000 Euro hätte laut Purlein das Ende der Beratung bedeutet und damit Abbruch und Ende laufender Betreuungen. Jetzt hat die Staatsregierung ein Einsehen. Aber erst nach den Protesten von Wohlfahrtsträgern aus ganz Bayern. „Schuldnerberatung ist volkswirtschaftlich sinnvoll und hilft, Armut zu vermeiden“, sagt Purlein und verweist auf 158 Betroffene, denen die Christopherusgesellschaft 2003 einen neuen Start in eine absehbare Zukunft ohne Schulden ermöglichen konnte.
    Am härtesten trifft der Sparzwang die Migrationsberatung der Caritas. „Die Streichung von 150000 Euro Zuschuss bedeutet den Abbau von 4,5 Beratungsstellen und damit das Ende der Beratung ausländischer Arbeitnehmer und Aussiedler“, sagt Thomas Kipple. 20 Mitarbeiter hat seine Abteilung. Er warnt vorsichtig vor den Auswirkungen auf den sozialen Frieden in der Gesellschaft und das aus schmerzlicher Erfahrung: „Bevor sich der Sozialdienst der Caritas im Landkreis Würzburg um die Flüchtlinge kümmerte, gab es in der Umgebung der Aufnahmezentren für Asylbewerber chaotische Situationen. Flüchtlinge stürmten die Vorgärten, belegten Terrassen und ernteten Gartenbeete ab. Seit in dem betreffenden Ort ein Büro der Caritas besteht, hat sich das soziale Klima erheblich gebessert.“
    Ein anderes Beispiel bieten deutschstämmige Aussiedlerfamilien. Nach Kipples Erfahrung geben sie alles auf, wenn sie nach Deutschland kommen. „Ohne Integrationshilfe ist der Kultursprung nicht zu bewältigen, gerade für die Kinder. Sie brauchen Unterstützung, um hier neue Wurzelen statt neuer Probleme zu finden“, sagt der Betreuer.
     
    Mütter-Kind-Kuren
    Das Wohlergehen der Familie führen bayerische Regierungsmitglieder gerne im Munde. Doch beim Sparen traf es auch Kinder und Mütter, vor allem die Alleinerziehenden. Caritas-Mitarbeiterin Caroline Manderbach meint, dass viele Frauen aus Kostengründen jetzt auf die notwendige Kur verzichten müssen. In der Diözese wird der Staatszuschuss um über 22000 Euro gekürzt. Zwar zahlen die Krankenkassen die Kosten eines Kuraufenthaltes, doch bleibt immer noch ein hoher Eigenanteil für die Mütter. Das kann laut Caritas bei einer dreiwöchigen Maßnahme 240 Euro ausmachen.
    Sorgen macht die Kürzungswelle auch Alfred Spall von der Psychosozialen Beratungsstelle für HIV/AIDS. Gestrichen werden 30000 Euro. „Die Beratungsstelle selbst wird nicht angetastet“, betont er. „Aber unser Wohnmodell, das wegweisend ist in Bayern, ist gefährdet.“
    Kritik an Informationspolitik
    „Die Caritas hat schon in den zurückliegenden Jahren durch einen erhöhten Anteil an Eigenmitteln (Spenden und Kirchensteuermittel) Einschnitte bei den Fördermitteln von Bund, Land und Kommunen in unterschiedlichen Bereichen zum Teil ausgeglichen“, betont Caritasdirektor Martin Pfriem. Dieses Zusammentreffen von Einsparungen auf kirchlicher und staatlicher Seite ist seiner Meinung nach in dieser Form noch nicht da gewesen; genauso wenig wie die offizielle Information seitens der Staatsregierung an die Wohlfahrtsverbände Anfang Februar, dass die Kürzungen in Bayern rückwirkend zum Jahresbeginn beschlossen werden sollen. „Und das ohne inhaltliche Beratung im Vorfeld“, kritisiert Pfriem.
    Im Moment versucht der Diözesanverband durch Umstrukturierung der Geschäftsstelle und durch die Zusammenlegung von Arbeitsbereichen mit dem Bischöflichen Ordinariat primär im Verwaltungsbereich Kosten zu senken. Im Personalbereich werden derzeit befristete Verträge nicht mehr verlängert und frei werdende Stellen nicht mehr besetzt beziehungsweise nur intern ausgeschrieben. „Weitere Maßnahmen sind derzeit noch nicht entschieden, da die tatsächlichen Kürzungsbeschlüsse erst Mitte März gefasst werden“, so Pfriem.