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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Es frohlockt die heilige Halle und das Bienenwerk brennt

    Exsultet. Dieser österliche Begriff steht für eine besondere gottesdienstliche Atmosphäre. Das „Exsultet“ (lateinisch „Frohlocket“) ist der große Lobpreis zu Beginn der Osternacht. Beim Kerzenschein durchdringt seine Melodie die noch dunkle Kirche. Der Liturgiewissenschaftler Dr. Guido Fuchs erläutert, warum das Exsultet einen Höhepunkt des Kirchenjahrs markiert.
    Der Jesuitenpater Adrian Kunert schreibt in einem Roman: „Der Vikar stieg auf die Kanzel. Links und rechts von ihm zwei Ministranten mit Kerzen. Tief holte er Luft und begann mit dem uralten Gesang Exsultet auf deutsch: ‚Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen …‘ Dieses Urgestein in der Osternacht war musikalisch so ziemlich die Krönung von allem, was Megild kannte“ („Die im Lehmhaus wohnen. Wallfahrt seiner Seele“, 2014).  

    Theologische Bildsprache

    Dabei ist das Exsultet kein leicht zu verstehender Text – zudem auch als Gesang nicht einfach, vor allem nicht, wenn er am frühen Ostermorgen vorgetragen werden soll. Man kann es als eine Art Ouvertüre verstehen, die alle Motive der Osternacht-Liturgie aufgreift und in einer tief theologischen Bildsprache und einer reichen Melodie zu Gehör bringt.   Eingebettet ist das Exsultet in den ersten Teil dieses Nacht-Gottesdienstes, der mit „Lichtfeier“ überschrieben ist. Die Lichtfeier geht auf das in der Antike übliche Ritual am Abend zurück, mit dem man das notwendige Licht entzündete – bei den Juden ebenso wie bei den Griechen. Und üblich auch, dass man dazu einen Gruß sprach, „Chaire phos“ etwa, „Sei gegrüßt, du Licht“, oder einen Lobpreis über dieses abendliche Licht. Christen konnten im Licht der Kerze oder Öllampe ein Symbol für den Herrn selbst erkennen, und Gott dafür danken.   So ist der Kern auch dieses österlichen Lichtritus‘ tatsächlich zunächst das Entzünden der Kerze und das Hereintragen des Lichts in den dunklen Raum mit einer kurzen Danksagung: „Lumen Christi.“ – „Deo gratias.“ („Christus, das Licht.“ – „Dank sei Gott.“).   Das Exsultet ist eine groß angelegte Entfaltung dieses Dankes – eine „Lichtdanksagung“. Formal handelt es sich um ein großes Lobpreisgebet, wie es auch in der Eucharistiefeier (Hochgebet) oder bei der Taufe (Lobpreis über dem Wasser) zu finden ist.  

    Zwei Melodien

    Die Nähe zum eucharistischen Hochgebet wird auch insofern deutlich, als der zweite Teil des Exsultet nach dem Dialog („Der Herr sei mit euch.“ – „Und mit deinem Geiste.“) im Präfations-Ton gesungen wird. Dieser ist vom Sonntagsgottesdienst her bekannt. Anders und markanter ist die Melodie des Prologes, in dem zu einem Himmel und Erde umspannenden Jubel aufgefordert wird.   Der Bedeutung der Paschanacht entsprechend, werden die verschiedenen Heils-ereignisse genannt und miteinander in Verbindung gebracht: die Schlachtung des Lammes, die sich im Tod Christi am Kreuz erfüllt; der Durchzug durch das Meer, das ein Voraus-Bild der Taufe ist, „die heute auf der ganzen Welt alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Dunkel der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche“.   Die „Türen der Gläubigen“, die vom Blut des wahren Lammes geheiligt werden, ver-weisen zurück auf jene Nacht, als der Herr die Ägypter schlug und an den mit Blut bestrichenen Türpfosten der Israeliten vorüberging (Ex 12) – und sie verweisen auf die mit dem Kreuz besiegelten Stirne der Gläubigen.   In der Osterkerze verbinden sich Altes und Neues. Sie ist Bild der Feuersäule, die den Israeliten voranzog (weshalb sie bei der Prozession vom Osterfeuer in die Kirche vorangetragen werden soll). Sie versinnbildlicht aber auch den verklärten Leib des Auferstandenen. Als „Säule“ wird sie bezeichnet – im Mittelalter stand die schon große Osterkerze sogar oft auf meterhohen Ständern.   Wie andere Glaubensgeheimnisse auch, lässt sich das österliche Geschehen nur im Paradox ausdrücken, in scheinbarer Widersprüchlichkeit: Um den Knecht freizukaufen, wird der Sohn dahingegeben – das Höchste wird hergegeben, um das Niedrigste zu erlösen.  

    „Glückliche Schuld“

    Vor allem in der „felix culpa“, der glücklichen Schuld des Adam, wird das geradezu Anstößige dieser Erlösungstheologie deutlich. Als „heilbringend“ wird diese Sünde im Exsultet bezeichnet, denn nur durch sie konnte Erlösung bewirkt werden – nicht einfach nur eine Wiederherstellung des alten Zustands des Menschen, sondern eine unüberbietbare Verbesserung.   Die Kerze wird am Ende des Exsultet Gott dargebracht als Gabe der Kirche und ihres Lobes. Sie war als Bienenwachskerze früher von hohem Wert – und es werden an dieser Stelle auch die Bienen nicht vergessen, die zu ihrer Herstellung beitrugen. Im Mittelalter führte dies zu einem ausführlichen „Bienenlob“, auch weil die keusche Biene als ein Bild der Gottesmutter gesehen wurde. Wenn schließlich darum gebetet wird, dass die Kerze brennen möge, „bis der Morgenstern erscheint“, so kann man darin noch einen Hinwies auf den ursprünglich ganznächtlichen österlichen Gottesdienst erkennen.Zugleich ist der Morgenstern ein Bild Christi und ein Ausdruck der Hoffnung auf seine Wiederkunft.   Denn auch um deren Erwartung geht es in dieser Nacht, wie schon die Juden das Kommen des Messias mit der Paschanacht verbanden. Deshalb tragen die Gläubigen Kerzen in den Händen, damit der Herr „sie bei seiner Wiederkunft wachend findet und einlädt, an seinem Tisch Platz zu nehmen“, wie es im Messbuch heißt.  

    Getaufte – Träger des Lichts

    Diese kleinen Kerzen der Gläubigen kamen erst relativ spät in die Liturgie der Osternacht; sie verweisen auf das Licht Christi, deren Träger ja die Getauften sind, die man in der Alten Kirche als „photismoi“, „Erleuchtete“, bezeichnet hat. Wenn es in einer Anweisung des Messbuches heißt, dass die Gläubigen nach dem Exsultet die Kerzen löschen und sich setzen, so beruht das auf einer falschen Übersetzung. Die Kerzen sollen lediglich abgestellt werden, aber weiterhin die Nachtfeier hindurch brennen.   Von Anfang an war es wohl die Aufgabe der Diakone, den österlichen Lobpreis über das Licht zu singen – und auch zu verfassen. Der Text unseres Exsultet ist um die Wende des vierten zum fünften Jahrhundert entstanden. Es lässt sich keinem bekannten Verfasser zuordnen, auch wenn Gedanken des Ambrosius und Augustinus in ihm zu erkennen sind. Seine Melodie wurde erst später festgeschrieben, vor allem der Prolog wurde lange sehr unterschiedlich gesungen. Die heutige Melodie reicht in das Hochmittelalter zurück.   Ein solch hymnischer Gesang wie das Exsultet verlangt eigentlich nach einer Beteiligung seitens der Gemeinde. Akklamationen werden sogar vom Messbuch selbst vorgeschlagen, allerdings ohne Beispiel. Solche Rufe sind während des Gesanges nicht unproblematisch – einfacher ist sicher die Antwort durch einen Gesang zum Abschluss. Hier gab und gibt es verschiedene Liedvorschläge, am geeignetsten ist sicher das Lied GL 334: „O Licht der wunderbaren Nacht“. So wird auch die Aufforderung „Töne wider, heilige Halle“ aus dem Prolog des Exsultet klangvolle Wirklichkeit.