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Rom – wer dorthin eine Reise plant, schwankt oft zwischen Vorfreude und Unsicherheit: Endlich den Petersdom sehen, eine Papst-Audienz erleben. Danach in einem der vielen Straßencafés italienisches Lebensgefühl genießen. Aber die lange Fahrt, die fremde Umgebung, die fremde Sprache – wie wird man damit zurecht kommen? Was schon einem gesunden Menschen durch den Kopf geht, wie viel mehr ist ein kranker Mensch mit diesen Gedanken beschäftigt, wenn er sich mit all seinen Gebrechen, mit seiner kleinen oder großen Behinderung auf eine Wallfahrt nach Rom begibt, so zum Beispiel mit dem Malteser Hilfsdienst der Diözese Würzburg.
„So schlecht wie in der Nacht vor der Abfahrt habe ich schon lange nicht mehr geschlafen“, erzählt denn auch Maria Kropsch, eine der 14 behinderten oder kranken Pilger, die sich zum Teil mit Angehörigen vom 29. September bis zum 6. Oktober mit den Maltesern nach Rom aufgemacht haben. „Man weiß ja nicht, was auf einen zukommt“, sagt die 71-jährige Karlstädterin, die mit einer Freundin die Wallfahrt unternimmt. Aber schon am Abend des ersten Tag stellen beide erleichtert fest: „Alles ist super organisiert, es ist immer jemand da, wenn Not am Mann ist.“
14 Malteser auf Achse
Jemand, das sind die 14 Malteser Helferinnen und Helfer, darunter ein Arzt, ein Priester, Alten- und Krankenpfleger und Rettungsassistenten. Sie haben sich Zeit vom eigenen Alltag freigeschaufelt und Urlaub genommen, um ehrenamtlich „den Kranken und Behinderten eine schöne Woche zu bereiten“, wie es Schwesternhelferin Beate Gerhard beschreibt. Anstrengend sei es schon, weil man ja rund um die Uhr für die Pflege der Teilnehmer verantwortlich sei. Aber man bekomme ja auch so viel zurück an Dankbarkeit, Freude, glücklichen Gesichtern. Beate Gerhard ist zum dritten Mal dabei und findet insbesondere die Maltesergemeinschaft in Rom so beeindruckend. Insgesamt rund 1100 Pilger in 29 Reisebussen aus allen deutschen Diözesen, darunter etwa 300 Rollstuhlfahrer hatten sich zu einer Art Stern-Wallfahrt zusammengefunden. „Hier erlebt man den Maltesergedanken ‚Bezeugen des Glaubens und Hilfe dem Bedürftigen’ mehr als zuhause“, schwärmt Gerhard und das gebe enorme Motivation für den alltäglichen Dienst, so die 55-Jährige, die sonst bei den Maltesern Würzburg ehrenamtlich Sanitätsdienste organisiert und bei einer Schnelleinsatzgruppe mitwirkt. Und das mit der schönen Woche, das ist den Maltesern wohl gelungen, trotz eines sehr eng getakteten Programms in Rom: Jeden Tag ein feierliches Pontifikalamt in einer der päpstlichen Basiliken, stundenlanges Ausharren vor der Papstaudienz, Führung durch den Petersdom, Empfang beim Großmeister des Souveränen Malteser Ritterordens im Garten der Villa Malta, hinter dem berühmten Schlüsselloch.
Einbinden, mitmachen
Bei jedem Gottesdienst und auch bei der Papstaudienz am Mittwoch sitzen die Behinderten und Kranken in der ersten Reihe. Aber nicht nur auf diese Weise zeigen die Malteser, wer bei dieser Wallfahrt im Mittelpunkt steht. Evi Gerhard, die seit ihrer Geburt im Rollstuhl sitzt, trägt in der Lateransbasilika die Fürbitten vor. Beim feierlichen Einzug in die Basilika St. Paul vor den Mauern hält die Rollstuhlfahrerin Veronika Gerhard – die Dritte im Bunde mit dem Nachnamen, nicht verwandt und nicht verschwägert wie alle immer lachend betonen – voller Stolz das Würzburger Malteserbanner fest, geschoben von einer Helferin. Schlaganfallpatienten ministrieren zum ersten Mal wieder seit ihrer Jugend, andere Behinderte zum ersten Mal überhaupt in ihrem Leben. „Das ist für uns ein Ausdruck der Integration und christlicher Nächstenliebe“, erklärt Busleiterin Christina Gold. „Man merkt, wie man mit diesen Gesten der Wertschätzung große Freude bereiten kann.“ Wenn dem behinderten Teilnehmer Thomas die Tränen in den Augen stehen, weil er die Mitra von Kardinal Brandmüller tragen darf, dann „bin ich froh und glücklich, dass ich das hier mache“, so Krankenschwester Helmtrud Hornung, die bereits zum zweiten Mal dabei ist. Auch am Strand von Ostia vor den Toren Roms fließen Tränen, Tränen der Freude, der Rührung und der Überwältigung. Die Würzburger haben dort einen Vormittag „zum Seelebaumeln lassen“ eingeplant. Und wieder erfüllen sich Träume. So schieben die Malteser Rollstuhlfahrer mit vereinten Kräften bis ans Wasser, helfen Querschnittsgelähmten beim Muscheln sammeln, alle genießen Cappuccino in der strahlenden Sonne „Des glebbt mir dahemm kenner, dass ich am Strand wor und sogar die Füß’ im Wasser hatte“, strahlt Veronika Gerhard. Und ihre Namensvetterin Evi Gerhard ruft voller Begeisterung: „Wo normalerweise für uns Schluss ist, ist bei euch Maltesern noch lange nicht Schluss!“
„Mitten unter uns“
„Diese Wallfahrt wird Sie verändern“, hatte Wallfahrtsleiter Frá Georg Lengerke am Tag der Ankunft den Pilgern beim ersten Gottesdienst im Hotel versprochen. Das können wohl alle – Malteser wie Teilnehmer am Ende der Woche bestätigen. Aber was genau ist, was jeden so berührt – sind es mehr die religiösen oder eher die „weltlichen“ Momente? Es ist wohl vielmehr das gute Gefühl, dass „Gott irgendwie überall mit drin gesteckt hat. Er war mitten unter uns, die ganze Zeit“, wie es der mitreisende Arzt Dr. Andreas Fleischmann auf den Punkt bringt.