„Ich bin ein Sohn des Heiligen Augustinus“, sagte Papst Leo XIV. bei seiner ersten Ansprache. Und zitierte seinen Ordensvater: „Mit euch bin ich Christ und für euch bin ich Bischof.“
Für Bruder Peter Reinl aus der Augustinerkongregation in Würzburg kam die Wahl des US-Amerikaners überraschend. Obwohl er als einer der Favoriten gehandelt wurde. Reinl kannte ihn als Generaloberen. „Jeder Augustiner, der 2001 bis 2013 Teil der Ordensgemeinschaft war, kennt Bob“, erläutert Reinl. Damals wirkte der heutige Papst noch unter seinem bürgerlichen Namen Robert Francis Prevost.
Dass die Papstwahl auf einen Augustiner gefallen ist, hat Reinl nachdenklich gestimmt. „Mir tut jeder leid, der in solche Positionen kommt und dann alleine leben muss“, erklärt er. Denn Augustiner entscheiden sich für das Ordensleben, weil sie in ständiger Gemeinschaft leben wollen. Reinl hofft, dass Papst Leo XIV. weiterhin Zeit findet, mit seinen Brüdern zu feiern.
Starke Persönlichkeiten
Peter Reinl hat den Papst als sympathischen, bescheidenen Mann in Erinnerung. Und traut ihm zu, die Rolle des Brückenbauers politisch, gesellschaftlich und ökumenisch auszufüllen. „Starke Individuen führen zu einer starken Gemeinschaft“, sagt Reinl. Das wisse auch Leo XIV. und habe deswegen keine Angst vor starken Persönlichkeiten.
„Er wird Vielem, was Franziskus angedacht hat, Struktur geben“, ist Reinl sicher. Immerhin schätze der Papst seinen Vorgänger. Besonders gut gefällt Reinl, dass die öffentlichen Auftritte Leos XIV. unperfekt seien: „Es ist sehr sympathisch, dass er immer mit seinem College-Block auftritt.“ Doch für allgemeine Thesen sei es noch zu früh, erläutert Reinl: „Ich brauche erst einmal Zeit zum Beobachten und möchte ihn nicht gleich in eine Schublade stecken.“
Erwartungen an Leo XIV.
Reinl sagt, dass sich im Leben der Augustiner die Weltkirche spiegelt: Sie sind weltweit tätig und doch sehr individuell, je nachdem an welchem Standort sie wirken. Als Augustiner in Deutschland wünscht er sich vom neuen Papst, dass er sich kirchlichen Erneuerungen nicht in den Weg stellt.
Von Angelina Horosun
Die Domschule lädt zu Reflexionen und Perspektiven aus Unterfranken zu Papst Leo XIV. ein.
Die Podiumsdiskussion findet am 30. Juni von 19.30 bis 21 Uhr im Burkardushaus in Würzburg statt. Gäste sind Peter Reinl, Oberzeller Generaloberin Dr. Katharina Ganz und Diözesanratsvorsitzender
Dr. Michael Wolf. Die Veranstaltung kostet acht Euro, ermäßigt sechs. Anmeldung bis zum 25. Juni an info@domschule-wuerzburg.de.