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Erste Adresse kirchlicher Jugendarbeit
Würzburg. Am 15. Juni hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Würzburg auf dem Volkersberg sein 60. Jubiläum gefeiert. Bischof Friedhelm gestaltete die Vesper, an die sich der Festakt anschloss (wir berichten). Im folgenden Gespräch äußert sich der langjährige BDKJ-Diözesanvorsitzende Dr. Martin Schwab (Foto) zu Geschichte und Zukunft der verbandlichen Jugendarbeit im Bistum und erläutert unter anderem, wie es nach 60 Jahren BDKJ um Abnutzungserscheinungen und Altersweisheit des Verbands bestellt ist. Schwab kennt den BDKJ im Bistum nicht nur als Aktiver, sondern hat über ihn geforscht und beobachtet ihn bis heute.
60 Jahre BDKJ – ein Jugendverband kommt ins junge Seniorenalter. Gibt’s da irgendwelche Parallelen zum Menschen wie zum Beispiel Abnutzungserscheinungen und Altersweisheit?
Ein Jugendverband bleibt jung, weil er von immer wieder neuen jungen Menschen belebt wird. Also keine Abnutzungserscheinungen. Allerdings auch keine Altersweisheit. Die findet man bei den Ehemaligen. Nehmen Sie mich als Beispiel. Heute meine ich, dass wir unsere Bedeutung vor zehn Jahren gewaltig überschätzt haben. Dennoch glaube ich, dass der BDKJ damals wie heute eine Bereicherung für Kirche und Gesellschaft ist.
Wo liegt der Hauptunterschied in der verbandlichen Jugendarbeit des Jahres 1947 und des Jahres 2007?
Der BDKJ der Gründungszeit und der nächsten 20 Jahre hatte programmatisch mit kirchlichen Reformen noch nicht so viel am Hut. In der Praxis hatten die von der liturgischen Bewegung Romano Guardinis geprägten und durchaus in ihrem verbandlichen Selbstverständnis stolzen Jugendführer(innen) wie der Würzburger Oskar Neisinger so manchen handfesten Krach mit der Kirchenführung, wenn es um den Freiraum der Jugend in der Kirche ging. Ein zweiter Hauptunterschied: Es gab einen engen Schulterschluss zwischen dem BDKJ und den C-Parteien.
Welche Entwicklungen und Ereignisse im Bistum Würzburg hat der BDKJ Ihrer Meinung nach bisher schon maßgeblich beeinflusst?
Das mit der maßgeblichen Beeinflussung ist so eine Sache. Aus meiner eigenen Zeit fällt mir da am ehesten der diözesane Dialogprozess „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ ein. Dieser ist wohl ein bisschen vom Jugendprojekt „Unternehmen Reißverschluss“ inspiriert worden. Ansonsten machen die Mitgliedsverbände des BDKJ eher Knochenarbeit in den Pfarreien und Dekanaten: Sie bieten Jugendlichen emotionale und soziale Heimat, Raum für kirchliche und spirituelle Erfahrungen sowie für bürgerschaftliches Engagement. Gerade der BDKJ, dem man so gerne vorwirft, abgehoben zu sein, leistet so unverzichtbare Basisarbeit am jungen Menschen. Dafür sollten Politik und Kirche ihm dankbar sein.
Welche Erklärung haben Sie für den Rückgang der Mitgliederzahlen beim BDKJ, der in den vergangenen zehn Jahren deutlich spürbar geworden ist?
Auch den BDKJ treffen sicher die zurückgehende Bedeutung von Kirche sowie die immer knapper werdende Zeit für ehrenamtliches Engagement bei jungen Menschen. Aber auf 10 000 Mitglieder kommt der BDKJ im Bistum ohne assoziierte Verbände bestimmt – vermutlich noch mehr. Damit hält er sich gut. Nimmt man die Vielfältigkeit und Qualität der Arbeit hinzu – ich denke da nur an das Stichwort Selbstorganisation – dann gilt nach wie vor: Der BDKJ und seine Mitgliedsverbände sind die erste Adresse der kirchlichen Jugendarbeit.
Wagen Sie für uns einen Ausblick ins Jahr 2027. Wie wird sich der BDKJ im Bistum Würzburg präsentieren?
In den 70er Jahren prognostizierten viele Theologen und Pädagogen den katholischen Jugendverbänden ein schlimmes Ende. Wechselnde Aktionsgemeinschaften sollten die feste Jugendgruppe ablösen, und verbandliche Strukturen galten als veraltet. 30 Jahre später präsentiert sich der BDKJ im Bistum zu seinem 60. Geburtstag recht vital. Da muss ich mir um die Zukunft keine Sorgen machen. Junge Menschen, die ihr Schicksal unter den Augen Gottes selbst in die Hand nehmen – dieser Ansatz wird noch lange gesellschaftlich attraktiv und theologisch überzeugend bleiben.
Zur Person:
Schwab, 1963 in Gerolzhofen geboren, ist Pastoralreferent, Beauftragter für Fundraising-Beratung in der Diözese und Redakteur beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt. Er studierte in Würzburg Theologie und Geschichte. Seine Doktorarbeit verfasste er im Fach Kirchengeschichte zum Thema „Kirche leben und Gesellschaft gestalten – der BDKJ in der Bundesrepublik Deutschland und der Diözese Würzburg 1947-1989“. Von 1986 bis 1992 war er Diözesanleiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und von 1992 bis 1998 Ehrenamtlicher BDKJ-Diözesanvorsitzender.
BDKJ im Internet: „www.bdkj-wuerzburg.de“.
60 Jahre BDKJ – ein Jugendverband kommt ins junge Seniorenalter. Gibt’s da irgendwelche Parallelen zum Menschen wie zum Beispiel Abnutzungserscheinungen und Altersweisheit?
Ein Jugendverband bleibt jung, weil er von immer wieder neuen jungen Menschen belebt wird. Also keine Abnutzungserscheinungen. Allerdings auch keine Altersweisheit. Die findet man bei den Ehemaligen. Nehmen Sie mich als Beispiel. Heute meine ich, dass wir unsere Bedeutung vor zehn Jahren gewaltig überschätzt haben. Dennoch glaube ich, dass der BDKJ damals wie heute eine Bereicherung für Kirche und Gesellschaft ist.
Wo liegt der Hauptunterschied in der verbandlichen Jugendarbeit des Jahres 1947 und des Jahres 2007?
Der BDKJ der Gründungszeit und der nächsten 20 Jahre hatte programmatisch mit kirchlichen Reformen noch nicht so viel am Hut. In der Praxis hatten die von der liturgischen Bewegung Romano Guardinis geprägten und durchaus in ihrem verbandlichen Selbstverständnis stolzen Jugendführer(innen) wie der Würzburger Oskar Neisinger so manchen handfesten Krach mit der Kirchenführung, wenn es um den Freiraum der Jugend in der Kirche ging. Ein zweiter Hauptunterschied: Es gab einen engen Schulterschluss zwischen dem BDKJ und den C-Parteien.
Welche Entwicklungen und Ereignisse im Bistum Würzburg hat der BDKJ Ihrer Meinung nach bisher schon maßgeblich beeinflusst?
Das mit der maßgeblichen Beeinflussung ist so eine Sache. Aus meiner eigenen Zeit fällt mir da am ehesten der diözesane Dialogprozess „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ ein. Dieser ist wohl ein bisschen vom Jugendprojekt „Unternehmen Reißverschluss“ inspiriert worden. Ansonsten machen die Mitgliedsverbände des BDKJ eher Knochenarbeit in den Pfarreien und Dekanaten: Sie bieten Jugendlichen emotionale und soziale Heimat, Raum für kirchliche und spirituelle Erfahrungen sowie für bürgerschaftliches Engagement. Gerade der BDKJ, dem man so gerne vorwirft, abgehoben zu sein, leistet so unverzichtbare Basisarbeit am jungen Menschen. Dafür sollten Politik und Kirche ihm dankbar sein.
Welche Erklärung haben Sie für den Rückgang der Mitgliederzahlen beim BDKJ, der in den vergangenen zehn Jahren deutlich spürbar geworden ist?
Auch den BDKJ treffen sicher die zurückgehende Bedeutung von Kirche sowie die immer knapper werdende Zeit für ehrenamtliches Engagement bei jungen Menschen. Aber auf 10 000 Mitglieder kommt der BDKJ im Bistum ohne assoziierte Verbände bestimmt – vermutlich noch mehr. Damit hält er sich gut. Nimmt man die Vielfältigkeit und Qualität der Arbeit hinzu – ich denke da nur an das Stichwort Selbstorganisation – dann gilt nach wie vor: Der BDKJ und seine Mitgliedsverbände sind die erste Adresse der kirchlichen Jugendarbeit.
Wagen Sie für uns einen Ausblick ins Jahr 2027. Wie wird sich der BDKJ im Bistum Würzburg präsentieren?
In den 70er Jahren prognostizierten viele Theologen und Pädagogen den katholischen Jugendverbänden ein schlimmes Ende. Wechselnde Aktionsgemeinschaften sollten die feste Jugendgruppe ablösen, und verbandliche Strukturen galten als veraltet. 30 Jahre später präsentiert sich der BDKJ im Bistum zu seinem 60. Geburtstag recht vital. Da muss ich mir um die Zukunft keine Sorgen machen. Junge Menschen, die ihr Schicksal unter den Augen Gottes selbst in die Hand nehmen – dieser Ansatz wird noch lange gesellschaftlich attraktiv und theologisch überzeugend bleiben.
Zur Person:
Schwab, 1963 in Gerolzhofen geboren, ist Pastoralreferent, Beauftragter für Fundraising-Beratung in der Diözese und Redakteur beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt. Er studierte in Würzburg Theologie und Geschichte. Seine Doktorarbeit verfasste er im Fach Kirchengeschichte zum Thema „Kirche leben und Gesellschaft gestalten – der BDKJ in der Bundesrepublik Deutschland und der Diözese Würzburg 1947-1989“. Von 1986 bis 1992 war er Diözesanleiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und von 1992 bis 1998 Ehrenamtlicher BDKJ-Diözesanvorsitzender.
BDKJ im Internet: „www.bdkj-wuerzburg.de“.