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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Er schenkt neues Leben

    Warum heilte und erweckte Jesus gerade die Menschen in unserem heutigen Evangelium – und andere nicht? Diese Frage stellt sich uns heute noch, wenn wir mit Krankheit, Leid und Tod konfrontiert werden: Warum gerade ich? Längst nicht alle, die sich dann gläubig bittend an Gott wenden, erfahren dann körperliche Heilung – und erst recht werden bereits passierte Unfälle nicht ungeschehen. Da kommen manchem Zweifel, ob diese Heilungen und Auferweckungen, von denen uns die Bibel berichtet, damals wirklich geschehen sind.
    Evangelium
    In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Nain; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu Ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
    Lukas 7,11-17

    Da hat die Witwe in Nain ja wirklich großes Glück gehabt! Im Augenblick ihrer größten Verzweiflung, als sie ihren einzigen Sohn zu Grabe tragen muss, begegnet sie Jesus. Dieser sieht ihre Verzweiflung, hat Mitleid mit ihr und schenkt neues Leben, und das in doppelter Hinsicht: Dem jungen Mann gibt er die Möglichkeit, sein bislang kurzes Leben weiter zu leben – und der Witwe gibt Jesus ihre Existenzgrundlage zurück, denn ohne Ehemann und nun auch ohne Sohn wäre diese Frau darauf angewiesen gewesen zu betteln. Folgerichtig gibt Lukas in seinem Evangelium bereits zu diesem Zeitpunkt Jesus den Titel „Herr“, denn Jesus zeigt sich in diesem Handeln als der Messias, wie er zu dieser Zeit erwartet wurde: Er schenkt neues Leben – eine Steigerung zu der direkt davor berichteten Heilung. Für diese Witwe ist Jesus damit „ein großer Prophet“ und ein Gesandter Gottes.
    Doch was ist mit den vielen anderen Kranken und Toten und deren Angehörigen, die es zur Zeit Jesu gab? Warum heilte und erweckte Jesus gerade diese Menschen – und andere nicht? Diese Frage stellt sich uns heute noch, wenn wir mit Krankheit, Leid und Tod konfrontiert werden: Warum gerade ich? Längst nicht alle, die sich dann gläubig bittend an Gott wenden, erfahren dann körperliche Heilung – und erst recht werden bereits passierte Unfälle nicht ungeschehen. Da kommen manchem Zweifel, ob diese Heilungen und Auferweckungen, von denen uns die Bibel berichtet, damals wirklich geschehen sind. Zumindest aber kommt einem die Anrede „Lieber Gott“ in solchen Situationen kaum noch über die Lippen ...
    Antworten auf diese Fragen und Zweifel gibt uns der Text nicht – zumindest nicht direkt. Statt dessen erzählt der Text von Jesus und von seiner Macht über den Tod schon vor der Kreuzigung und Auferstehung. Die Erfahrung, dass Jesus den Tod besiegt hat und von den Toten auferstanden ist, war für die ersten Christen der endgültige Beweis: Jesus ist der Christus, der Messias, und er hat Macht über den Tod. Damit ist weder die Sterblichkeit des Menschen noch das Leid in der Welt aufgehoben, und auch die Frage „Warum ich?“ wird damit nicht beantwortet. Aber vielleicht kann uns der Glaube an diese göttliche Macht helfen, mit Leid und Tod besser zu leben. Ein großer Trost ist und bleibt dabei sicher die feste Überzeugung, nach dem Tod bei Gott eine neue Heimat zu finden. Damit ist die Trauer um einen geliebten Menschen allerdings noch nicht verschwunden, und die Probleme, die eine schwere Erkrankung mit sich bringt, längst nicht gelöst. Wir sprechen ja zum Beispiel davon, dass wir „in Leid versinken“, „vom Schicksal überrollt werden“ oder „vor Angst vergehen“ – alles Ausdrücke dafür, wie die Erfahrung dieser Nöte Menschen in die Nähe des Todes bringt. Auch hierfür gilt Gottes Zusage der Auferstehung, des „neuen Lebens“. Als Jesus dem jungen Mann und seiner Mutter neues Leben schenkte, machte er die Ereignisse vorher nicht ungeschehen, und die beiden haben nach dieser Erfahrung sicher nicht mehr das genau gleiche Leben geführt wie zuvor. Es wäre interessant zu wissen, welche Auswirkungen die Erfahrung der eigenen Auferstehung auf das Leben des jungen Mannes gehabt hat. Die trauernde Mutter durfte zu der Freude über den wieder lebenden Sohn darüber hinaus die Erfahrung machen, dass sie aus ihrem materiellen Mangel und der sich daraus ergebenden Not befreit war und wieder ganz neue Lebensperspektiven hatte.
    Dass sich neue Wege auftun und sich neue Sichtweisen eröffnen, erfahren Menschen („Gott-sei-Dank“) immer wieder. Vielleicht ist es zu weit gegriffen, dabei schon von einer Erfahrung der „Auferstehung“ zu sprechen. Sie bestärken mich aber in dem Glauben daran, dass Christus uns neues Leben schenken will, und das nicht erst nach unserem Tod.
    Dabei wird dieses neue Leben nicht immer so aussehen, wie ich es mir wünsche. Trauer und Leid wird es weiterhin geben, aber auch die Überzeugung, dass unser Gott ein Gott des „Mit-Leidens“ ist: So wie Jesus Mitleid mit der Witwe hatte, leidet er auch in unseren Nöten mit und will uns beistehen. Vielleicht werde ich sein Eingreifen nicht immer gleich sehen. Doch ich glaube fest, dass Christus das für uns alle will: Aufstehen aus allem Dunkel und immer wieder neues Leben.

    Die Autorin ist Pastoralreferentin und Familienseelsorgerin im Dekanat Würzburg rechts des Mains.