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Schwester Angela und Studenten aus der Katholischen Hochschulgemeinde betreuen Asylbewerber
Entspannung und Freude in der Teestube
Es ist ein Mittwochabend gegen 19 Uhr. Vor dem stacheldrahtbewehrten Tor der „Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber“ (ZAST) in der Veitshöchheimer Straße hält ein kleiner Autokonvoi. Das schwere Tor wird geöffnet, die Autos fahren hindurch, halten an und eine Schwester im schwarzen Habit der Franziskanerinnen steigt aus einem der Fahrzeuge.
„Guten Abend, Schwester Angela“ wird sie im Wachhäuschen begrüßt. Der Wachmann überreicht ihr einen riesigen Schlüsselring mit einer imponierenden Menge von Schlüsseln – unter freundlichen Worten und kleinen Scherzen, denn Schwester Angela Kruppa von den Franziskanerinnen von Oberzell und ihre größenteils studentischen Mitstreiter von der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) sind bekannt hier: Jede Woche einmal veranstalten sie eine abendliche Teestube für Asylbewerber.
Weiter geht es dann quer durch das Lager zu einem dunklen Gebäude, wo Schwester Angela, Katja Preißinger, Björn Köhn, und drei weitere Mitstreiter von der KHG in einem großen Raum im ersten Stock Stühle schleppen, Tische rücken, und gefüllte Plätzchenteller darauf verteilen, um dem kargen Raum wenigstens eine Spur von Gemütlichkeit zu verleihen. Hinter einer alten Theke werden Tee und Kaffee gekocht und auf die mitgebrachten Thermoskannen verteilt.
Bald schon kommen die ersten Gäste; zuerst und mit sichtlicher Neugier in den Augen, einige Kinder. Zunächst setzen sie sich still auf Stühle an der Wand und beobachten, was da an letzten Vorbereitungen vor sich geht. Doch schnell zieht Schwester Angela kleine Bälle aus der Tasche und lädt die Kids zum Kickerspielen ein. Und nach kürzester Zeit ist deren anfängliche Schüchternheit gänzlich überwunden: Lautes Lachen und Rufe in verschiedenen Sprachen hallen durch den Raum, als ein Tor nach dem anderen fällt. Menschen aus aller Herren Länder treten nun in den Raum, manche nehmen gleich an einem der Tische Platz, um sich miteinander und mit den Gastgebern zu unterhalten, manche auch bleiben vorsichtig an der Tür stehen, bis einer der Deutschen sie begrüßt und sie einlädt, sich dazu zu setzen.
Vor zehn Jahren hat alles angefangen
„Angefangen hat alles vor über zehn Jahren“, erzählt Schwester Angela. „Wir hatten in Würzburg eine Regionalgruppe der Initiative Ordensleute für den Frieden und haben uns regelmäßig getroffen. Irgendwann sind wir dann mal darauf gekommen, dass das eigentlich nichts ist – immer nur reden und nichts tun. Das war 1992 und es wurde gerade die ZAST vor unserer Haustüre eröffnet; da haben wir gesagt: da gehen wir hin.“ Ein Jahr lang kämpfte die Gruppe, um vom Bezirk die Erlaubnis für die Teestube zu bekommen. „Begeistert waren die nicht von der Idee ...“, erinnert sich die Oberzeller Schwester. Aber schließlich waren alle Widerstände überwunden und die wöchentlichen Teestuben wurden zur Institution.
„Am Anfang war da allerdings gar nichts“, blickt Schwester Angela auf diese Pionierzeit zurück. So trug sie damals regelmäßig einen Besen auf der Schulter vom Kloster zur ZAST und zurück, gelegentlich auch andere Utensilien. „Beispielsweise habe ich vom Kloster Laubsägen mitgenommen und mit den Männern Tiere ausgesägt, damit sie Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder hatten.“ Bald ließ sie sich alte Tassen schenken, um die Asylbewerber halbwegs menschenwürdig bewirten zu können. „Damals war die Not größer, weil nichts da war. Dagegen sind wir jetzt reich!“
„Reich“ ist natürlich relativ. Die Gruppe ist von Spenden abhängig, und die fließen nicht immer reichlich. Dankbar erzählt die Schwester von einer Spendenaktion mit Radio Charivari beim Weihnachtsmarkt 2002, bei der Oberbürgermeisterin Pia Beckmann an einem Stand Feuerzangenbowle ausschenkte. „Von dem Geld sind wir dieses Jahr mit den Asylbewerbern nach Nürnberg in den Zoo gefahren. Das war wunderschön.“
Malen bringt Farbe in den grauen Alltag
Die „Betreiber“ – in der Anfangszeit vor allem Ordensleute, die in Würzburg studierten und deren Freunde – wechselten im Laufe der Zeit mehrmals; von den Gründern ist nur noch Schwester Angela übrig, da die Studenten unter ihren Mitstreitern meist nach dem Examen von ihrem Orden versetzt wurden. „Zum Glück sprang dann die KHG ein,“ erzählt Schwester Angela. Etwa fünf Studierende sind seither regelmäßig dabei, darunter auch Katja Preißinger, die soeben ihr Studium in Sozialer Arbeit abgeschlossen hat.
„Das Motivierendste ist, dass die Leute sich immer freuen, wenn man da ist und irgendwas mit ihnen unternimmt“, begründet sie ihr Engagement. Auch Björn Köhn studiert Soziale Arbeit. „Für mich ist gerade am Thema Flüchtlinge klar geworden, dass da besonders viel im Argen liegt. Da wollte ich einfach mal schauen, was da so los ist“, erzählt er. In der Stadt oder so würden die Asylbewerber manchmal schief angeschaut. Da sei es gut, dass sie sich in der Teestube wertgeschätzt fühlten.
Momente der Entspannung im sonst trübseligen Dasein
Das ist eindeutig der Fall: an einigen Tischen wird in buntem Sprachengemisch geredet, immer wieder werden heiße Getränke nachgeschenkt, und um eine große Tischtennisplatte sitzen etwa 15 Menschen – Männer, Frauen, Kinder von überallher – und malen. Mittendrin unter ihnen Schwester Angela, die Stifte und Papier – gestiftet in regelmäßigen Abständen von Boehringer-Ingelheim – austeilt, fertige Bilder begutachtet und mit allen irgendwie ins Gespräch kommt. „Mir geht es darum, in den grauen Alltag hier ein bisschen Farbe zu bringen“, schmunzelt sie. Die Verständigung von Herz zu Herz klappe so sehr gut und kenne keine Sprachbarrieren. Fünf junge Männer aus Sri Lanka, Kaschmir und der Ukraine, die um sie herum Hasenbilder ausmalen, lassen sich unter frohem Gelächter von Schwester Angela erklären, warum der Rasen auf dem Bild noch nicht grün genug sei. Ein Moment der Entspannung und Freude in ihrem sonst trübseligen Dasein.
Enttäuschte Gesichter gibt es, als das Teestubenteam anfängt zusammenzupacken. Doch in der nächsten Woche werden sie ja wiederkommen – wie jede Woche seit über zehn Jahren, trösten die Gastgeber.
„Worüber ich mich immer wieder freue ist, dass ich manchmal von Asylbewerbern, die dann wegkommen oder abgeschoben worden sind, Post bekomme, in der sie dann schreiben, dass der Teestubenabend die schönste Zeit hier war“, sagt Schwester Angela zum Abschluss. Doch wichtiger sei für sie, „dass die Asylbewerber gar nicht erst abgeschoben, und dass sie menschenwürdig von uns behandelt werden.“
Für Spenden ist das Teestuben-Team immer dankbar: Papier, Malbücher, Farbstifte, Fußbälle, Springseile ... und natürlich gerne auch größere und kleinere Beträge zur Finanzierung von Ausrüstung und Ausflügen.
Wer sich für die Arbeit in der Teestube interessiert und helfen will, wendet sich an Michael Ottel in der KHG, Telefon 0931/3545316.
„Guten Abend, Schwester Angela“ wird sie im Wachhäuschen begrüßt. Der Wachmann überreicht ihr einen riesigen Schlüsselring mit einer imponierenden Menge von Schlüsseln – unter freundlichen Worten und kleinen Scherzen, denn Schwester Angela Kruppa von den Franziskanerinnen von Oberzell und ihre größenteils studentischen Mitstreiter von der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) sind bekannt hier: Jede Woche einmal veranstalten sie eine abendliche Teestube für Asylbewerber.
Weiter geht es dann quer durch das Lager zu einem dunklen Gebäude, wo Schwester Angela, Katja Preißinger, Björn Köhn, und drei weitere Mitstreiter von der KHG in einem großen Raum im ersten Stock Stühle schleppen, Tische rücken, und gefüllte Plätzchenteller darauf verteilen, um dem kargen Raum wenigstens eine Spur von Gemütlichkeit zu verleihen. Hinter einer alten Theke werden Tee und Kaffee gekocht und auf die mitgebrachten Thermoskannen verteilt.
Bald schon kommen die ersten Gäste; zuerst und mit sichtlicher Neugier in den Augen, einige Kinder. Zunächst setzen sie sich still auf Stühle an der Wand und beobachten, was da an letzten Vorbereitungen vor sich geht. Doch schnell zieht Schwester Angela kleine Bälle aus der Tasche und lädt die Kids zum Kickerspielen ein. Und nach kürzester Zeit ist deren anfängliche Schüchternheit gänzlich überwunden: Lautes Lachen und Rufe in verschiedenen Sprachen hallen durch den Raum, als ein Tor nach dem anderen fällt. Menschen aus aller Herren Länder treten nun in den Raum, manche nehmen gleich an einem der Tische Platz, um sich miteinander und mit den Gastgebern zu unterhalten, manche auch bleiben vorsichtig an der Tür stehen, bis einer der Deutschen sie begrüßt und sie einlädt, sich dazu zu setzen.
Vor zehn Jahren hat alles angefangen
„Angefangen hat alles vor über zehn Jahren“, erzählt Schwester Angela. „Wir hatten in Würzburg eine Regionalgruppe der Initiative Ordensleute für den Frieden und haben uns regelmäßig getroffen. Irgendwann sind wir dann mal darauf gekommen, dass das eigentlich nichts ist – immer nur reden und nichts tun. Das war 1992 und es wurde gerade die ZAST vor unserer Haustüre eröffnet; da haben wir gesagt: da gehen wir hin.“ Ein Jahr lang kämpfte die Gruppe, um vom Bezirk die Erlaubnis für die Teestube zu bekommen. „Begeistert waren die nicht von der Idee ...“, erinnert sich die Oberzeller Schwester. Aber schließlich waren alle Widerstände überwunden und die wöchentlichen Teestuben wurden zur Institution.
„Am Anfang war da allerdings gar nichts“, blickt Schwester Angela auf diese Pionierzeit zurück. So trug sie damals regelmäßig einen Besen auf der Schulter vom Kloster zur ZAST und zurück, gelegentlich auch andere Utensilien. „Beispielsweise habe ich vom Kloster Laubsägen mitgenommen und mit den Männern Tiere ausgesägt, damit sie Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder hatten.“ Bald ließ sie sich alte Tassen schenken, um die Asylbewerber halbwegs menschenwürdig bewirten zu können. „Damals war die Not größer, weil nichts da war. Dagegen sind wir jetzt reich!“
„Reich“ ist natürlich relativ. Die Gruppe ist von Spenden abhängig, und die fließen nicht immer reichlich. Dankbar erzählt die Schwester von einer Spendenaktion mit Radio Charivari beim Weihnachtsmarkt 2002, bei der Oberbürgermeisterin Pia Beckmann an einem Stand Feuerzangenbowle ausschenkte. „Von dem Geld sind wir dieses Jahr mit den Asylbewerbern nach Nürnberg in den Zoo gefahren. Das war wunderschön.“
Malen bringt Farbe in den grauen Alltag
Die „Betreiber“ – in der Anfangszeit vor allem Ordensleute, die in Würzburg studierten und deren Freunde – wechselten im Laufe der Zeit mehrmals; von den Gründern ist nur noch Schwester Angela übrig, da die Studenten unter ihren Mitstreitern meist nach dem Examen von ihrem Orden versetzt wurden. „Zum Glück sprang dann die KHG ein,“ erzählt Schwester Angela. Etwa fünf Studierende sind seither regelmäßig dabei, darunter auch Katja Preißinger, die soeben ihr Studium in Sozialer Arbeit abgeschlossen hat.
„Das Motivierendste ist, dass die Leute sich immer freuen, wenn man da ist und irgendwas mit ihnen unternimmt“, begründet sie ihr Engagement. Auch Björn Köhn studiert Soziale Arbeit. „Für mich ist gerade am Thema Flüchtlinge klar geworden, dass da besonders viel im Argen liegt. Da wollte ich einfach mal schauen, was da so los ist“, erzählt er. In der Stadt oder so würden die Asylbewerber manchmal schief angeschaut. Da sei es gut, dass sie sich in der Teestube wertgeschätzt fühlten.
Momente der Entspannung im sonst trübseligen Dasein
Das ist eindeutig der Fall: an einigen Tischen wird in buntem Sprachengemisch geredet, immer wieder werden heiße Getränke nachgeschenkt, und um eine große Tischtennisplatte sitzen etwa 15 Menschen – Männer, Frauen, Kinder von überallher – und malen. Mittendrin unter ihnen Schwester Angela, die Stifte und Papier – gestiftet in regelmäßigen Abständen von Boehringer-Ingelheim – austeilt, fertige Bilder begutachtet und mit allen irgendwie ins Gespräch kommt. „Mir geht es darum, in den grauen Alltag hier ein bisschen Farbe zu bringen“, schmunzelt sie. Die Verständigung von Herz zu Herz klappe so sehr gut und kenne keine Sprachbarrieren. Fünf junge Männer aus Sri Lanka, Kaschmir und der Ukraine, die um sie herum Hasenbilder ausmalen, lassen sich unter frohem Gelächter von Schwester Angela erklären, warum der Rasen auf dem Bild noch nicht grün genug sei. Ein Moment der Entspannung und Freude in ihrem sonst trübseligen Dasein.
Enttäuschte Gesichter gibt es, als das Teestubenteam anfängt zusammenzupacken. Doch in der nächsten Woche werden sie ja wiederkommen – wie jede Woche seit über zehn Jahren, trösten die Gastgeber.
„Worüber ich mich immer wieder freue ist, dass ich manchmal von Asylbewerbern, die dann wegkommen oder abgeschoben worden sind, Post bekomme, in der sie dann schreiben, dass der Teestubenabend die schönste Zeit hier war“, sagt Schwester Angela zum Abschluss. Doch wichtiger sei für sie, „dass die Asylbewerber gar nicht erst abgeschoben, und dass sie menschenwürdig von uns behandelt werden.“
Für Spenden ist das Teestuben-Team immer dankbar: Papier, Malbücher, Farbstifte, Fußbälle, Springseile ... und natürlich gerne auch größere und kleinere Beträge zur Finanzierung von Ausrüstung und Ausflügen.
Wer sich für die Arbeit in der Teestube interessiert und helfen will, wendet sich an Michael Ottel in der KHG, Telefon 0931/3545316.