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    ENTSCHLEUNIGUNG statt Power-Programm

    Als eines der ersten Gymnasien im Landkreis Kitzingen hat das Egbert-Gymnasium der Benediktinerabtei Münsterschwarzach (EGM) im September 2012 eine Ganztagesklasse eingeführt. Mittlerweile sind die Fünftklässler von damals in der siebten Klasse, für alle drei Unterstufenklassen 5, 6 und 7 liegen Modellstundenpläne und Lernkonzepte vor. Für die Verantwortlichen am EGM ist dies Anlass genug, gemeinsam mit Schülern, Eltern und Betreuern auf die Erfahrungen der ersten Jahre zurückzuschauen und Zwischenbilanz zu ziehen.
    Während an manch anderen Schulen keine Ganztagesklassen zustande kommen, ist die Nachfrage in Münsterschwarzach ungebrochen. „Auch in den beiden Folgejahren konnten wir jeweils eine Ganztagesklasse mit etwa 30 Schülern einrichten“, berichtet Dr. Herbert Müller, Mitarbeiter des Direktorats und Leiter des Tagesheims. Am Egbert-Gymnasium ist die Gebundene Ganztagesschule (GGTS) neben der klassischen Form mit Unterricht bis 13 Uhr sowie der flexib­len Nachmittagsbetreuung im Tagesheim (OGTS/Offene Ganztagesschule) eine von drei gleichberechtigten Formen der schulischen Tagesgestaltung.   

    Optimale Lernvoraussetzungen

    Die Besonderheit der GGTS liegt nach den Worten von Herbert Müller in einer neuartigen „Rhythmisierung und Strukturierung des Tages“, mit der man „dem hektischen und kleinschrittigen Rhythmus des G8 gezielt entgegen wirken“ und den Schülern „optimale Lernvoraussetzungen bieten“ wolle. So sorgen Sportstunden am Vormittag und der Wechsel von gemeinsamem und individuellem Lernen für Entschleunigung und Abwechslung, direkt an den Fachunterricht angekoppelte Studierzeiten bieten bessere Vertiefungsmöglichkeiten.   Bereits ab 10 Uhr werden die Schüler von einem festem Betreuer begleitet, der in enger Absprache mit den Fachlehrern Unterrichtsinhalte vertieft, bei Problemen zur Verfügung steht und bei der Erledigung der Hausaufgaben unterstützt. „Indem wir anstehende Aufgaben sofort erledigen, kommt es gar nicht mehr zum ewigen Aufschieben, und das bedeutet für die Schüler eine ungeheure Entlastung“, berichtet zum Beispiel Betreuerin Antje Scheller. Wenn die Schüler um 16.20 Uhr nach Hause gehen, seien die schriftlichen Hausaufgaben für den nächsten Tag erledigt, allenfalls das Vokabellernen stehe noch auf dem Programm.   Das durchdachte Konzept ist letztlich der Hauptgrund, warum sich jeweils ein Viertel der neuen Fünfte-Klass-Eltern in Münsterschwarzach für die Ganztagesklasse entscheidet. Heike Wiegand, Elternbeiratsvorsitzende am EGM, hat die Stundenplan-Struktur von Anfang an gefallen: „Die Kinder müssen nicht sechs Stunden voll konzentriert durcharbeiten, das durch das G8 geforderte Power-Programm wird durch Lernzeiten und Sporteinheiten entschärft“, schildert die Mutter dreier Kinder stellvertretend für viele andere Eltern.   

    Eltern müssen umdenken

    Und doch erfordert das Ganztagsmodell von den Eltern ein Umdenken. Trotz regelmäßiger und vertrauensvoller Gespräche aller Beteiligten miteinander berichtet Dagmar Störk, dass sie „nicht mehr so nah am Schulalltag dran“ sei. „Hier musste ich lernen loszulassen und zu vertrauen“, sagt die Mutter zweier Kinder. Das Positive dabei: „Unsere Kinder werden schneller selbstständig und das Thema Lernen nimmt in unserer Familie kaum noch Raum ein. Das genießen wir alle sehr“, so Dagmar Störk.   Die befragten Schüler fühlen sich in der Ganztagesklasse sichtlich wohl und wissen vor allem die Vorteile der intensiven Begleitung zu schätzen. So findet es Nina (7. Klasse) beispielsweise toll, dass sie bei Problemen „immer jemanden fragen kann“. Jule genießt es, dass sie „mit allem fertig ist“, wenn sie um halb fünf nach Hause kommt, während ihre Freundinnen aus anderen Schulen oft noch abends an den Hausaufgaben sitzen.    Trotz eines guten Starts mussten in der Pilotklasse noch Veränderungen und Anpassungen vorgenommen werden. „Nach Rückmeldungen von den Schülern haben wir zum Beispiel die Studierzeiten noch stärker an die jeweiligen Fachstunden angekoppelt und die Fremdsprachenstunden so über die Woche verteilt, dass mehr Zeit für das heimische Wortschatzlernen da ist“, konkretisiert Herbert Müller.   

    „Lernwelt“ als Ergänzung

    Zum Startkonzept hinzugekommen ist außerdem die „Lernwelt“, für die Klassleiter Alexander Kaufmann und Betreuerin Antje Scheller verantwortlich zeichnen. Während die Schüler, die für die Hausaufgaben mehr Zeit oder eine intensivere Begleitung brauchen, beim Betreuer im Klassenzimmer bleiben, können diejenigen, die fertig sind, die Lernwelt nutzen. Dort finden sie Arbeitsmaterialien zum Wiederholen, Vertiefen und Selbsttesten „mit einem hohen Motivations- und Aufforderungscharakter“ vor, so Kaufmann. Nach Erfahrung von Antje Scheller „nutzen die Schüler diese Form des individuellen Lernens sehr gerne“, besonders beliebt sei die „linke Seite“, wo kindgerechte Wissensmagazine, Sitz- und Lümmelkissen zum Schmökern einladen.    Gerade zu Beginn tauchte dennoch immer wieder die Frage auf, ob die Ganztagesklasse nicht zu wenig Raum für individuelle Begabungen und Neigungen lasse. „Diese Gefahr entschärfen wir durch unsere Projekt- und Profilstunden“, so Herbert Müller. Während die Schüler in den wöchentlichen Projektstunden praktische Erfahrungen im Bereich Theater und Naturwissenschaften sammeln, wählen sie in den Profilstunden individuelle Angebote aus. Begabte Schüler können zudem an schulübergreifenden Enrichment-Kursen zu den unterschiedlichsten Themen teilnehmen.   

    Zeit für Außerschulisches

    Eine andere Sorge war auch die, ob ein Schultag bis 16.20 Uhr noch Zeit für außerschulisches Engagement in einer Jugendgruppe, beim Sportverein oder zum Erlernen eines Instruments lasse. Für Jule ist die Sache sonnenklar: „Ein Instrument kann ich hier in der Schule spielen, und natürlich bin ich auch weiterhin im Sportverein und bei den Ministranten.“ Trainingszeiten und Gruppenstunden lägen meist ohnehin in den frühen Abendstunden und komme es dennoch mal zu zeitlichen Überschneidungen, gestehe die Schulleitung individuelle Absprachen zu. Ähnlich unproblematisch beurteilt es auch Mutter Yvonne Fiehl: „Unsere Kinder kommen um 17 Uhr nach Hause und sind mit Begeisterung im Sportverein“, berichtet sie: „Die brauchen das einfach!“   Mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Situation und die aktuelle Schuldiskussion sei die Ganztagesklasse am EGM „die maßgeschneiderte Antwort einer kirchlichen Schule auf einen gesellschaftlichen Bedarf und notwendige Folge des G8“, resümiert der stellvertretende Schulleiter Markus Binzenhöfer denn auch. Zudem sieht er in dem Angebot, das den Eltern neben den beiden klassischen Formen der Tagesgestaltung zur Wahl steht, einen weiteren Baustein im ganzheitlichen Konzept der Schule: „Bildung ist kein ökonomischer Faktor mit dem Ziel, die Schüler möglichst rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sondern für uns stehen individuelle Entfaltung, ganzheitliche Förderung und das Erleben von Gemeinschaft im Zentrum des Interesses.“ Anja Legge  

    Tag der offenen Tür

    Am Sonntag, 15. März, sind Eltern und Schü­ler/innen, die an einer Aufnahme in die fünfte Klasse interessiert sind, von 13.30 Uhr bis 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ins Egbert-Gymnasium eingeladen. Neben Führungen durch die Schule, Informationsveranstaltungen und der Möglichkeit zum Gespräch gibt es Darbietungen und Ausstellungen aus verschiedenen Bereichen, ein eigenes Kinderprogramm im Tagesheim sowie Kaffee und Kuchen. Infos: Egbert-Gymnasium, Schweinfurter Str. 40, 97359 Münsterschwarzach;  Telefon 09324/20-260,  Fax 09324/20-460.