Ein Engel, das ist jemand, der sich um andere kümmert“, so beschreibt die zehnjährige Jasmin die himmlische Wesen, die oft im Hintergrund wirken und durch die viel Gutes geschieht. Jasmin besucht die Aschaffenburger Fröbelschule und gehört selbst sozusagen auch zu den himmlischen Heerscharen – sie ist nämlich an ihrer Schule Mitglied im Team der „Pausenengel“. Als solcher hat sie die Aufgabe, in den Pausen für ein gutes Miteinander unter den Schülern zu sorgen.
Martina Vogel ist Religionslehrerin an der Aschaffenburger Fröbelschule. Sie hatte vor vier Jahren gemeinsam mit ihren Schülern die Idee, etwas für eine friedlichere Atmosphäre auf dem Pausenhof zu tun. Den nutzen nämlich auch die Schüler der Gutenbergschule. Die Lehrerin gewann den Direktor und ihre Kollegen für das Projekt und suchte dann nach Schülern, die sich zum „Engel“ ausbilden lassen. Denn anderen etwas Gutes tun ist nicht immer ganz einfach.
Jeder zukünftige Pausenengel wird einem Lehrer zugeteilt und soll ihn bei der Pausenaufsicht unterstützen. Deswegen können sich Schüler ab der 3. Klasse bei dem Lehrer bewerben, dem sie später helfen wollen.
Die „Pausenengel“ erlernen dann Tricks, wie sie im Gespräch mit anderen Streit schlichten können. Sie müssen eine gute Beobachtungsgabe entwickeln und erarbeiten gemeinsam, wie man auf brenzlige Situationen reagiert. „Wir mussten die Giraffen- und die Wolfssprache lernen“, erzählt Tabea und meint damit, dass man schon an der Sprache erkennen kann, ob jemand nett oder böse ist.
Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die frischgebackenen Pausenengel eine Plakette und ein Dienst-T-Shirt und dann kann es losgehen mit der Arbeit. Bei einem handfesten Streit schlichtend eingreifen ist nur eine der vielen Aufgaben – und das kommt zum Glück auch nur selten vor. Die Pausenengel sollen auch darauf achten, dass der Pausenhof sauber gehalten wird, dass kleinere Kinder in ihre Jacke schlüpfen, wenn es kalt ist, oder dass es bei den Spielgeräten fair zugeht. In den Sommermonaten organisieren sie für ihre Mitschüler auch Spiele auf dem Pausenhof.
Die Lehrer freuen sich über den Einsatz der Schüler – der auch schon Wirkung gezeigt hat, weiß Martina Vogel: „Die Atmosphäre in der Pause hat sich durch das Projekt zum Guten verändert. Und man merkt, dass auch die Schüler, die als Engel unterwegs sind, von ihrem Einsatz etwas mitnehmen. Denn sie sind viel selbstbewusster geworden.“
Die Schüler haben Spaß an der Aufgabe und immer mehr wollen auch zum Pausenengel ausgebildet werden. Da aber nur zwei Kinder je Klasse im Schuljahr ausgebildet werden können, gibt es mittlerweile mehr Meldungen als Platz in den Kursen.
Das Projekt hat inzwischen auch schon einige Nachahmer an anderen Schulen gefunden, ein Mottolied wird zur Zeit von einem Liedermacher komponiert, ein Bilderbuch ist im Entstehen und der Fernsehsender „Kinderkanal“ hat seinen Besuch angekündigt. Das Projekt „Pausenengel“ ist doch eine tolle Sache, oder?