Einsatz in Tansania
Mwalimu“ nennen ihn die Schülerinnen in Tansania – „der Lehrer“ heißt das in der Landessprache Swahili. Wilfried Günthner ist 34 Jahre lang Lehrer am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt gewesen. Nach seiner Pensionierung wollte er Schülern in Tansania etwas beibringen. Bildung ist in Afrika besonders wichtig – nur wer lesen, schreiben und rechnen kann, hat bessere Chancen, später Arbeit zu bekommen und vielleicht der Armut zu entfliehen. Das wissen die Kinder und Jugendlichen und so haben sich im vergangenen Schuljahr 400 von ihnen zur Aufnahme an der Mädchenschule beworben. Nur 40 von ihnen wurden an der „St. Luise Girls’ Secundary School Maguu“ angenommen. Dort bleiben die Mädchen vier Jahre bis zur Mittleren Reife. Sie alle sind zwischen 14 und 17 Jahre alt.Bevor die Mädchen sich für diese Schule bewerben können, müssen sie sieben Jahre lang eine Grundschule besuchen, wo sie mit sechs Jahren eingeschult werden. In einer der Klassen unterrichtet Wilfried Günthner 49 Schülerinnen, in den anderen zwei jeweils 39 Mädchen. Die meisten von ihnen stammen aus der Diözese Mbinga, in der auch der kleine Ort Maguu liegt. Diese Mädchen kommen fast alle aus sehr armen Verhältnissen und sehen in der Schule „die Chance ihres Lebens“, erzählt Lehrer Günthner. Weil der Besuch aber pro Schuljahr 280 Euro Schulgeld kostet, können es sich viele Familien nicht leisten, ihre Töchter nach Maguu zu schicken. Nur wenige bekommen durch Spenden eine Art Stipendium, um lernen zu dürfen. In vielem kann man die Schulen in Tansania nicht mit denen in Deutschland vergleichen. In Tansania gibt es sehr strenge Regeln, berichtet Wilfried Günthner. So ist es zum Beispiel üblich, dass die einheimischen Lehrer einen Stock mit sich führen und ihn nicht selten auch einsetzen. Zum Beispiel wenn die Mädchen nicht gehorchen oder herumschwatzen, schlägt ihnen der Lehrer auf die Hände. Wilfried Günthner möchte niemanden mit einem Stock züchtigen. Da ist eine Lösung sehr schwierig. Er akzepiert zwar die alten Erziehungsmethoden der Einheimischen, für ihn selbst kommt es aber nicht in Frage. Er verschafft sich den Respekt auf andere Art – indem er die Mädchen mit spannendem Unterrichtsstoff beschäftigt. „Sie sind alle sehr fleißig Weil sie wissen, dass die Schule eine große Chance für sie ist, die sie nutzen wollen“. Eine weitere strenge Regel untersagt den Schülerinnen, die Landessprache Swahili zu sprechen. Es muss ausschließlich Englisch gesprochen werden. Lassen sich die Mädchen beim Schwatzen in ihrer Landessprache erwischen, droht ihnen ebenfalls eine Strafe. In Tansania leben etwa 120 Volksstämme, die meisten davon sprechen zwar Swahili, aber in unterschiedlichen „Dialekten“. Um die Sprache – und somit auch die Menschen – stärker zu einen, soll Englisch gesprochen werden. Neben Mathematik, Erdkunde, Chemie und Religion lernen die Mädchen Hauswirtschaft und Handarbeit, weil sie diese Fähigkeiten später in ihrem Alltag brauchen. Seit Wilfried Günthner in Maguu ist, kennen die Mädchen noch etwas anderes: Volleyball. „Es macht ihnen sehr viel Freude“, schmunzelt er. Der pensionierte Lehrer freut sich, dass er nach dem Winterurlaub daheim in Schonungen wieder bis zum Sommer nach Tansania reist. Er hat die Lebensfreude der Menschen dort zu schätzen gelernt. „Es macht mir großen Spaß zu sehen, wie sich die Mädchen beispielsweise auf ihre Festtage und Abschlussfeiern vorbereiten. Sie sind unglaublich einfallsreich und bereiten – ganz ohne uns Lehrer – Theaterstücke vor. Außerdem tanzen und singen sie bei Anlässen viel; all das planen sie allein. Mit dem gleichen Feuereifer lernen die Mädchen auch“, erzählt der Lehrer. „Man kann sich darauf verlassen, wenn sie in den sogenannten Studierstunden still für sich lernen sollen, nehmen sie das ernst und sind meistens fleißig bei der Sache.“ Um möglichst vielen Kindern die Chance auf eine Schulbildung zu geben, bemüht sich Wilfried Günthner auch daheim um Menschen, die mit einer Patenschaft das jährliche Schulgeld übernehmen. Die finanzielle Sorge in Maguu ist groß, denn die Schule braucht Geld, um einen Anbau zu finanzieren. Es könnte passieren, dass das Schulgeld von 280 auf 400 Euro pro Jahr und Mädchen steigt – unglaublich viel Geld für eine tansanische Familie, das sie kaum aufbringen kann. Vielleicht möchtet ihr den Mädchen in Maguu helfen und könnt mit Eltern und Lehrern eine Schulpatenschaft organisieren? Die Kontaktdaten gebe ich euch gerne. Schickt mir eine E-Mail an: „j.bornemann@sobla.de“. Oder ihr möchtet mit eurer Schulklasse den Mädchen in Maguu einen Brief schreiben, wie der Schulalltag bei uns in Deutschland aussieht? Auch den könnt ihr gerne an mich schicken. Wilfried Günthner freut sich über Post aus Deutschland!