Neubrunn. Für Katholiken ist die Erstkommunion eines der größten Feste überhaupt. Eine besondere Gnade ist es aber, wenn man das 80-jährige Jubiläum dieses besonderen Tages feiern kann. Diese Jubelkommunion begingen in Neubrunn gleich fünf Frauen in einem feierlichen Gottesdienst mit ihrer Pfarrgemeinde.
Der Blick zurück ging dabei auf das Jahr 1932 zurück, als 38 Kinder (23 Mädchen und 15 Buben) aus den zwei Jahrgängen 1921/22 in der St. Andreas-Kirche in Neubrunn am 17. April das erste Mal zum Tisch des Herrn treten durften. Die betagten Frauen haben inzwischen alle das 90. Lebensjahr erreicht und konnten zu diesem besonderen Anlass auch die Kirche aufsuchen, in der sie getauft wurden und das große Fest ihrer Erstkommunion feierten. Vier von ihnen leben heute noch in Neubrunn: Lydia Derra (geborene Rödelmaier); Ida Rahmann (Mantel); Beate Rödelmaier (Schorr) und Ida Wagenhäuser (Dürrbeck), während Rosa Zehendner (Schorr) im benachbarten Gleisenau lebt.
Adrett herausgeputzt
Wie die Bilder aus der damaligen Zeit beweisen, war es selbstverständlich, dass jedes Mädchen ein weißes Kleid bekam und die Jungen in einem schmucken dunklen Anzug mit Fliege oder großen raus gelegten Hemdkragen erschienen. Und die Kleidung war ja nicht so leicht zu bekommen wie heute, wo Geschäfte eine große Auswahl anbieten. Lydia Derra erinnert sich: „Mein Großvater Franz hat uns alle ausstaffiert, denn wir waren drei Mädchen aus dem Hause Rödelmaier. Der Stoff wurde gekauft und eine Näherin aus Eltmann hat dann die Kleider maßgerecht geschneidert. Darauf waren wir stolz.“ Aber auch noch andere Dinge gehörten dazu. Zur Ausstattung oder als Geschenk erhielten die Kommunionkinder ganz automatisch ein neues Gebetbuch und einen Rosenkranz, die Mädchen einen weißen und die Jungen einen mit dunklen Perlen. Mit dem Geschenk war die Pflicht verbunden, an dem im „Rosenkranzmonat Oktober“ stattfindenden Rosenkranzandachten teilzunehmen, was auch für die damaligen Kinder nicht zu den beliebten Veranstaltungen zählte.Ebenso war auch die Vorbereitung auf das große Fest nach Meinung der Frauen schon anstrengend, denn „als Kinder der Filialgemeinde Neubrunn mussten wir in das Pfarreidorf Kirchlauter laufen, wo am Nachmittag beim Pfarrer der Kommunionunterricht stattfand. Auf dem Heimweg mussten wir dann den Rosenkranz beten und auch noch einmal in Neubrunn in der Kirche“, erinnerte sich Lydia Derra. Da nur jeden dritten Sonntag in Neubrunn Gottesdienst war, hatten sie an den übrigen Sonntagen einmal nach Breitbrunn und einmal nach Kirchlauter zur Eucharistiefeier zu laufen. Bänkchen ohne Sitzefläche
„Natürlich mussten wir jeden Sonntag in die Kirche und auch die Nachmittagsandacht am Sonntag war für uns Pflicht. Dazu kamen auch noch Werktagsgottesdienste“, sagt Beate Rödelmaier. Dabei war ihr Platz vorne auf kleinen, harten Bänkchen gewesen ohne Sitzfläche und Rückenlehne. „Bei der Predigt haben wir uns einfach rumgedreht, auf die Kniebank gesetzt und so den Blick zur Kanzel gehabt.“ Unvorstellbar aber wäre gewesen, dass man das Fest der Kommunion in einer Gastwirtschaft und nicht in den eigenen vier Wänden gefeiert hätte. „Da ist in der Familie für diesen Tag und die Gäste schon richtig aufgekocht worden“, kommt Beate Rödelmaier noch heute ins Schwärmen. Der kleine Festsaal sei dann eben das Wohnzimmer gewesen, das oft dafür habe ausgeräumt werden müssen. Natürlich seien auch im Steinbackofen breite Kuchen wie Käse- und Streuselkuchen gebacken worden. „Natürlich gab es auch ausgezogene Krapfen.“ Der Kuchen sei in der Nachbarschaft und zur Verwandtschaft ausgetragen worden, wofür man kleine Geschenke wie Sammeltassen, ein kleines Kettchen mit Kreuz sowie nützliche Gegenstände oder Kleidung für das spätere Leben erhalten habe. Welch ein Unterschied zu heute! Übervolle Kirche
Am Festtag selbst ging es genauso wie heute in einem feierlichen Zug vom Schulhaus zur Kirche und dabei spielte die Dorfkapelle auf. Für Beate Rödelmaier war dies selbstverständlich. „Schließlich waren mein Vater Sebastian Schorr und mein Bruder Otto Musikanten und spielten in der Kapelle mit.“ Im Gotteshaus wurden sie dann von Pfarrer Karl Glockner empfangen, einem Original, über den es heute noch viele Anekdoten gibt und der sich gerne als „Bischof der Heiligen Länder“ bezeichnete. Feierlich wie heute war der Gottesdienst, bei dem der Kirchenraum für die Einheimischen und Gäste kaum ausreichte. Die kirchlichen Bräuche waren aber noch anders und strenger als heute. Der Priester stand mit dem Rücken zum Volk, die Hostie wurde in den Mund gereicht und der Gläubige musste nüchtern sein und durfte mindestens eine Stunde vor der heiligen Kommunion keine Nahrung und Flüssigkeit zu sich genommen haben. In der Küche ging es rund
Zu Hause ging es unterdessen in der Küche rund und die für solche Familienfeste extra angeheuerten Köchinnen boten das Beste auf, wozu natürlich die fränkische Leberklößsuppe und der Sauerbraten neben anderen Gerichten gehörten. Ja und man kann es kaum glauben, auch der Kommunionausflug fehlte damals schon nicht. Man schrieb ja das Jahr 1932, in dem Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt wurde, aber auch der deutsche Flieger Wolfgang Gronau die Erde umrundete. Soweit ging es natürlich nicht, aber man hatte sich das 33 Kilometer entfernte Ebrach im Steigerwald mit seiner prächtigen Abteikirche als Ziel ausgesucht. Ausflug per Laster
Aber wie dorthin kommen, denn Omnibusse gab es damals kaum und schon gar nicht im ländlichen Raum? Beate Rödelmaier erinnert sich noch. „Wir fuhren mit einem Lastauto nach Ebrach. Auf der Ladefläche wurden Bänke für uns aufgestellt und Hans Morgenroth erklärte uns auf der Fahrt durch den Steigerwald so manchen Ort und wichtige Dinge.“ Die heutigen Kommunionkinder könnten sich eine solche Fahrt über löchrige und staubige Straßen, noch dazu mit „offenem Verdeck“, schon nicht mehr vorstellen. Die Jubelkommunion in Neubrunn war auch diesmal ein großes Fest. Pfarrer Martin Wissel meinte, dass die Jubelkommunikantinnen wahrscheinlich nicht mehr so aufgeregt wie vor 80 Jahren wären. Sie hätten aber 80 Jahre in Treue zu ihrem Gott gehalten. Und wie früher feierten die „älteren Damen“ ihren Festtag. Drei Frauen feierten im Ort im Kreise einer Familie und zwei Damen ließen sich sogar – wie es bei den heutigen Erstkommunikanten üblich ist – in einer Gaststätte bewirten. Sicher wird auch dieser Tag für sie in guter Erinnerung bleiben.