Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Eine Märtyrerin unserer Zeit

Nach einem Requiem in der Pfarrkirche St. Rochus ist am 30. Mai auf dem Friedhof von Dittelbrunn die Urne mit der Asche von Schwester Patricia Zimmermann beigesetzt worden. Dazu waren auch zahlreiche Banater Schwaben aus Ingolstadt angereist, wo Schwester Patricia am 10. Mai im „Banater Seniorenzentrum Josef Nischbach“ – hier hatte sie die letzten sechs Jahre ihres Lebens verbracht – gestorben war. In einem sehr persönlichen Nachruf, der auch die Grundlage dieses Artikels bildet, würdigte der Vorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Peter Krier (Schweinfurt), Leben und Wirken der Verstorbenen.
In ihrem langen Leben von über 92 Jahren habe Schwester Patricia Höhen und bittere Niederungen erlebt, sei aber dennoch unbeugsam den Weg einer Dienerin Gottes durch alle Wirrungen gegangen, sagte Krier. 1914 in Freidorf im Banat geboren und früh verwaist sei sie bei den Großeltern aufgewachsen. Schon als 14-Jährige sei sie dem Ruf des Herrn gefolgt, als sie 1929 in Lenauheim im Banat vor ihr großes Vorbild, Schwester Hildegardis Wulff trat und sagte: „So eine Schwester wie sie will ich auch werden.“ Sie selbst habe einmal über ihre Berufung geschrieben: „Zuerst spürst Du eine leichte Berührung, wenn der Herr zart nach deiner Hand fasst, dann wird der Händedruck stärker und auf einmal spürst du, dass du von seiner festen Hand zielbewusst geführt wirst und er hält dich dein ganzes Leben fest.“
Verwaisten Kindern geholfen

Ihre Mentorin, Priorin Dr. Hildegardis Wulff OSB, sorgte dann für eine solide Ausbildung, unter anderem in Freiburg und Konstanz. 1939 wurde Schwester Patricia schließlich im Kloster der Benediktinerinnen der heiligen Lioba zu Temeswar als Novizin aufgenommen. Im Auftrag ihres Ordens war sie einige Jahre als Seelsorgehelferin und Religionslehrerin tätig, bis mit dem Kriegsende Not, Elend, Gewalt und Bitternis über das Banat und die dortigen Menschen kamen. Doch gerade in der Zeit der bittersten Not zeigte sich ihre Stärke und Einsatzbereitschaft. Obwohl schon im Herbst 1944 ihre reichsdeutschen Mitschwestern aus dem Kloster interniert worden waren und die Verfolgung der Kirche eingesetzt hatte, richtete Schwester Patricia im Auftrag des Bischofs zusammen mit Priorin Hildegardis ein Hilfswerk für verwaiste Kinder ein, deren Eltern nach Russland verschleppt waren.

Hilfe für Heimkehrer

Als ab 1946 an den Bahnhöfen der Grenz- und Übergabestationen halbverhungert, krank und geschwächt Tausende Kriegsgefangene und Russlandheimkehrer ankamen, richtete sie mit anderen Schwestern und einigen Priestern ein Heimkehrer-Hilfswerk ein, das in Arad, Großwardein, Sighet, Focsani und Jasi die Heimkehrer betreute. Man sammelte Lebensmittel und sonstige Hilfsgüter von der Bevölkerung der umliegenden Dörfer und Schwester Patricia erwies sich dabei als ausgezeichnete Organisatorin mit Durchsetzungsvermögen. Sie war fast Tag und Nacht im Einsatz und konnte vielen helfen und manchen sogar in die Freiheit verhelfen.
1949 wurden alle christlichen Männer- und Frauenorden verboten, die Ordensleute mussten die Klöster verlassen, ihre Klosterkleidung ablegen und durften nicht mehr zusammen leben. Schwester Patricia arbeitete zunächst in einer Ziegelei, später als Verkäuferin. Nachdem der höhere Klerus, viele Priester und die Leiterinnen der Frauenorden schon 1949 verhaftet worden waren, nahm die Staatssicherheit (Securitate) am 10. Juni 1951 auch Schwester Patricia in Haft. Wegen Spionage für den Vatikan und für die USA wurde sie in einem zermürbenden ein ganzes Jahr währenden Prozess zu 23 Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit verurteilt, wovon sie acht Jahre und zehn Monate in insgesamt sechs Gefängnissen verbüßt hat. In ihren Erinnerungen an diese Zeit schrieb sie von terrorisierenden, nächtelangen Verhören, von gefolterten Zellengenossinnen und auch von Versuchen, sie unter Angebot der Freiheit als Informantin der Securitate zu werben. Sie aber blieb standhaft, die Jahre der tiefsten Erniedrigung waren Schwester Patricias Zeit der größten Bewährung.
Am 31 Mai 1959 wurde sie im Zuge eines Austauschverfahrens gegen rumänische Spione entlassen und kam in ihr Mutterhaus in Freiburg-Günterstahl. Sie besuchte nochmals zwei Jahre die Theologische Akademie in Freiburg und war anschließend als Religionslehrerin in Freiburg tätig. Ab 1975 unterrichtete sie im Auftrag der Diözese Würzburg am Berufsbildungszentrum für Hauswirtschaft in Schweinfurt die Fächer Ethik und Religion, bis sie 1980 in den Ruhestand ging.

Doch auch im Ruhestand ging ihr Einsatz zugunsten Not leidender Menschen unvermindert weiter. Sie startete Sammelaktionen in Schweinfurt und Würzburg sowie bei ihrem großen Bekanntenkreis in Deutschland, in den USA und in Kanada und brachte die Hilfsgüter in das Banat. da, wo andere verzagten und ratlos waren.

Hohe Auszeichnungen

Noch zu ihren Lebzeiten ist dieses Engagement durch eine ganze Reihe von Auszeichnungen gewürdigt worden, darunter auch die Verdienstmedaille „Bene Merenti“, die ihr Papst Johannes XXIII. verliehen hat, und das Bundesverdienstkreuz. Der frühere Justitiar der Diözese Würzburg, Dr. Ernst Kastner, bezeichnet das Zusammentreffen mit Schwester Patricia Zimmermann, als die eindrucksvollste Begegnung seiner Amtszeit. Und so war es für ihn auch mehr als ein Zufall, dass sich während des Requiems eine verirrte Taube auf den Hochaltar setzte oder die Glocken der Pfarrkirche zum Angelus läuteten, als Pfarrer Gerhard Staudt am Grab das Ave Maria für Schwester Patricia betete.