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      Caritasdirektor Franz Stephan im Gespräch

      Eine erfüllte Zeit

      Caritasdirektor Franz Stephan im Gespräch
      Franz Stephan, seit 1989 für die Caritas tätig, die letzten acht Jahre an der Spitze des Diözesancaritasverbandes der Diözese Würzburg, ist am Mittwoch, 23. Juli, in den Ruhestand verabschiedet worden. Aus diesem Anlass sprachen wir mit dem Mann, der insgesamt über 10000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorstand.
       
      Was bedeutet für Sie die Zeit bei der Caritas?
      Vordergründig geht es in der verbandlichen Caritas ja zunächst um ganz nüchterne Dinge: Fragen der Organisation, Trägerschaft von Einrichtungen und Diensten, Mitarbeiterführung, Verwaltung und Finanzen – das alles aber mit dem ausschließlichen Ziel, als Heilsdienst der Kirche den Menschen in ihren vielfältigen Nöten zu dienen, zu helfen. Daher waren diese Jahre für mich eine sehr intensive und erfüllte Zeit, die mir sehr viel bedeutet.
       
      Ziehen Sie mit dem Tag der Verabschiedung endgültig einen Schlussstrich unter die Caritas, oder bleiben Sie auf irgendeine Weise mit ihr verbunden?
      Diese Aufgabe ist, neben der Familie, zu einem wichtigen Teil auch meines persönlichen Lebens geworden. Das legt man nicht so einfach ab. So bleibe ich beratend weiterhin im Vorstand des St. Josef Stifts in Eisingen tätig. Seit vielen Jahren gehöre ich in meiner Heimatstadt Gerolzhofen dem Vorstand des dortigen Caritasverbandes an. Als Träger des Wohnstifts und der Sozialstation stehen wir derzeit in umfangreichen Baumaßnahmen. Nein, die Caritas wird micht nicht loslassen – und auch ich lasse sie nicht los!
       
      Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg? Was sollte er besonders beachten – zum Beispiel beim Thema „Sparen“?
      Ich bin da eher zurückhaltend, denn mit Erfahrungen und Ratschlägen ist es wie bei einem guten Maßanzug. Er passt nur dem, für den er gemacht ist. Mein Nachfolger Martin Pfriem und ich hatten seit Mai viele Gelegenheiten zum Meinungsaustausch. Herr Pfriem bringt sehr qualifizierte berufliche Kenntnisse und Erfahrungen aus strukturell vergleichbaren Organisationen mit und er weiß um unseren karitativ-kirchlichen Auftrag.
      Zum Thema „Sparen“: Die Finanzen werden weniger. Das bedeutet: Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben. So nimmt die elementare Not der Familien, der Kinder und Jugendlichen, der arbeitslosen, der alten und vereinsamten Menschen deutlich zu. Wenn wir diesen Menschen helfen, dann sind wir ganz nahe dran an unserem Auftrag. Dafür müssen wir bereit sein, an anderer Stelle zu reduzieren oder Liebgewonnenes auch aufzugeben.
       
      Selbstkritisch betrachtet: Was haben Sie ihrer Meinung nach in ihrer Zeit als Caritasdirektor der Diözese gut gemacht, was hätte vielleicht anders laufen können?
      Ich glaube, dass es durch gemeinsame Arbeit auf allen Ebenen gut gelungen ist, den Auftrag der Caritas in unserer Diözese nach vorne zu bringen: Wir haben gut zusammengearbeitet mit unseren Orts- und Kreiscaritasverbänden, unseren Fachverbänden, den großen Trägern karitativer Einrichtungen, wie zum Beispiel dem St. Josefs Stift, mit den pfarrlichen Caritasvereinen und mit den Pfarreien. Dafür haben unsere Mitarbeiter und auch ich sehr viel Zeit und Mühe aufgewandt.
      Eine hervorragende Entwicklung haben unsere Förderschulen genommen, weil es gelang, die Kommunen für eine Mitfinanzierung zu gewinnen und notwendige Schulneubauten durchzusetzen. Wir betreuen hier rund 2300 sprach- und lernbehinderte Kinder und Jugendliche. Wichtig ist: die Schulen sind eine große Hilfe für die Eltern und ihre Kinder. Die Schulen arbeiten auf hohem pädagogischen Niveau und sind inzwischen kostendeckend.
      Zusammen mit der Diakonie und der Pfarrei Stift Haug gelang die Gründung der ökumenischen Christopherus-Gesellschaft. Sie fasst alle Hilfen für suchtkranke, wohnungslose und strafentlassene Menschen in der Stadt und im Landkreis Würzburg zusammen. Hier gelang es, Arbeitsbereiche der Sozialarbeit auf ökumenischer Basis zu bündeln und die Angebote deutlich zu verbessern.
      Wichtig war mir die Umsetzung des Umwelt- und Qualitätsmanagements. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben da sehr engagiert mitgearbeitet. Auch bieten unsere Einrichtungen der stationären Altenhilfe bieten anerkannt gute fachliche und bauliche Qualität. Gleiches gilt für unsere über 500 kirchlichen Kindergärten.
      Natürlich gab es auch Rückschläge. Ich glaube, gemeinsam haben wir unsere Arbeit gut gemacht. Dabei war uns das große Engagement unserer Mitarbeiter und unserer vielen Ehrenamtlichen eine wichtige Hilfe. Alles Wesentliche würde ich heute genauso wieder tun.
       
      Was bedeutet für Sie „Ruhestand“ – Rentnerdasein auf Mallorca, ein gutes Buch, Garten, Reisen ...?
      Meine Frau Hildegard und ich sind recht bodenständige Menschen und Mallorca kennen wir schon von einer Leserreise des Sonntagsblattes. Wir haben einen interessanten Freundeskreis, für den wir in den letzten Jahren wenig Zeit hatten. Unsere drei Kinder leben vom Niederrhein über St. Gallen bis New York. Wir erwarten ein weiteres Enkelkind Da gibt es noch einiges zu tun. Geschichte und Kunst interessieren uns sehr. Dann haben wir einen schönen Garten und ein 70 Jahre altes Automobil, das Spaß macht, aber auch gepflegt sein will.
       
      Zum Schluss eine ganz persönliche Frage: Was bedeutet für Sie, Katholik zu sein?
      Es bedeutet für mich sehr viel, einer weltumfassenden Kirche anzugehören, deren wesentliche Aufgabe es ist, die Botschaft Jesu zu verkünden und dadurch den Menschen an Leib und Seele zu helfen. Das bedeutet für mich aber auch, dort, wo ich stehe, nach Kräften an dieser Aufgabe mitzuwirken. Das war übrigens ein Beweggrund, mich Anfang der 70er Jahre in der Kommunalpolitik zu engagieren. Was katholisch sein für mich bedeutet, hat Papst Johannes XXIII. sinngemäß einmal so formuliert: „Das Geheimnis des Lebens besteht darin, sich von Gott tragen zu lassen und fest zu vertrauen, dass dieses unser vorletztes und nicht unser letztes Leben ist“. Diese Haltung hat mit stets Kraft und Gelassenheit gegeben.
       
      Zur Person
      Franz Stephan, geboren am Dreikönigstag 1940 in Gerolzhofen, ist verheiratet und hat drei Kinder. Zunächst erlernte er den Beruf des Kraftfahrzeugmechanikers. Nach der Meisterprüfung arbeitete er von 1967 bis 1977 als Fachlehrer an Berufsschulen. In seiner Heimatpfarrei engagierte er sich vielfältig, unter anderem als Mitglied der Kirchenverwaltung; in dieser Funktion wurde er auch zum Mitglied in den Diözesan-Steuerausschuss gewählt.
      1972 begann Stephan seine kommunalpolitische Laufbahn als Stadtrat in Gerolzhofen und wurde dort 1977 zum Bürgermeister gewählt. 1989 wechselte er in die Geschäftsführung der Caritasverbände für Stadt und Landkreis Schweinfurt. 1995 ernannte ihn Bischof Paul-Werner als Nachfolger von Anton Feiler zum Direktor des Caritasverbandes der Diözese. Stephan war Mitglied wichtiger Gremien des Deutschen Caritasverbandes, unter anderem des Zentralvorstands des Zentralrats und mehrerer Ausschüsse.