Die Bandbreite reicht von Fragmenten römischer Gebäude bis hin zu Bauteilen des Münchner Olympiastadions. Historische Türen, Fenster, Ziegel zählen ebenso dazu wie Modelle von Dachtragwerken.
Manche Türen und Fenster gibt es in mehrfacher Ausführung – Julia Ludwar, Referatsleiterin des Bauarchivs schmunzelt: „Das sorgt auch unter Kollegen immer für Diskussionen, ob nun ein weiteres Objekt noch aufgehoben werden soll, wo wir ein fast identisches schon hier haben. Aber der feine Unterschied – im Aufbau oder der Montage – machts dann. Oder der Einsatz des Bauteils war ein ganz anderer.“ Ludwar und ihre sechs Kollegen sehen sich als „Anwälte des Denkmals“, wie sie sagt. „Wir sehen ein Denkmal ganzheitlich, wir forschen in der Substanz, der Idee und der Herstellungstechnik. Unser Ziel ist, das Material und die Konstruktion von Bauteilen zu ergründen, denn das Archiv ist ein Wissensspeicher, und den wollen wir erhalten und erweitern, auch für nachfolgende Generationen.“ Diese Arbeit ist auf einem sicheren Fundament gebaut: Denn der Freistaat Bayern und der Bezirk Schwaben haben bereits im April 2014 die Fortsetzung ihrer bisher erfolgreichen Kooperation besiegelt. Die weitere Zusammenarbeit ist bis Ende 2025 beschlossen; der Bezirk trägt dabei die Miet- und Bewirtschaftungskosten, der Freistaat die Personal- und Investitionskosten. Neu hinzu gekommen zum Amt für Denkmalpflege ist das dendroarchäologische Labor auf der anderen Seite des Klosterinnenhofes; dort können Holzfragmente aus archäologischen Funden genauer analysiert werden. Besucher bekommen diesen Fachbereich jedoch nicht zu sehen, wohingegen beim Tag des offenen Denkmals kürzlich alle Türen der Denkmalpflegeabteilungen in Thierhaupten offen standen. Und Tausende Besucher haben sich umgeschaut.
Julia Ludwar und ihre Kollegen freuten sich über den Andrang – zeigt er doch das rege Interesse an ihrer gemeinsamen Aufgabe. Nun können sie sich wieder ganz ihrer Arbeit widmen. Das heißt neben dem Sammeln und Bewahren diverser Bauteile organisiert das Team Fortbildungsveranstaltungen zu denkmalfachlichen Themen: Handwerker, Restauratoren, Planer, Vertreter von Hochschul- und Forschungseinrichtungen, kommunale Entscheidungsträger und auch Denkmaleigentümer, die ein altes Gebäude wieder instand setzen möchten, sollen dabei ins Boot geholt werden. „Denn wir sind ja nicht oft die ersten an einem Ort, an dem Fragen zum Denkmalschutz aufkommen. Und ein Denkmal ist nicht immer sofort für jeden auch gleich sichtbar“, sagt Julia Ludwar. Sie wünscht sich, dass alle, die mit Bau- oder Sanierungsvorhaben betraut sind, achtsamer an das Objekt, an ihre Arbeit herangehen und sich bei Fragen nicht scheuen, das Bauarchiv oder weitere Experten der Denkmalpflege um Rat zu fragen.
In den vom Archiv angebotenen Kursen lernen beispielsweise Schreiner mehr über Beschichtungen oder die holztechnische Instandsetzung von Treppen und Türen, auch im verbauten Zustand. Ab 2015 wird es darüber hinaus eine Glaswerkstatt geben, in der alte Techniken erforscht, vertieft und weitergegeben werden können.
Das Archiv füllt sich stetig, Privatleute bieten ihre Objekte zur Verwahrung an, Gebiets-Referenten der Denkmalpflege stoßen bei ihren Außenterminen auf Fundstücke, die erhaltenswert sind. „Wir brauchen aber auch die Mithilfe der Planer, Architekten, Handwerker – und auch der Privatleute. Manchmal erkennt man ein Denkmal nicht sofort. Wer sich aber nicht sicher ist, sollte bei uns nachfragen“, erklärt Julia Ludwar. Ihr Team berät außerdem bei dem Sanierungsvorhaben von Altbauten. „Wir bemühen uns, die Achtsamkeit zu schulen. Man muss sich einsehen in ein Denkmal, eingehend mit dem Befund befassen, um dann daraus Ideen entwickeln, was zu tun ist.“ Eines sollte niemand vergessen, der bei Denkmalpflege immer gleich an hohe Kosten und eine Bauverzögerung denkt, sagt Juia Ludwar mit einem Augenzwinkern: „Wir kommen nicht mit leeren Händen, sondern bringen Fachwissen mit und evtenuell die finanziellen Möglichkeiten, um ein Vorhaben zu unterstützen.“
Kontakt: Bauarchiv Thierhaupten, Klosterberg 8, 87762 Thierhaupten; Julia Ludwar, Telefon: 0872/8157-10, E-Mail: „Julia. Ludwar@blfd.bayern.de“, Internet: „www.blfd.bayern.de“.