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    Weltweit die meisten Verehrungsstätten der Nothelfer in Unterfranken – Franziskanerpater Dominik Lutz vom Kloster Kreuzberg in der Rhön präsentiert Buch mit Ergebnissen aus 20 Jahren Nothelferforschung

    Ein weit verzweigter Baum

    Weltweit die meisten Verehrungsstätten der Nothelfer in Unterfranken – Franziskanerpater Dominik Lutz vom Kloster Kreuzberg in der Rhön präsentiert Buch mit Ergebnissen aus 20 Jahren Nothelferforschung
    Ob in der Aschaffenburger Stiftsbasilika oder in der Großostheimer Kreuzkapelle, ob im Würzburger Juliusspital oder in der Veitshöchheimer Pfarrkirche Sankt Vitus, ob in der Kapuzinerkirche in Ochsenfurt oder in den Wallfahrtskirchen Höchberg und Maria Sondheim, ob in Kloster Altstadt bei Hammelburg oder in den Fluren der Haßberge und des Steigerwalds: Die Vierzehn Heiligen sind im Bistum Würzburg fest verwurzelt. 353 Andachts- und Gebetsstätten zu Ehren der Vierzehn Heiligen gibt es hier, fast doppelt so viele wie im Heimatbistum der Heiligengruppe, in der Erzdiözese Bamberg. Das Bistum Würzburg belegt Platz Nummer eins – was die Nothelferverehrung betrifft.
    Dies ist ein Ergebnis der jahrelangen Forschungen von Franziskanerpater Dominik Lutz, der seit zwei Jahren Wallfahrtsseelsorger am Kreuzberg in der Rhön ist und vorher zwei Jahrzehnte in Vierzehnheiligen war. Zusammen mit der Münchner Autorin Rosel Termolen hat er erstmals eine Gesamtliste aller Nothelfer-Verehrungsstätten in seinem Werk „Nothelfer – Patrone in allen Lebenslagen“ erstellt. Der Kunstverlag Josef Fink und der Beuroner Kunstverlag haben den prächtig gestalteten Band herausgebracht. Eine Pflichtlektüre für alle Vierzehnheiligen-Pilger.
     
    Heilige in Meterware“, sagt Pater Dominik mit Blick auf seine Regalwand in der kleinen Klosterzelle am Kreuzberg in der Rhön. Ganz ist der 77-jährige Franziskaner dort auch nach zwei Jahren nicht angekommen. Vierzehnheiligen-Akten und -Erinnerungszeichen schmücken sein Zimmer am Heiligen Berg der Franken. „Mein Herz ist noch in Vierzehnheiligen. Dort ist der Baum fest verwurzelt.“ Als langjähriger Seelsorger und Guardian an der Nothelferbasilika zwischen Lichtenfels und Bad Staffelstein hat er sämtliche Wallfahrtsführer befragt und das Forschungsmaterial gesammelt, ist von dort aus von Kirche zu Kirche gefahren, hat Bildstöcke, Altäre, Heiligenbäume und Baumbilder fotografiert und alles dokumentiert. In mühevoller, jahrelanger Kleinarbeit sind 70 Aktenordner mit Materialien zu weltweit rund 2500 Verehrungsstätten der Nothelfer entstanden. Nach Postleitzahlen hat Pater Dominik die Orte der Nothelferverehrung geordnet, von 01560 Coswig bis 99994 Malterode. Hinzu kommen Verehrungsstätten von Südtirol bis Schweden, von Frankreich bis Polen. „Mit diesem Buch wird eine Tür aufgestoßen, um Menschen Geschmack an der Nothelferforschung zu machen“, ist der Franziskaner überzeugt.
     
    Lutz beruft sich in seinen Forschungsergebnissen weniger auf schriftliche Dokumente als auf Bildzeugnisse aus der Frühzeit der Nothelferverehrung. Für ihn beweisen sie, dass Regensburg und Bamberg nicht als alleinige Wurzeln der Verehrung der Vierzehn Heiligen gelten müssen. Die Nothelferverehrung ist „ein Baum, tief verwurzelt und weit verzweigt“. Als vielleicht älteste Verehrungsstätte im deutschsprachigen Raum gelte Haßlach im Frankenwald. Dort wurde 1124 nach angeblichen Erscheinungen eine Nothelferkapelle eingeweiht. Auf das Jahr 1365 dürfte die Nothelferstätte im späteren Franziskanerkloster Altstadt bei Hammelburg zurückgehen. Ursprünge der Verehrung finden sich weiter auf dem Balkan, in der Steiermark und in der Schweiz. Sie gehen alle auf die Zeit vor 1400 zurück. „Es war ein langer Prozess, bis die 14er-Gruppe vollendet war“, ist sich Pater Dominik sicher. Die Geschichte der deutschen Fürsten habe hierbei eine entscheidende Rolle gespielt.
    Am Obermain konsolidiert sich dann mit den Erscheinungen von 1445/46 die „Fränkische Gruppe“. Zu ihr gehören Georg, Blasius, Erasmus, Pantaleon, Vitus, Christophorus, Dionysius, Cyriakus, Achatius, Eustachius, Ägidius, Margareta, Barbara und Katharina. Die Verehrung der Nothelfer ist nach den Worten des Experten im Mittelalter die Volksandacht schlechthin gewesen, „eine kernige, urige Frömmigkeitsübung“.
     
    Längst vor den Erscheinungen in Vierzehnheiligen sei die Nothelfergruppe bereits im ganzen deutschen Sprachraum bekannt gewesen, schließt Pater Dominik aus seinen Untersuchungen. Wesentliche Korrekturen in der Forschung seien nach seinen Ergebnisse nötig. „Besonders Fragen nach der Herkunft, nach Entstehungsorten und nach der Zahl der Verehrungsstätten sind neu zu stellen.“ Doch Lutz hat nicht nur die traditionelle Verehrung erforscht. In seinem Werk zeigt er auch, wie die Heiligen und Nothelfer beispielsweise Martin Luther beschäftigen: „Mir genügts, dass ich meinem Herrn Jesus und seinen Heiligen gefalle“, bekennt der Reformator 1535. Der lutherische Erzbischof von Schweden, Nathan Söderblom, schreibt später über die Heiligen: „Sie sind Menschen, die es einem leicht machen, an Gott zu glauben, denn in den Heiligen wird erfahrbar, dass Gott das allein strömende und blühende Leben ist.“ Bei Dietrich Bonhoeffer leuchtet die Nothelferverehrung hinter dem „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ auf; Schriftsteller wie Adalbert Stifter oder die Kriminalautorin Agatha Christie widmen den Nothelfern Geschichten. Aber auch die Ostkirche kennt „14 Helfer in der Not“. Und in Böhmen/Mähren stehen nach Angaben von Pater Dominik vierzehn slawische Heilige den Nothelfern gegenüber. Berühmte Künstler wie Matthias Grünewald, Lucas Cranach oder Jörg Riemenschneider haben beeindruckende Darstellungen der Heiligengruppe geschaffen.
    Nothelfer sind für Pater Dominik aktueller denn je – „und sie bleiben es auch“. Zuversicht im Alltag, Hoffnung in der Angst, Vertrauen in der Ohnmacht schenke die Heili-
    gengruppe heutigen Menschen.
     
    Neue Kapellen, Bildstöcke und Wallfahrtsbilder zeugen davon. Der wohl jüngste Nothelfer-Bildstock steht am Ortsrand von Humprechtshausen in den Haßbergen, gestiftet im Jahr 2003 von den Senioren des kleinen Ortes. Die Wallfahrten zur Erscheinungsstätte am Obermain nehmen seit Jahren zu. Für Pater Dominik ist es das letzte Buch, das er herausgegeben hat. 15 Werke, meist zum Wallfahrtsort Vierzehnheiligen, stammen aus seiner Feder. Dankbar ist er diesmal für die Zuschüsse durch die Diözese Würzburg in Höhe von 2500 Euro und durch das Erzbistum Bamberg in Höhe von 500 Euro. Seine Forschungen sind bereits in das renommierte „Lexikon für Theologie und Kirche“ eingeflossen. Mit dem neuen Buch macht er sie einem breiteren Publikum bekannt. Vor allem Wallfahrtsführer und Vierzehnheiligen-Pilgerinnen und -Pilger will er ansprechen mit der Botschaft seiner langjährigen Forschungsarbeiten: „Nothelferverehrung kennt keine Grenzen.“

     

    Rosel Termolen/P. Dominik Lutz: Nothelfer – Patrone in allen Lebenslagen. 25,50 Euro. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003, ISBN 3-89870-074-7, E-Mail „info@kunstverlag-fink.de“ Beuroner Kunstverlag, ISBN 3-87071-095-0.