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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Ein unvergleichlich anderes Dasein

    „Wie auf Erden, so im Himmel?“ –so lässt sich die hinterlistig konstruierte Geschichte und raffiniert eingefädelte Fangfrage der Sadduzäer an Jesus im Evangelium gut auf den Punkt bringen. Ihr „Glaubensbekenntnis“ steht im erklärten Gegensatz zur Botschaft Jesu und will bewusst provozieren. „Wie auf Erden, so im Himmel?“ –der Umkehrschluss der Vater-Unser-Bitte wäre ein Trugschluss! Das Leben bei Gott „im Himmel“ ist alles andere als die direkte Fortsetzung des irdischen Lebens mit anderen Mitteln. Jesus erteilt solchen Vorstellungen über das „wie“ der Auferstehung eine klare Absage.

    Evangelium
    Von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.
    Lukas 20,27-40

    Wie im Himmel, so auf Erden, so beten wir im Vater-Unser-Gebet, das uns Jesus gelehrt hat. „Wie im Himmel, so auf Erden“ kann uns täglich daran erinnern, dass unser Leben sich nur scheinbar aufteilt in das Leben „in dieser Welt“ und die Teilhabe „an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten“.
    „Wie im Himmel, so auf Erden“ lässt uns erahnen, was es bedeuten könnte, sein Leben aus der Zusage Gottes zu gestalten, der mich persönlich beim Namen ruft und dessen „Atemwind“ die bewegende Kraft meines Lebens sein will.
    „Wie auf Erden, so im Himmel?“ –so lässt sich die hinterlistig konstruierte Geschichte und raffiniert eingefädelte Fangfrage der Sadduzäer an Jesus im Evangelium gut auf den Punkt bringen. Ihr „Glaubensbekenntnis“ steht im erklärten Gegensatz zur Botschaft Jesu und will bewusst provozieren.
    Als Parteigänger der staatstragenden Macht hat die einflussreiche Gruppe der Sadduzäer ein hohes Interesse daran, die bestehenden Verhältnisse im Lot zu halten und den eigenen Führungsanspruch zu sichern. Wenn es gelingt, den Auferstehungsglauben der konkurrierenden Pharisäer als absurd hinzustellen und gleichzeitig noch Jesus lächerlich zu machen, erweist sich selbstredend, wem die Führungsrolle gebührt – meinen sie. Die souveräne Antwort Jesu lässt nicht nur die Sadduzäer damals staunen und verstummen.
    „Wie auf Erden, so im Himmel?“ –der Umkehrschluss der Vater-Unser-Bitte wäre ein Trugschluss! Das Leben bei Gott „im Himmel“ ist alles andere als die direkte Fortsetzung des irdischen Lebens mit anderen Mitteln. Jesus erteilt solchen Vorstellungen über das „wie“ der Auferstehung eine klare Absage. Er macht deutlich, dass die Beziehungen unter den Menschen sich dann heil und ganz aus der Beziehung zu Gott gestalten: „denn sie sind den Engeln gleich und Kinder Gottes sind sie, weil sie Kinder der Auferstehung sind“. Jenseits menschlicher Geschlechtlichkeit und Ergänzungsbedürftigkeit leben Menschen bei Gott in einer unvergleichlich anderen Daseinsform.
    Das Gnadengeschenk der Unsterblichkeit entspringt der Treue und Verlässlichkeit des Gottes Jesu, der seine Zusagen denen gegenüber einhält, die mit ihm in Berührung gekommen sind. Als Kronzeugen für diesen Auferstehungsglauben führt Jesus eben genau jenen Mose an, auf dessen Schriften die Sadduzäer sich selbst gern berufen. In der Begegnung am brennenden Dornbusch gibt Gott sich ihm als der Gott zu erkennen, der mit Abraham, Isaak und Jakob eine persönliche Beziehung eingegangen ist. Er erweist sich als ihr Gott durch den Tod hindurch: „Denn in ihm leben sie alle.“
    In diesen Novembertagen finden Christen sich bewusst – und vermutlich häufiger als sonst – an den Gräbern ihrer Lieben ein. Der Glaube an die Auferstehung als Gewissheit, von Gottes Zusage unwiderruflich aufgehoben zu sein, ist eine starke Brücke, die doch nicht erst dann tragen will, wenn Menschen durch den leiblichen Tod von uns getrennt sind. Welche Kräfte können freigesetzt werden und wieviel Liebe kann erwachen, wenn ich in dem Menschen neben mir und in mir selbst ehrfürchtig die lebendige Gegenwart Gottes entdecke? Jetzt und hier! Wie im Himmel, so auf Erden!

    Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet in der Mitarbeiterseelsorge sowie im Referat „Geistliches Leben“.