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Ein unvergessliches Erlebnis

Keiner hat es bereut, diese Strapazen auf sich genommen zu haben. Ein unvergessliches Erlebnis, eine tolle Atmosphäre, einmalig, das muss man erlebt haben – so lautet die Bilanz. Viel Lob auch für die Predigt des Papstes, sowohl was den Inhalt wie auch die Verständlichkeit betrifft.
Würzburg, Sonntag, 10. September 2006, 2 Uhr nachts: Ein wenig fröstelnd, aber erwartungsvoll und gut gelaunt steigen wir auf dem nächtlichen Parkplatz in den Bus: Es geht nach München zur Eucharistiefeier mit Papst Benedikt XVI. auf dem Gelände der Neuen Messe. Die einen waren früh zu Bett gegangen und haben versucht, ein wenig „vorzuschlafen“, mit unterschiedlichem Erfolg, andere waren gleich aufgeblieben. Man ist gut vorbereitet, hat genügend Proviant dabei und gutes Schuhwerk. Schließlich ist man ja vorgewarnt: Der Fußweg vom Busparkplatz könne sehr weit sein, hieß es im Vorfeld, verbunden mit der Empfehlung, Essen und Getränke für den ganzen Tag mitzunehmen. Das haben alle beherzigt, und auch den Hinweis, dass Regenschirme und Klapphocker nicht erlaubt seien. Aber nach Regen sieht es ohnehin nicht aus.

Einmalige Gelegenheit
Die Möglichkeit, einem deutschen Papst in Deutschland zu begegnen, das gebe es wohl nur einmal im Leben, das dürfe man sich nicht entgehen lassen, lautet eine Motivation für diese Pilgerfahrt; zuhause am Fernseher könne man zwar alles besser sehen, aber die Atmosphäre eines solchen Ereignisses, die könne das Fernsehen eben doch nicht vermitteln, die gebe es nur vor Ort, eine andere. Viele sind einfach fasziniert, von der Persönlichkeit des Papstes, von seiner Ausstrahlung, und wollen diese einfach einmal live erleben.
Würzburg liegt hinter uns, und mit Gebeten und Liedern aus dem von der Diözese Würzburg aufgelegten Pilgerheft stimmen wir uns ein – schließlich ist das nicht irgendein Busausflug. Dann ist Gelegenheit, sich im Halbdunkel persönlich weiter einzustimmen oder das Schlafdefizit doch noch etwas auszugleichen. Je näher München rückt, desto mehr Busse aus ganz Bayern und darüber hinaus bevölkern die Autobahn. Blinkende Lichter und spezielle Hinweistafeln an der Ausfahrt zur Messe signalisieren, dass es nicht mehr weit ist. Dann sind wir in einer Schlange von Bussen; der weitere Weg ist für andere Fahrzeuge gesperrt, perfekt werden wir bis zu unserem Parkplatz geleitet.
Es ist etwa 6 Uhr, und wir sind keineswegs die Ersten, im Dunkel kann man die Zahl der Busse, die schon hier parken, nur erahnen. Und dann die Überraschung: Nach wenigen hundert Metern sind wir schon am Eingang zum Messegelände. Nach der Taschenkontrolle die nächste Überraschung: Helfer überreichen jedem eine Tasche mit Halstuch, Regenhaut, einer Sonderausgabe der Münchner Kirchenzeitung, Gebetsheft, Gebetbuchbildchen – und Getränken. Das ist Service. Das Messegelände liegt noch im Dunkeln, strahlend hebt sich die hell erleuchtete Altarinsel ab. Ordner weisen den Weg zu dem auf dem Ticket angegebenen Bezirk, denn nur dort darf man sich während des Gottesdienstes aufhalten, die Wege sollen frei bleiben. Und auch hier sind wir keineswegs die Ersten, in Schlafsäcke oder Decken gehüllt harren manche anscheinend schon seit Stunden aus, um sich ihren Wunschplatz zu sichern.

Endlich: der Papst
Dann beginnt das „Programm“: Mit Informationen, Interviews und Gebet, übetragen auf Großbildleinwände, werden die Besucher eingestimmt und auch von der noch immer herrschenden Kühle abgelenkt. Langsam wird es heller, immer mehr Menschen strömen auf das Gelände. Dankbar bekommt man die ersten wärmenden Sonnenstrahlen zu spüren. Dann werden die Bilder von der Abfahrt des Heiligen Vaters vom erzbischöflichen Palais live übertragen. Kurz darauf geht für eine halbe Stunde fast nichts mehr auf dem Messegelände. Die Wege, auf denen der Papst im Papamobil zur Altarinsel fahren wird, werden abgeriegelt; keiner kommt mehr durch, die Sicherheitskräfte kennen kein Pardon. Schließlich kommt er, Jubel brandet auf, und wer das Glück hat, gerade an einer der Absperrungen zu stehen, ist ihm für den Augenblick des Vorbeifahrens ganz nah.
Pünktlich beginnt die Eucharistiefeier, und als Benedikt XVI. die Gottesdienstgemeinde mit „Grüß Gott“ begrüßt und das die Übersetzung der liturgischen Begrüßungsformel „Der Friede sei mit euch“ ins Bayerische nennt, hat er die Herzen erobert. Zwar ist das Geschehen auf der Altarinsel auch für die auf den vordersten Plätzen weit weg, der Papst gerade noch zu erkennen, aber sie sind live dabei. Zudem kann man von fast jedem Platz aus die Bilder der Fernsehübertragung auf den Großleinwänden verfolgen, und die Beschallung des Geländes ist perfekt. Aufmerksam verfolgen alle die Predigt des Heiligen Vaters, viele auf dem Boden sitzend, da sich zwischenzeitlich die Strapazen des stundenlangen Stehens bemerkbar machen. Jacken und Pullover dienen als Sitzunterlage, als Schutz vor Kälte werden sie nicht mehr gebraucht, die Temperaturen sind inzwischen sommerlich. Im strahlenden Sonnenschein leuchtet die Altarinsel über das weite Feld der Neuen Messe, über dem immer wieder Hubschrauber des Fernsehens oder der Polizei kreisen.
Die zwei Stunden des Gottesdienstes scheinen viel schneller vorbeizugehen, als die des Wartens vorher. Und spätestens nach dem Segen wird es für Helfer und Sicherheitsdienst fast unmöglich, die Rettungswege freizuhalten, weil viele versuchen, von einem anderen Platz aus vielleicht doch noch einen besseren Blick auf den Papst zu erhaschen. Gerade jetzt aber sind die Sanitäter gefragt, denn Strapazen und sommerliche Hitze fordern zunehmend ihren Tribut.

Lob für die Predigt
Geduld üben heißt es dann beim Verlassen des Messegeländes. Lange Schlangen bilden sich an den Ausgängen, und viele machen aus der Not eine Tugend: In Grüppchen lagern sie sich zum Picknick und stärken sich mit dem mitgebrachten Proviant oder tauschen sich aus über die Predigt, über ihre Gefühle, ihre Motivation, hierher gekommen zu sein, oder über Einschätzung dieses Papstes.
Das ist natürlich auch Gesprächsthema bei der Rückfahrt. Und einmal mehr wird diskutiert, was denn nun die Faszination Benedikts des XVI. ausmacht. Ist es für die einen sein bescheidenes Auftreten, sein scheues Lächeln oder seine Herzlichkeit, so ist es für andere seine Heimatverbundenheit, die gerade bei diesem Besuch besonders zum Ausdruck kommt. Wieder andere schätzen vor allem seine Geradlinigkeit und theologische Klarheit. Auf jeden Fall hat er alle in seinen Bann gezogen, keiner hat es bereut, diese Strapazen auf sich genommen zu haben. Ein unvergessliches Erlebnis, eine tolle Atmosphäre, einmalig, das muss man erlebt haben – so lautet die Bilanz. Viel Lob auch für die Predigt des Papstes, sowohl was den Inhalt wie auch die Verständlichkeit betrifft.
Aber nicht nur in dieser Hinsicht hat die Pilgerfahrt nach München ihre Spuren hinterlassen. Zeitweise ist es bei der Heimfahrt sehr still im Bus, viele machen ein Nickerchen, nachdem man das Erlebte noch einmal in Gebet und Lied nachbereitet hat. Und alle sind zwar froh und dankbar für diesen Tag, aber auch ziemlich geschafft, als der Bus wieder am Ausgangspunkt eintrifft.