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Gedanken zum Sonntagsvangelium von Klaus König, Rottenberg.
Ein unbezahlbarer Schatz
Evangelium
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus – Zwilling –, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
Johannes 20,19–31
Welches nun das Unwort des Jahres 2002 gewesen ist, daran kann ich mich nicht erinnern, aber an einen Kommentar dazu in den Nachrichten. Der Kommentator verwies auf den Zusammenhang zwischen Sprache und innerer Haltung und brachte als Beispiel den Satz: „Ich entschuldige mich“. Das sei etwas anderes als die Formulierung: Ich bitte um Entschuldigung. Denn erstere uns so vertraute Formulierung setzt voraus, dass ich selber in der Lage bin, mir Schuld zu vergeben. Die zweite Formulierung denkt daran, dass die Vergebung von Schuld immer etwas ist, was von anderen geschenkt wird.
Dieser Gedanke mag weit von uns entfernt sein, da wir Menschen der Gegenwart zum Mond fliegen können. Warum sollten wir also nicht auch in der Lage sein, uns selbst zu entschuldigen, sprich uns selbst die Schuld zu nehmen, wenn wir schuldig geworden sind. Folglich erbitten wir nichts, sondern gewähren uns großzügig selbst die Vergebung von Schuld.
Kehrt der innere Seelenfrieden tatsächlich ein, wenn ich mir selbst vergebe, ohne dass mir vergeben wird? Das scheint mir eine entscheidende Frage zu sein, da ich natürlich wie viele andere auch in der Seelsorge beobachte, dass die Wurzel vieler Übel in nicht aufgearbeiteten Schuldgeschichten liegt. Man bemerke, dass Jesus Sündenvergebung (Sünde ist gleich Schuld im religiösen Zusammenhang) in das Umfeld seiner Jüngergemeinde und damit von Kirche stellt. Aus sich heraus kann der Einzelne sich nicht vergeben, sondern nur, wenn ihm die Gemeinschaft die Vergebung schenkt.
Aus dieser Stelle und aus diesem Denken heraus ist unser Bußsakrament entstanden. Und es hat nicht die Aufgabe jemanden zu erdrücken, sondern zu befreien. Warum dieses Sakrament gegenwärtig so darnieder liegt ist eine spannende Frage. Die genaue Beobachtung von Sprache und Formulierungen führt auf eine Fährte. Erstaunlich war für mich die Begleitung eines Menschen zum Psychotherapeuten. Der Therapeut begrüßte mich mit den Worten, er sei froh wenn er Klienten mit religiöser Grundhaltung und einer kirchlichen Rückbindung habe. Näher hat er das nicht begründet. Hintergrund der Aussage: Es liegen eben doch meist Schuldgeschichten vor, wenn es soweit kommt, dass jemand der Hilfe eines Therapeuten bedarf. Und wenn bei einem religiösen Menschen die Fähigkeit ausgeprägter ist, sich vergeben zu lassen und deswegen auch anderen vergeben zu können, dann kehrt der Friede mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder in das Seelenleben ein, als dies bei anderen der Fall ist. Und wenn dies wirklich so ist, dann ist dieses österliche Instrument der Sündenvergebung wirklich ein unbezahlbarer Schatz.
Klaus König ist Pfarrer und Leiter der Pfarreiengemeinschaft Rottenberg, Sailauf und Feldkahl.
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus – Zwilling –, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
Johannes 20,19–31
Welches nun das Unwort des Jahres 2002 gewesen ist, daran kann ich mich nicht erinnern, aber an einen Kommentar dazu in den Nachrichten. Der Kommentator verwies auf den Zusammenhang zwischen Sprache und innerer Haltung und brachte als Beispiel den Satz: „Ich entschuldige mich“. Das sei etwas anderes als die Formulierung: Ich bitte um Entschuldigung. Denn erstere uns so vertraute Formulierung setzt voraus, dass ich selber in der Lage bin, mir Schuld zu vergeben. Die zweite Formulierung denkt daran, dass die Vergebung von Schuld immer etwas ist, was von anderen geschenkt wird.
Dieser Gedanke mag weit von uns entfernt sein, da wir Menschen der Gegenwart zum Mond fliegen können. Warum sollten wir also nicht auch in der Lage sein, uns selbst zu entschuldigen, sprich uns selbst die Schuld zu nehmen, wenn wir schuldig geworden sind. Folglich erbitten wir nichts, sondern gewähren uns großzügig selbst die Vergebung von Schuld.
Kehrt der innere Seelenfrieden tatsächlich ein, wenn ich mir selbst vergebe, ohne dass mir vergeben wird? Das scheint mir eine entscheidende Frage zu sein, da ich natürlich wie viele andere auch in der Seelsorge beobachte, dass die Wurzel vieler Übel in nicht aufgearbeiteten Schuldgeschichten liegt. Man bemerke, dass Jesus Sündenvergebung (Sünde ist gleich Schuld im religiösen Zusammenhang) in das Umfeld seiner Jüngergemeinde und damit von Kirche stellt. Aus sich heraus kann der Einzelne sich nicht vergeben, sondern nur, wenn ihm die Gemeinschaft die Vergebung schenkt.
Aus dieser Stelle und aus diesem Denken heraus ist unser Bußsakrament entstanden. Und es hat nicht die Aufgabe jemanden zu erdrücken, sondern zu befreien. Warum dieses Sakrament gegenwärtig so darnieder liegt ist eine spannende Frage. Die genaue Beobachtung von Sprache und Formulierungen führt auf eine Fährte. Erstaunlich war für mich die Begleitung eines Menschen zum Psychotherapeuten. Der Therapeut begrüßte mich mit den Worten, er sei froh wenn er Klienten mit religiöser Grundhaltung und einer kirchlichen Rückbindung habe. Näher hat er das nicht begründet. Hintergrund der Aussage: Es liegen eben doch meist Schuldgeschichten vor, wenn es soweit kommt, dass jemand der Hilfe eines Therapeuten bedarf. Und wenn bei einem religiösen Menschen die Fähigkeit ausgeprägter ist, sich vergeben zu lassen und deswegen auch anderen vergeben zu können, dann kehrt der Friede mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder in das Seelenleben ein, als dies bei anderen der Fall ist. Und wenn dies wirklich so ist, dann ist dieses österliche Instrument der Sündenvergebung wirklich ein unbezahlbarer Schatz.
Klaus König ist Pfarrer und Leiter der Pfarreiengemeinschaft Rottenberg, Sailauf und Feldkahl.