Mit einem ausdrucksstarken Segnungsgottesdienst waren die Pilger auf ihren Weg nach Rom geschickt worden, die Anliegen der Pfarrgemeinden mit im Gepäck, die in vielen Filialkirchen in Gebetsboxen zuvor gesammelt worden waren. Und in allen Gottesdiensten der Pfarreiengemeinschaft wurden die Pilger von zuhause aus im Gebet begleitet. Mit dem Segen und viel Zuspruch machten sich die Radpilger auf die zweite Etappe ihres Pilgerweges nach Rom. Im schweizerischen Flüeli, dem Endpunkt der ersten Tour, ging es los. 2011 waren sie von Oberschwappach aus ebenfalls per Rad schon bis dorthin gepilgert. Voller Elan fuhr man über 1100 Höhenmeter in Richtung Gotthardpass. Trotz Schneesturm, Hagelschauer, Starkregen und kühlen Außentemperaturen pilgerten die Radwallfahrer dem Ziel entgegen. Ein Tagespilgerspruch lautete: „Ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen“. Und so stärkte man sich trotz vieler Widrigkeiten des Wetters und trotz des vielen Verkehrs immer wieder gegenseitig den Rücken. Über Como, Cremona, Modena und Bologna erreichte die Gruppe endlich bei strahlendem Sonnenschein und nach einer herrlichen Abfahrt die Stadt Florenz. Die Nacht zuvor verbrachten die Pilger in einer kleinen Berggemeinde und erfuhren große Gastfreundschaft. Sie durften kostenlos in der großen Dreifachturnhalle von Loiano übernachten. Zur Begrüßung kamen der Bürgermeister und der Pfarrer. Beide betonten, wie stolz sie seien, dass die Pilgergruppe bei ihnen Quartier suchte und mit ihnen und für sie betete. Da sie selbst die Spende ausschlugen, die man ihnen zukommen lassen wollte, bedankten sich die Radpilger am nächsten Morgen mit einem Ständchen der Wallfahrtsmusikanten und dem Frankenliedmarsch. Immer wieder begegnete den Pilgern viel Wohlwollen, spontane Hilfe und Gastfreundschaft. In Florenz wurden dann die vielen Gebetsanliegen, die von zuhause mitgenommen wurden, in einer intensiven Gebetsnacht aufgegriffen. In der Hauskapelle der Franziskanerschwestern von Florenz wurde in tiefgehenden Gebetsstunden bis in den frühen Morgen für die Familien, Freunde, Bekannte und für viele weitere Anliegen gebetet, gesungen und in Stille gewacht. Nach dem verregneten Ruhetag stieß noch Arrigo zur Gruppe. Er stammt aus Zambana in Südtirol, aus einer Partnerblaskapelle von Oberschwappach und unterstützte die Pilger, vor allem sprachlich, auf ihrem Weg durch die Toskana und Umbrien bis nach Rom. Für das Organisations-Team war das eine große Hilfe, vor allem weil der unkomplizierte Italiener Arrigo wie selbstverständlich in der Pilgergruppe seinen Platz fand. Die erste Tagesetappe nach dem Ruhetag war die Fahrt durch die Toskana. Mit 130 Kilometern zwar eine der längsten und schwierigsten, aber auch eine der schönsten Etappen. Durch Olivenhaine entlang eines Bergkammes, zu einer Ölmühle, dort Besichtigungsstopp und leckerer italienischer Brunch. Dann weiter durch italienische Siedlungen mit mittelalterlichem Flair – dieser Pilgertag war ein Fest für alle Sinne. Nach einem anstrengenden Aufstieg am Ende des Tages erreichten die Radpilger ihre Unterkunft. Sie befand sich in einem ehemaligen Priesterseminar, das als Tagungshotel umgebaut wurde. Manche besuchten noch die historische Altstadt von Cortona, die meisten aber gingen nach dem Abendimpuls, voll von Eindrücken, aber körperlich ziemlich mitgenommen, schnurstracks ins Bett. Am nächsten Tag waren es nicht ganz so viele Kilometer, aber ein umso interessanteres Ziel: „Santa Maria degli Angeli“ am Fuße von Assisi. In der Portiuncola-Kirche des heiligen Franziskus wurde eine Abendandacht gehalten und in einem Vortrag eines jungen italienischen Mönches und einem Video das Leben und Wirken von Franziskus und Klara betrachtet. Dies setzte sich dann in Assisi am nächsten Tag fort, wo in der gigantischen Kirche „San Francesco“ eine beeindruckende Führung durch einen deutschen Franziskanerbruder stattfand. Inspiriert vom Geist des heiligen Franziskus und seiner Begleiterin, der heiligen Klara, erkundeten die Pilger einzeln oder in kleinen Gruppen das reizvolle Städtchen und die vielen Wirkungs- und Gedächtnisstätten der beiden Heiligen. Am späten Nachmittag fuhr man dann mit den Rädern die kürzeste Tagesetappe der Wallfahrt. Nach 50 Kilometern gelangte die Gruppe nach Spoleto in die Villa Redenta, mit einem großen parkähnlichen Garten. Dort wurde mitten im Freien Andacht gehalten. Je nach den Gegebenheiten fanden die Andachten und Gottesdienste täglich morgens beziehungsweise mittags und jeden Abend, in Gottes freier Natur oder in Kirchen oder Kapellen, statt. Dank der Musik von Monika Thierstein (Gitarre) und Christina Müller (Querflöte) und der Wallfahrtsmusikanten mit ihren Blasinstrumenten waren diese Impulse immer wieder der Höhepunkt eines jeden Pilgertages. Die liturgischen Leiterinnen Martina Schierling und Traudi Oppelt hatten thematische Gebetseinheiten und Gottesdienste vorbereitet. Wie ein Wimpernschlag vergingen die körperlich anstrengenden, aber für den Geist so erholsamen und erfahrungsreichen Wallfahrtstage. Und schnell befand man sich sozusagen schon vor den Toren Roms. Den Abend vor der Abschlussetappe genossen die Pilger in einem Lokal mit herrlich italienischem Flair. Vom Theaterstück „Wildsau mit Eiche“ bis zu den Pilger-Schnaderhüpferln, von leisen Zeilen bis hin zum Pfarrer Nüsslein – viele Interpreten gaben ihre Arrangements zum Besten. Joachim Kunzmann bedankte sich im Namen aller Radpilger für die gute Organisation und für viele eindrucksvolle Kilometer. Ein großer Dank galt vor allem Werner Gegner aus Gerolzhofen, der in wochenlanger Kleinarbeit die Route geplant hat. Ebenso Matthias Schmelzer und Klaus Beckert, die als Tourführer immer wieder die richtigen Einmündungen und Schlagloch-Umfahrungen suchten und fanden. Ein herzliches Vergeltsgott wurde auch den souveränen Teams der Begleitfahrzeuge ausgesprochen, allen voran Michaela Köhler, Stefan Kamm und Barbara Johannes, die neben vielen anderen Arbeiten vor allem immer Unmengen von Brotzeiten, Obst und Kuchen aufgetischt hatten. Die ärztliche und logistische Unterstützung von Konrad Pfister war ebenso unverzichtbar. Der vielfältigen Helferschar um Brigitte Müller – den Absperrern bis hin zum Mechaniker Florian Köhler, den Kaffeekochern und dem Organisationsteam um Manfred Vogt, der die Wallfahrt über eineinhalb Jahre geplant hatte – wurde dann minutenlang Applaus gespendet. Doch dann hieß es Kraft bei der Nachtruhe tanken, um die letzte anstrengende und vor allem verkehrsmäßig sehr gefährliche Route in die heilige Stadt in Angriff zu nehmen. Die Gegensätze hätten nicht größer sein können: Frohgemut mit einem Pilgerlied auf den Lippen merkte man bei der Mittagsrast, dass man am Straßenstrich der römischen Vororte gelandet war. Doch unbeirrt ging es weiter auf die letzten Kilometer, die dann zum Glück durch einen Radweg entlang des Tibers erleichtert wurden. Als die Pilger ihre Räder die Treppe vom Tiber zur Prachtstraße Richtung Vatikan hochtrugen, wurde ihnen ganz mulmig. Das Ziel war in greifbarer Nähe. Die Straße wurde abgesperrt und der letzte Kilometer wurde langsam, mit Blick auf den Petersdom, mit dem Rad gepilgert. Applaus brandete plötzlich von allen Seiten auf. Mit Tränen in den Augen erlebten die Radwallfahrer dann auf dem Petersplatz einen herzlichen, erhebenden, unvergesslichen Empfang durch die Buspilger aus Oberschwappach und Umgebung. Selbst in den Petersdom durften die Pilger trotz langer Besucherschlangen feierlich einziehen. In der Kathedrale wurde ein Segensgebet gesprochen, bevor alle gemeinsam mit dem Rektor des Campo Santo Teutonico den Ankommensgottesdienst im Vatikan feierten. Je nach Interesse konnten dann in den nächsten beiden Tagen die Bus- und Radpilger an einem vielfältigen Besuchsprogramm in Rom teilnehmen, das die Familienseelsorgerin Dagmar Schnös organisiert hatte. Die letzte Nacht stand dann nochmal unter dem Zeichen der Gebetsanliegen aus der Heimat. In einer spontanen mitternächtlichen Agape-Feier wurde darum gebetet, dass alle Pilger viel von Ihren Erfahrungen mit in den Alltag nehmen können. Am letzten Tag feierte die Gruppe ihren Abschlussimpuls am Kolloseum. Mit riesigen Seifenblasen wurde der Pilgerspruch dargestellt: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“.
Nach der langen, nächtlichen Heimfahrt im Bus freuten sich die Pilger über das Frühstück, das Claudia und Rainer Deublein mit ihren Helfern für alle in der Heimatgemeinde vorbereitet hatten. Der krönende Abschluss war dann der Gottesdienst mit Pfarrer Schwarz. Viele Familienangehörige und Freunde empfingen die Wallfahrer und freuten sich über ihre Rückkehr. Zum Schluss hieß es dann: Auf Wiedersehen bis zur Radwallfahrt nach