„Schaffen Sie ein katholisches Zentrum zum Zwecke der Jugendpflege, der Erwachsenenbildung sowie der Freizeitgestaltung und Bildungsarbeit für ältere Menschen für Stadt und Region Würzburg!" Diesen Auftrag formulierte die Bistumsleitung Mitte der 1960er Jahre und gab damit den Startschuss für die Schaffung eines Bildungshauses, das in den vergangenen 40 Jahren für viele Menschen zu einem Stück Heimat geworden ist.
Vereinsgründung
Um den Wunsch nach einem Bildungshaus in die Tat umzusetzen, gründete man in einem ersten Schritt den Trägerverein „Matthias-Ehrenfried-Haus e. V.". Neben Vertretern der beiden Würzburger Stadt-Dekanate, des Dekanats Ochsenfurt, der Caritas, der DJK, der beiden bischöflichen Hauptabteilungen „Seelsorge" und „Außerschulische Bildung", des bischöflichen Jugendamts und der Katholischen Akademie Domschule fanden sich am 19. April 1968 auch eine Handvoll persönlicher Gründungsmitglieder ein, unter ihnen Peter Buschkühl, Hubert Betz, Engelbert Muth sowie die späteren langjährigen Vorsitzenden Gustl Hostombe und Erich Glock.
Dass man der jungen Gründung den Namen des Würzburger Bischofs Matthias Ehrenfried verlieh, bedeutete „mehr als einen Akt pietätvoller Erinnerung", wie Domkapitular Dr. Theodor Kramer damals betonte. Der Name Matthias Ehrenfried sei vielmehr ein „Programm, das Ziel und Zweck des Regionalzentrums repräsentiert", nämlich „Auseinandersetzung mit der Zeit und Begegnung mit dem Menschen in der Atmosphäre lebendigen Glaubens". Bischof Matthias Ehrenfried (1924-1948) hatte sich klar gegen die nationalsozialistische Ideologie gewandt und dem Regime immer wieder die Stirn geboten. Bis heute verbindet das Haus deshalb mit seinem Namenspatron „die Verpflichtung, für die Freiheit des Menschen und gegen ideologische Bedrohungen einzutreten".
Grundstückssuche
Im zweiten Schritt machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Die Verantwortlichen fassten ein Areal im Schatten der Würzburger Stift-Haug-Kirche ins Auge, auf dem die Ruinen des Kapitelhauses des früheren Kollegiatstiftes Haug standen. Der barocke Prunkbau war 1699 bis 1701 von Antonio Petrini erbaut und am 16. März 1945 massiv zerstört worden. Am 16. Oktober 1969 unterzeichneten der Trägerverein und die Kirchenstiftung Stift Haug als Grundstückseigentümerin einen Erbbaurechtsvertrag, der der Gemeinde Stift Haug auch die Nutzung des Hauses als Pfarrzentrum zusicherte.
Die Pläne für den Neubau wurden von Bruno Brückner (Bischöfliches Bauamt) erstellt. Nach dem Abbruch der Ruinen im November 1969 konnten die Bauarbeiten bereits im darauf folgenden Frühjahr beginnen. Während außen die zerstörte Petrini-Fassade wiedererstand, errichtete man dahinter ein modernes Gebäude mit Werk- und Klubräumen, Lesezimmer, Gymnastiksaal, Lehrküche, Diskothek, Kegelbahn, Gemeinderäumen und einem großen Saal für 300 Personen. Am 2. Oktober 1972 wurde das Haus vorläufig in Betrieb genommen und schließlich am 13. Januar 1973 von Bischof Josef Stangl eingeweiht.
Mit der Fertigstellung des Matthias-Ehrenfried-Hauses erfüllte sich für das Stadtdekanat Würzburg und die Landdekanate der Seelsorgregion Würzburg „ein lang gehegter Wunsch", freute sich Bischof Stangl bei der Eröffnung. Umso mehr, als es bis zu diesem Zeitpunkt im Raum Würzburg nur das St. Burkardushaus als diözesanes Haus der katholischen Laienarbeit gegeben habe. Künftig könnten so „viele Bereiche der Bildung in der Stadt und Region Würzburg verstärkt wahrgenommen werden". Stangls größter Wunsch für das Haus und die dort ein- und ausgehenden Menschen waren „wertvolle Angebote, die in der Vielfalt von Fragen und Problemen echte Hilfe leisten".
Das erste Leitungsteam
Genau dies war auch das Anliegen des ersten Leitungsteams aus Rektor Karlheinz Buhleier, Bildungsreferentin Edeltrud Hohmann und Geschäftsführer Gustl Hostombe. Mit einem vielfältigen Bildungs- und Freizeitangebot wollten sie „einen Beitrag leisten, dem Menschen Raum zu geben zur Entwicklung seiner Persönlichkeit und zum verantwortlichen Handeln im Geiste Jesu Christi."
Rund 35 Angebote zählte das erste Programm des Hauses vom Herbst 1972; hinzu kamen diverse Angebote der Bayerischen Hausfrauenvereinigung im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB), die ebenfalls von Anfang an hier untergebracht war. Die Schwerpunkte der Anfangszeit waren Jugend, Erwachsenenbildung und Seniorenbegegnung: Jugendliche konnten Gitarren- und Werkkurse, Gesprächsabende zum Erwachsen-Werden oder zu Glaubensfragen besuchen. „Für alle" gab es Elternseminare, ein Filmforum, ökumenische Gespräche sowie Kurse im Nähen, Backen und Kochen. Ältere Menschen konnten an Gymnastik-Kursen teilnehmen, singen, meditieren, kegeln oder auch ihre Beziehung zu den Enkeln hinterfragen.
Kontinuität im Wandel
Obwohl sich die Gesellschaft in den vergangenen 40 Jahren massiv verändert hat, ist die Angebotspalette des Hauses bis heute überraschend gleich geblieben. „Ein Mensch ist heute noch genauso Mensch wie vor 40 Jahren", begründet Jürgen Krückel, der das Haus seit 2006 leitet. So finden sich Gitarrenkurse, Kurse zur häuslichen Krankenpflege, Entspannungstechniken, Gymnastikkurse und Kreativkurse für Kinder auch in den Programmen des Jahres 2013 wieder. „Das sind einfach Dauerbrenner", so Krückel. Über die Jahre neu dazu gekommen sind Erziehungskurse, Gedächtnistraining, neue Medien und Technik, Sprachkurse und Seniorenfahrten.
Beachtlich zugenommen hat auch die Anzahl der Angebote: So listet das Haus heute etwa 100 hauseigene Angebote und Kurse pro Trimester auf; hinzu kommen offene Treffs wie das Seniorencafé oder „Cafe komm", einige externe Angebote und die Angebote des Verbraucher-Service-Bayern im KDFB. Eine geringfügige Kurskorrektur gab es bei den Zielgruppen: So sind anstelle der Jugend heute „Kinder & Familie" stärker in den Fokus gerückt. Völlig neu ist auch die Projektarbeit mit externen Partnern, durch die man sich den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen und die Zukunftsfähigkeit des Hauses stabilisieren will.
Jubiläumsfest am 21. April 2013
Start um 10.30 Uhr mit einem Pontifikalamt mit Bischof Friedhelm in Stift Haug; 12 Uhr Empfang und Stehimbiss; ab 13.30 Uhr Mitmach- und Informationsangebote im ganzen Haus, unter anderem wellcome-Ausstellung, Spiele, Kastenrutsche, Quiz, kreative Angebote, Vorträge über das Haus, Erzählcafé, Techniksprechstunde, Wii-Spiele, Entspannungstechniken, Tanz; 16.30 Uhr gemeinsamer Abschluss mit der Schüler-Impro-Gruppe T-Time.
Jubiläumsvorträge mit Blickrichtung Zukunft
Montag, 6. Mai, 19.30 Uhr:
Dr. Christine Scheel: „Zukunft Erde – Aufgaben und Chancen in Zeiten von Klimawandel, Finanzkrise und sozialer Ungerechtigkeit"
Sonntag, 9. Juni, von 10.30 bis 17 Uhr:
Mitmach- und Informationstag: „Ich will spielen! – Alle Kinder haben Rechte – weltweit"
Mittwoch, 26. Juni, 19.30 Uhr:
Nachdenkabend mit Stefan Bernhard Eirich und dem Kabarett Cherubim: „Zukunft der Kirche: die Laien".
Für Herbst sind Abende zur Zukunft der Generationen (17. Oktober) sowie zur Zukunft der Senioren in Planung.
Anja Legge
Weiterführende Links:
Matthias-Ehrenfried-Haus