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    Der Würzburger Künstler Albert Banska (1889-1957) ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten

    Ein stiller Meister der kleinen Form

    Im Jahr 2021 hat der Würzburg-Kenner Willi Dürrnagel auf die zehn Jahre zuvor verstorbene Würzburger Lyrikerin und Malerin Traute Bühler-Kistenberger aufmerksam gemacht. Als einziges Medium hat das Würzburger katholische Sonntagsblatt daraufhin die völlig zu Unrecht vergessene Künstlerin umfassend gewürdigt – mit vier Magazinseiten und dem Titelbild. Auch in diesem Jahr hat der Experte wieder einen Künstler dem Vergessen entrissen – den vor 65 Jahren verstorbenen Holzschneider Albert Banska, an den ebenso in seiner Wahlheimat Würzburg nichts mehr erinnert.

    Der einst angesehene und geschätzte Künstler starb am 20. Februar 1957. Sein Grab auf dem Würzburger Hauptfriedhof wurde vor einigen Jahren aufgegeben. In anderen Städten wäre man wohl stolz auf solch einen Künstler und würde sein Grab pflegen – man denke an die Ehrengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof. In Würzburg geschieht nichts dergleichen.

    Älteren Würzburgern ist der Name Albert Banska noch vertraut und in so mancher Wohnung hängen seine Pretiosen noch an den Wänden. Banska war vor allem ein Meister der kleinen Form. Der Holzschnitt war sein bevorzugtes Medium. Pflegte er anfangs noch in Schwarz-Weiß zu arbeiten, so erweiterte er erst sein Spektrum auf andere Farben und ging dann nahezu restlos zum Farbholzschnitt über.

    Holzschnitte

    Ursprünglich Keramiker, ließ sich Banska bereits vor dem Ersten Weltkrieg an der Münchener Kunstgewerbeschule im Holzschnitt ausbilden und wurde zum Meister in seinem Fach, vor allem im Farbholzschnitt, den er zu aquarellhafter Wirkung verfeinerte.

    Albert Banska war ein in der Stille wirkender Künstler, ein bescheidener Mensch, der die Zurückgezogenheit liebte. Wer sich aber sein Freund nennen durfte, mit dem verbrachte er auch ausgelassene, fröhliche Stunden beim Frankenwein, den er sehr schätzte. Sein bescheidenes Wesen war vielleicht ein Grund, weswegen er in Vergessenheit geriet.

    In Italien

    „In Freiheit aufgewachsen“ war Banska in der Oberpfalz, wo er am 12. April 1889 in Fischbach geboren wurde. Freiheitsdrang war ein Hauptgrund, warum der feinsinnige Kunstmensch nicht gerne Soldat geworden war. In den Ersten Weltkrieg musste er trotzdem.

    Zuvor hatte er sich bereits der Kunst verschrieben. Für den Sammelband „Dichter, Künstler, Komponisten“ schrieb er autobiographisch: „Komme vom Handwerk (Keramik) – als 17jähriger nach Neapel ,gewalzt‘. Der Schweizer Max Bucherer war im Winter 1910 mein Lehrer im Holzschnitt. Frühling 1911 wieder in Ascona und Italien. Die Landschaft im Gegensatz zum Modell fand ich hier kostenlos – so wurde ich Landschafter – Toni Faistauer und Robin Christian Andersen waren meine Freunde durch lange schöne Wander- und Hungerjahre. Einmal hatte ich im Tessin eine alte Mühle gepachtet. Dort trafen wir uns immer wieder. Das war unser Ausfallstor nach Italien, Südfrankreich und Dalmatien.“

    Wanderer durch die Landschaft

    Banska war also zunächst Keramiker und wurde dann erst Holzschneider. Nach der Keramiklehre besuchte er die Staatliche Gewerbeschule in München. Von dem Schweizer Graphiker Max Bucherer erlernte er noch vor dem Krieg die Kunst des Holzschneidens, die ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen sollte. Selten erscheinen bei ihm andere Techniken. Bucherer selbst wurde nach dem Krieg Textilfachlehrer an die Zürcher Kunstgewerbeschule und gründete in Zürich eine eigene Textilwerkstätte.

    Banska betont, dass nicht die Person sein Motiv war, sondern die Landschaft. Von seiner inneren Einstellung her war er stark der Natur verbunden und Mitglied der „Wandervogel“-Bewegung, die damals enormen Zulauf hatte. Wandern war für die Mitglieder kein Hobby, sondern eine kulturkritische Lebenseinstellung. Fränkische Winkel und Landschaften, Bergmotive und italienische Impressionen beherrschten fortan Banskas Werke.

    Der längere Aufenthalt in dem malerischen Künstlerdorf Ascona am Tessiner Ufer des Lago Maggiore lieferte dazu einen wichtigen Beitrag. Die nahe Künstlerkolonie am mythen­umrankten Monte Veritá, einem europäischen Sammelpunkt von Aussteigern und Anhängern der Freikörperkultur samt Naturheilanstalt mit Vegetariern und Veganern war den „Wandervögeln“ wesensverwandt.

    Zu früh gestorben

    Gegen Ende des Ersten Weltkriegs fand der Holzschneider schließlich in Würzburg Unterschlupf, in einer Dachwohnung am Schmalzmarkt, im Haus des ehemaligen Textilhauses Freudenreich. Doch bei dem Bombenangriff des 16. März 1945 wurde das Haus eingeäschert.

    Banska verschlug es in der Folge in „seinen Terrassen-Steingarten“, – ein Grundstück im Lützelgrund hinter Randersacker –, wo ihn unter anderem auch die bekannte Grombühler Mundartdichterin Elisabeth Scheuring gerne und oft besuchte. Angeregt durch seinen Aufenthalt in Ascona, schuf er dort aus riesigen Felsblöcken, – für uns heute unfassbar – , ein kleines Naturwunder. Wer Banska kannte, wusste, dass der Künstler diese kleine Freiheit in der Natur brauchte. „Fränkischer Muschelkalk in meinem Steingarten gibt mir ferne Erinnerungen an Italiens Bergstädte und Kastelle, Sonne und Gärten“, schrieb er in der eingangs erwähnten Lebensbeschreibung. Er starb leider viel zu früh, einige Wochen vor seinem 68. Geburtstag, nach kurzer Krankheit, in einer Würzburger Klinik.

    Seine Kunst kam an

    Künstlerisch tätig war auch seine Frau Anna, sie webte Teppiche, – und überlebte ihren Mann um 20 Jahre. Das Paar blieb – höchstwahrscheinlich – kinderlos. Von Nachfahren ist jedenfalls nichts bekannt. Banskas Holzschnitte in höchster handwerklicher Meisterschaft haben nicht nur Kunstkenner begeistert, auch den „Kleinen Mann auf der Straße“ mit nicht üppigem Geldbeutel packte die Begeisterung. – Wir sollten, ja wir dürfen „unseren“ Albert Banska nicht vergessen. Er hat die Erinnerung mehr als verdient.

    Willi Dürrnagel/jes