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Ein Schutzraum namens Franklin

Der Überregionale Beratungs- und Behandlungszentrum (ÜBBZ) Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) schuf sechs neue Behandlungs- und Betreuungsplätze für Jugendliche, die an einer Psychose leiden. Erstmals stehen damit in Unterfranken Therapieplätze für psychotische Jugendliche zur Verfügung.
WÜRZBURG. Vor zwei Jahren änderte sich Armins (Name geändert) Leben grundlegend. Bei dem Jugendlichen wurde eine Psychose festgestellt. Für Armins Eltern war das ein schwerer Schlag, schmerzlich mussten sie begreifen, dass der Junge, einst ein hoffnungsvoller Gymnasiast, nie mehr so sein wird, wie er früher war.

Armin entwickelte zunächst ein krankhaftes Misstrauen gegen andere Menschen, dann sank seine schulische Leistungsfähigkeit rapide ab. Es kamen Zwangsbewegungen hinzu, schließlich musste er in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Warum, fragen sich seine Eltern, muss ausgerechnet Armin eine so schwere Krankheit bekommen?
Das Überregionale Beratungs- und Behandlungszentrum (ÜBBZ) des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Würzburg will Jugendliche wie Armin künftig unterstützen. Seit inzwischen 25 Jahren werden in dem damals neu gegründeten ÜBBZ Kinder und Jugendliche therapiert, die an Essstörungen leiden, übermäßig impulsiv oder aggressiv sind, die Depressionen oder Ängste haben oder sich selbst verletzen. Nun schuf der SkF sechs neue Behandlungs- und Betreuungsplätze für Jugendliche, die an einer Psychose leiden. Erstmals stehen damit in Unterfranken Therapieplätze für psychotische Jugendliche zur Verfügung.
Äußere Stressfaktoren oder Drogenmissbrauch können dem Ausbruch einer meist genetisch bedingten Psychose im Jugendalter zugrunde liegen, erläutert Dr. Norbert Beck. Nach Aussage des Einrichtungsleiters hat unter 200 Jugendlichen einer eine Psychose. Wenn der Psychiater feststellt, dass ein Junge oder Mädchen psychotisch ist, geht an einer Behandlung mit Psychopharmaka kein Weg vorbei. Danach und daneben jedoch brauchen die Jugendlichen auch psychotherapeutische und pädagogische Hilfe. Zahlreiche Anfragen, die in der Vergangenheit stets abgewiesen werden mussten, zeigten dem SkF, dass auch im Bistum Würzburg eine spezielle Gruppe zur Rehabilitation psychotischer Jugendlicher dringend benötigt wird.
Was der SkF mit seiner neuen Gruppe namens „Franklin“ auf den Weg gebracht hat, beruht auf der Überzeugung, dass auch Menschen mit Handicaps – wie der extrem langsame John Franklin in Sten Nadolnys Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ – einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten können, wenn die Gesellschaft respektvoll mit den Einschränkungen dieser Menschen umgeht. Der Verband will mit „Franklin“ seine vor 55 Jahren begonnene, psychotherapeutische und heilpädagogische Arbeit für Kinder und Jugendliche in Seelennot fortsetzen.
Wieder integrieren
Die neue Gruppe hilft den Jugendlichen, sich sozial, emotional und schulisch wieder zu fangen, und sie trägt erheblich zur Entlastung der Eltern bei, erklärt Norbert Beck. Zwei Jahre lang werden die ÜBBZ-Mitarbeiter versuchen, die oft aus allen Beziehungssystemen herausgefallenen Jugendlichen durch therapeutische Maßnahmen, Anleitung zur Alltagsbewältigung und kreative Projekte wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Wichtig ist die wöchentliche Beratung und Untersuchung der Jugendlichen durch eine eigens für die neue Gruppe engagierte Konsiliarärztin der Würzburger Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Ein bedeutsames Ziel ist die Verbesserung der schulischen Situation. Der ehemalige Gymnasiast Armin zum Beispiel fiel, was niemand in seiner Familie erwartet hätte, durch die Psychose auf Hauptschulniveau. Die Gefahr droht, dass Jugendliche wie er nach längerer Krankheit plötzlich ohne Abschluss dastehen. Darauf reagiert das Beschulungskonzept des SkF, das die oft direkt von der Klinik kommenden Jugendlichen durch zunächst täglich einstündigen, sich gemäß der Leistungsfähigkeit des jungen Menschen allmählich steigernden Unterricht in der SkF-eigenen Elisabeth-Weber-Schule wieder an schulischen Leistungsdruck gewöhnt. Armin werden die ÜBBZ-Mitarbeiter so fit machen, dass er bald in eine Würzburger Realschule gehen kann ist sich Norbert Beck sicher
Daneben muss Armin in den kommenden zwei Jahren lernen, alltägliche Aufgaben wie kochen, einkaufen und aufräumen zu bewältigen. In den vergangenen Monaten kümmerten sich seine Eltern, Ärzte und Therapeuten um ihn, künftig soll er die Verantwortung für sein Leben selbst übernehmen können. Noch bedeutet das für Armin als einer der ersten Jugendlichen, die in die neue Gruppe aufgenommen wurden, eine gewaltige Herausforderung. Was ihm hilft: Sein Vater und seine Mutter stehen entschlossen hinter ihm und machen ihm immer wieder Mut.