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Der Weg zum „Domschatz Würzburg“ führt ab sofort ganz automatisch über den Dom selbst. Frank Kupke ist für das Sonntagsblatt mit Dr. Wolfgang Schneider durch die neuen Ausstellungsräume gegangen.
„Hier im Eingangsbereich zur Dom-Dokumentation wird die Kasse sein“, erläutert Dr. Wolfgang Schneider. Der stellvertretende Kunstreferent der Diözese war maßgeblich an der Neukonzeption der Domschatz-Ausstellung beteiligt. Frank Kupke ist für das Sonntagsblatt mit ihm durch die neuen Ausstellungsräume gegangen.
Schneider betritt die Dom-Dokumentation durch die Tür im südlichen Seitenschiff nahe der Infotheke. Er durchschreitet den taufkapellenartigen Raum, in dem Funde zur Baugeschichte zu sehen sind. Am anderen Ende geht es in den neuen Ausstellungsbau.
Die Besucher stoßen sogleich auf die ältesten und berühmtesten Stücke: die romanischen Löwenkopf-Türzieher. „Wir haben hier, passend zu diesen Ausstellungsstücken, eine Eingangssituation geschaffen“, erläutert Schneider. Die beiden Löwenköpfe stammen aus dem unter Bischof Bruno ab 1040 errichteten Dombau und befanden sich bis zur Zerstörung des alten Würzburg am 16. März 1945 an den Sakristeitüren im Hochchor. Nach dem Krieg galten sie als verschollen, wenn nicht gar als zerstört, bis der eine Türzieher plötzlich wieder auftauchte und 1982 als Geschenk des Kunstexperten Hermann P. Lockner in kirchlichen Besitz zurückkam. Den zweiten kaufte die Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg 2003 zurück. Ursprünglich dürften sich die Löwenköpfe nach einhelliger Meinung wohl am Hauptportal des Kiliansdomes befunden haben.
Von der Vitrine mit den Löwenköpfen wandert der Blick durch den niedrigen Saal, den an den Seiten quergestellte Vitrinen gliedern. Für eine zusätzliche räumliche Rhythmisierung sorgen auf der linken Seite mehrere Pfeiler. LED-Lampen setzen die Vitrinen und den Raum dezent aber gezielt ins rechte Licht. Die Halle selbst besitzt eine deutlich geringere Höhe als die hochgewölbten Räume des Marmelsteiner Kabinetts in der Plattnerstraße. Wie der stellvertretende Kunstreferent erläutert, ist die geringere Deckenhöhe der Grund, weshalb die Lichtampeln für das ewige Licht nicht mehr gezeigt werden können. Sie würden sonst auf Fußhöhe hängen. Andere Ausstellungsstücke wie die mittelalterlichen Textilfragmente zeigt man aus pragmatischen und ästhetischen Gründen nicht mehr. Ihre Bedeutung wäre nicht jedem Besucher ersichtlich. Daher hat sich die Zahl mit knapp hundert Objektnummern laut Schneider etwas reduziert, was aber mit einer Konzentration aufs Wesentliche einhergehe.
Grabdenkmale
Dafür sind jedoch einige bedeutende Objekte hinzugekommen. Das sind vor allem die beiden Epitaphien (Grabdenkmale) aus dem frühen 16. Jahrhundert: die Grabmale der Domherrn Heinrich Schott von Schottenstein und Johannes Schott von Schottenstein von 1512 aus der Riemenschneider-Werkstatt und die bronzene Grabplatte für den Domherrn Martin von der Kere von 1507. „Die Grabplatten befanden sich ursprünglich in der Sepultur, von wo sie im Zuge des Umbaus des Burkardushauses hierherkamen“, berichtet Schneider. Er betont, dass man die bereits am früheren Ausstellungsort, dem Marmelsteiner Kabinett, praktizierte konzeptionelle Dreiteilung auch am neuen Standort beibehalte. Die räumliche und inhaltliche Nähe lege dies nahe. Der Domschatz gliedert sich demnach in folgende Bereiche: der Dom als Grablege der Bischöfe, der Dom als gottesdienstlicher Raum und der Dom als Bischofskirche.
Für den Fußboden des Neubaus wurde der gleiche Lahner Marmor verwendet wie nebenan im Dom. „Das schafft unbewusst eine optische Anbindung an die Bischofskirche“, findet Schneider. Es liege jedoch leider in der Natur der Sache, dass sich der Domschatz heutzutage nur als „magerer Rest“ dessen zeigt, was er einstmals gewesen ist. Der Grund dafür ist, dass seine Geschichte eine Geschichte von Verlusten ist. Der Kern eines jedes Domschatzes sind die Heiligenreliquien, die oft in kostbaren Reliquiaren verwahrt werden und früher zu bestimmten Zeiten den Gläubigen gezeigt wurden.
Die wichtigsten Dom-Reliquien sind in Würzburg die Häupter der drei Frankenapostel, die seit 1967 im Hauptaltar verwahrt werden und immer zur Kilianioktav, in der Woche um den 8. Juli, ausgestellt sind. Einst wurden zu diesem Termin sämtliche Reliquien des Doms gezeigt, und wer zum Erhalt und Schmuck dieses „Heiltums“ – wie die Reliquiensammlung genannt wird – beitrug, konnte so einen Ablass von Sündenstrafen erwerben. Hierzu ergingen sogenannte „Heiltumsweisungen“.
Ein erstes Würzburger Reliquienverzeichnis stammt aus der Zeit um 830, ein 1493 erschienenes Heiltumsbüchlein weist 37 Reliquiare auf.
Erhebliche Verluste
Zu diesem eigentlichen Herz des Domschatzes kamen, meist durch Stiftungen von Bischöfen und Domkapitularen, weitere Objekte hinzu, vor allem Bischofsinsignien, Paramente und liturgisches Gerät – Monstranzen, Kelche und Ziborien – in Gold- und Silberschmiedearbeit. Trotz dieser Zuwächse gab es immer wieder erhebliche Verluste: Zur Geldbeschaffung im Markgrafenkrieg von 1552 hat man die wichtigsten Edelmetallbestände eingeschmolzen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Domschatz 1631 Kriegsbeute der Schweden. 1794 wurden große Teile des Domschatzes, darunter die silbernen Reliquienbüsten der Frankenapostel von 1673, zur Finanzierung des Koalitionskrieges gegen Napoleon zu sogenannten „Pro Patria“-Münzen eingeschmolzen. „Pro Patria“ bedeutet „Für das Vaterland“. Die Münzen werden gezeigt und die Büsten sind auf einem Oswald-Onghers-Gemälde von 1674 zu sehen. Mit dem Ende des Fürstbistums 1803 ging ein weiterer schwerer Verlust einher.
Viele der wenigen noch erhaltenen und nicht ausgelagerten Objekte, die unter anderem hinter dem Altar, in einer Hochchornische und in der Domsakristei verwahrt waren, wurden beim Bombenangriff zerstört. Zu den Resten, die den Krieg überstanden hatten, kamen später bischöfliche und andere Zustiftungen sowie Funde aus historischen Bischofsgräbern hinzu.
Zu den bedeutendsten Grabfunden gehören die Bischofsinsignien von Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372–1400). In der Krümme des Bischofsstabes ist eine Madonna zu sehen, bei der das Jesuskind am Zeigefinger lutscht.
Echtes Kampfschwert
Dieses in Mainfranken in der Spätgotik beliebte Motiv wurde laut Schneider durch eine mittelrheinische Alabasterfigur aus der Zeit um 1360 vermittelt, die im Mainfränkischen Museum zu sehen ist. Bei dem Schwert handele es sich nicht etwa um ein Repräsentations-, sondern um ein echtes Kampfschwert. „Das passt recht gut zu Bischof Gerhard von Schwarzburg, der ja vor allem durch die Schlacht von Bergtheim bekannt ist“, erklärt Schneider. In der blutigen Schlacht am 4. oder 11. Januar 1400 besiegte das bischöfliche Heer endgültig die aufständischen Würzburger Bürger, die die Reichsunmittelbarkeit – also die direkte Unterstellung unter den Kaiser und nicht unter den Bischof – angestrebt hatten.
Friedlicheren Charakter hat ein anderes bischöfliches Ausstellungsstück, die „Kirchenvätermitra“, die wohl 1631 für die Bischofsweihe von Franz von Hatzfeld entstand. Ihre Reliefstickerei zeigt die Heiligen Gregor, Hieronymus, Ambrosius und Augustinus. Die Paramentenausstellung ist um zwei Gewänder aus den Ornaten von Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn (er regierte 1719–1724) und Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (1724–1729) erweitert worden.
Wechselbeziehungen
Gezeigt werden nun auch zwei Gemälde mit Bischofsinsignien: Das eine zeigt Johann Philipp von Greiffenclau, Fürstbischof von 1699 bis 1719, auf dem Totenbett, das andere einen namenlosen Bischof, der bei einer Priesterweihe einem Neupriester die Tonsur schneidet. In einer Vitrine ist die entsprechende Schere zu sehen. „Solche Beziehungen zwischen den Objekten zu schaffen, ist uns sehr wichtig“, sagt der stellvertretende Kunstreferent. An den Vitrinen soll es zudem – anders als im Marmelsteiner Kabinett – umfassende Erläuterungen geben. Ferner denkt man an die Anschaffung von Audioguides.
Service
Öffnungszeiten Domschatz Würzburg:
Montag bis Samstag 10–17 Uhr, Sonntag 14–17 Uhr. Führungen ab 5. Juli 14-tägig.
Internet:
„www.domschatz.bistum-wuerzburg.de“
Kompletter Domschatz-Katalog:
„www.museum-am-dom.de/katalog/uebersicht.php?museum=domschatz“.